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Obwalden

Obwalden zeichnet die Sachsler Fotodynastie Reinhard mit Kulturpreis aus

Der Kanton ehrt die drei Sachsler Fotografen Joseph, Sepp und Daniel Reinhard mit dem Obwaldner Kulturpreis.
Daniel Reinhard (links) mit Vater Josef und dessen Vater Joseph in der Mitte.Bild: PD

Matthias Stadler

Seit 1969 vergibt der Kanton Obwalden in regelmässigen Abständen – meistens im Dreijahresrhythmus – den Obwaldner Kulturpreis. «Die ehrenvolle Auszeichnung soll insbesondere Urheber eines umfangreichen Werks würdigen, das aufgrund seiner Qualität und Aussagekraft auf das Kulturleben im Kanton über längere Zeit hinweg einen befruchtenden Einfluss hatte und weiterhin hat.» So umschreibt das Bildungs- und Kulturdepartement (BKD) den Preis. Dieser werde für besondere Verdienste um kulturelle Werte und um künstlerisches Schaffen verliehen.

Heuer erhalten drei Personen aus Sachseln diese mit 5000 Franken dotierte Auszeichnung: Joseph, Josef und Daniel Reinhard. In dieser Reihenfolge Grossvater, Vater und Sohn. «Der Kanton ehrt damit das generationenübergreifende Gesamtwerk der drei Fotografen, das als Langzeitdokumentation von ästhetisch hoher Qualität weit über den Kanton ausstrahlt», schreibt das BKD.

Unglücksfälle fotografisch festgehalten

Über die Jahrzehnte hinweg sind im Rahmen von Publikationen, Ausstellungen oder filmischen Dokumentationen Teile der Fotosammlung der Öffentlichkeit präsentiert worden. Dies sei Material genug, um den «enormen kulturgeschichtlichen Wert dieses Gesamtwerks für den Kanton Obwalden erkennen und würdigen zu können».

Angefangen hat die Geschichte mit Joseph Reinhard, 1901 in Sachseln auf die Welt gekommen. Der gelernte Coiffeur brachte sich das Fotografieren selber bei. Er fokussierte sich bei den Sujets vor allem auf Landschaften. 1932 eröffnete er in Sachseln ein Papeterie- und Fotogeschäft. Im eigenen Verlag erschienen zahlreiche Postkarten. Er führte den Betrieb bis zu seinem Tod 1975 mit seinem Sohn Josef «Sepp» Reinhard.

Dieser wiederum wurde 1931 ebenfalls in Sachseln geboren. Ende der 40er-Jahre begann er, als Fotoreporter zu arbeiten. Er machte sich einen Namen als «Katastrophen-Sepp», da er diverse Unglücksfälle in Obwalden fotografisch festhielt. Zwischen 1930 und 1970 stammte beinahe jedes Bild aus Obwalden, das in der regionalen oder nationalen Presse erschien, aus dem Hause Reinhard, schreibt das Bildungs- und Kulturdepartement weiter. «Diese unzähligen, häufig auch künstlerisch wertvollen Fotografien aus vier Jahrzehnten haben das Selbstverständnis der hiesigen Leute und ihre Wahrnehmung des eigenen Lebensraums stark mitgeprägt. Sie gehören zum kollektiven Bildgedächtnis vieler Obwaldnerinnen und Obwaldner.»

Obwalden nach aussen getragen

Sepps Sohn Daniel trat ebenfalls in die fotografischen Fussstapfen. 1960 in Sachseln geboren, absolvierte er die Ausbildung zum Fotografen in Wien. Er machte sich später vor allem als Fotograf von Formel-1-Rennen einen Namen. Er gehörte der Szene jahrzehntelang an. 2016 – nach 553 vor Ort verfolgten Rennen – zog er sich zurück und legte den Fokus auf andere Projekte im Bereich der Industrie- und Werbefotografie.

Daniel Reinhard freut sich über die Auszeichnung, wie er auf Anfrage sagt: «Mein Grossvater, Vater und auch ich haben im Laufe unserer drei Leben viel für den Kanton gemacht. Wir haben Obwalden nach aussen getragen.» So etwa er selbst mit Obwaldner Sujets, die in Japan auf Strassenbahnen zu sehen waren. Oder Vater Sepp, der immer wieder auch für nationale Medien unterwegs gewesen sei. Der Preis sei entsprechend eine schöne Wertschätzung.

Fotograf sei einer der schönsten Berufe der Welt, sagt Daniel Reinhard: «Ich konnte überall mit dabei sein, habe viel gesehen, erlebt und viele Leute kennen gelernt.» Doch eine vierte Generation, welche die Fotografendynastie Reinhard fortführt, wird es nicht geben, erklärt er nachdenklich. «Meine Kinder werden das definitiv nicht weiterführen.» Denn heute sei es unheimlich schwierig geworden, vom Fotografieren leben zu können: «Die Honorare sind im Keller. Man kann damit kaum mehr eine Familie ernähren. Die grossen Aufträge und die Zeiten dazu sind leider vorbei.»

Einblicke in längst verschwundene Welten

Das fotografische Gesamtwerk der Reinhard-Familie beinhaltet laut dem BKD nicht nur Spektakuläres, Dramatisches, sondern auch alltägliche Motive, die aus heutiger Sicht unerwartete und rare Einblicke in längst verschwundene Lebenswelten geben würden. Diverse Ausstellungen und Publikationen gab und gibt es darüber. So etwa die 2001 erschienene Buchmonografie «Katastrophen-Sepp. Die Obwaldner Fotografen-Dynastie Reinhard».

Der Obwaldner Kulturpreis wird an einer Feier übergeben. Die Preissumme von 5000 Franken geht je hälftig an Sepp und Daniel Reinhard. Zeitpunkt und Ort der Feier sind noch nicht bekannt. Letzte Preisträger waren Alois Spichtig (Grafiker/Bildhauer, im Jahr 2010), Romano Cuonz (Schriftsteller, im Jahr 2013) und Josef Gnos (Musiker/Dirigent, im Jahr 2016).

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