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Obwalden

Obwaldner Kantischüler nehmen Krimiautorin und Kriminalpolizisten ins Verhör

Auf kriminalistische Spurensuche haben sich Obwaldner Kantischüler am Donnerstagabend begeben. Eine Krimiautorin, ein Kriminaltechniker und eine Forensikerin gewährten Einblicke in ihren Alltag.
Sie sprachen über Verbrechen und Ermittlungen dazu (von links): Manuel Bhend, Petra Ivanov, Urban Ming, Thomas Peter und Nathalie Gärtner. (Bild: Marion Wannemacher (Sarnen, 15. November 2018))

Marion Wannemacher

Monika Brunner hatte die Qual der Wahl: ein stimmiger Folk-Abend mit «Buschi und Anni» in Nidwalden oder lieber das Podium über «kriminalistische Spurensuche» in der Kantonsschule Obwalden mit der Krimiautorin Petra Ivanov. Sie entschied sich für das Podium. «Ich habe alle ihre Bücher gelesen», schwärmte die Co-Präsidentin der CVP Alpnach und ehemalige Kantonsrätin.

Mit der mehrfach ausgezeichneten Autorin, die «alles erfinden darf», am Ende des Romans müssten nur alle Fragen beantwortet sein, wie sie sagte, sassen Urban Ming, Sachbearbeiter vom kriminaltechnischen Dienst der Kantonspolizei Obwalden, und IT-Forensikerin Nathalie Gärtner von der Zuger Polizei im Podium. Dieses hatten Prorektor Thomas Peter und Geschichtslehrer Manuel Bhend im Rahmen des Anlasses «die Kantonsschule lädt ein» organisiert. Beide stellten ihren Gästen abwechselnd Fragen.

Die ersten Überlegungen am Tatort

Bei ihm seien im Vergleich zu Petra Ivanov die Abläufe genau umgekehrt, erzählte Ming. «Ich komme an den Tatort und überlege mir, wie ist der Täter vorgegangen, wo hat er was angefasst, welche Spuren hat er hinterlassen?» Der Druck, der auf ihm laste, sei nicht zu unterschätzen. Wenn beispielsweise nachts um drei das Telefon klingele, wisse er nicht, was ihn erwarte. Das könne theoretisch von einem Einbruch bis zu einem Mordfall gehen. «Ich muss richtig reagieren. Wenn ich am Anfang grobe Fehler mache, kann ich die praktisch nicht mehr aufholen, insbesondere auf die Spuren bezogen», so der Polizist.

«Das Problem bei uns ist: Wir müssen die ganze Palette beherrschen, aber wir haben nicht so viel Übungsfelder wie Zürich oder Zug. Wir haben tatsächlich nur alle fünf bis zehn Jahre einen Mord, aber wenn er dann passiert, wird von uns erwartet, dass wir genauso sauber und gut schaffen wie unsere Zürcher Kollegen.» Es sei wichtig, die Tat von Anfang an richtig einzuschätzen, ob man Hilfe brauche oder mit eigenen Mitteln daran arbeiten könne. Immerhin habe Obwalden eine Aufklärungsquote von 40 bis 50 Prozent und befinde sich damit im schweizweiten Schnitt vorne.

Unter einen gewissen eigenen Druck setzt sich Petra Ivanov beim Schreiben. Sie schreibe gleichzeitig an drei Büchern, erklärte sie, und müsse jährlich eins herausbringen, damit sie davon leben könne. Während ihrer Arbeit als Redaktorin beim Hilfswerk der evangelischen Kirche Heks stellte die gebürtige Zürcherin fest, dass sie Menschen eher mit Geschichten als mit journalistischen Beiträgen erreichen konnte. So begann sie, Romane zu schreiben.

Dass sie sich ihren Stoff keineswegs aus den Fingern saugt, kam deutlich zum Ausdruck. Sie recherchiert bei Rechtsmedizin, Polizei, Justiz, Polizei, Kriminaltechniker, manchmal besuche sie gar einen forensischen Zahnarzt. In ihrem aktuellen Krimi geht es am Anfang um ein Handy, das kaputt im Wald liegt. Bislang sei sie mit der Frage nicht weitergekommen, ob man dieses finden könne, wenn es sich beim Sendemast nicht anmelde. Sie richtete ihre Frage im Podium an die Fachfrau.

Was tun mit nassen oder kaputten Handys?

Nathalie Gärtner konnte ihr Sicherheit geben. «Wenn es kaputt ist, wäre mir keine Möglichkeit bekannt.» Die Spezialistin arbeitet in einem Team mit fünf Mitarbeitern und sichert Spuren an Computern und Mobiltelefonen. Was sie denn mache, wenn ein Handy kaputt und nass sei, wollte Manuel Bhend wissen. Wenn es ganz «tot» sei, könne man eventuell den Chip auslöten oder ausfräsen und sehen, was machbar sei.

Wie sie mit den dunklen Seiten umgehe, die ihr begegneten, fragte Thomas Peter. «Es gibt Sachen, die man nicht sehen möchte», bekannte die junge Forensikerin. Für sie seien es aber Daten, Dokumente und Bilder. «Ich bin im Labor und habe keinen Kontext zu den Menschen.»

Möglichkeiten für ein «Kreuzverhör» hatten die Schüler Noëlle Bösiger, Andrina Frank und Kilian Teubner. «Haben Sie schon mal dran gedacht, eine Straftat zu begehen?», wurde die Krimiautorin gefragt. «Immer mal wieder», bekannte diese frei heraus unter Schmunzeln des Publikums. «Das letzte Mal, als ich angefragt hatte, ein Gefängnis zu betreten.» Sie habe drei Monate warten müssen und überlegt, ob es nicht einfacher gewesen wäre, wenn sie eine Straftat begangen hätte.

Ob Drogen in Obwalden ein Problem seien, wollte Kilian Teubner von Urban Ming seien. «Drogen sind in jeder Gesellschaft ein Problem. Die einen sehen Cannabis als Drogen an, die anderen nicht», sagte er. Auch Obwalden habe Drogenprobleme und versuche, diese nach den gesetzlichen Grundlagen im Griff zu behalten.

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