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Obwalden

Sie schwimmt bei jedem Wetter im See: «Am Abend weiss man, der Tag hat sich gelohnt»

Jede Woche schwimmt Mia Isenegger mehrmals im Sarnersee – auch im Winter. «Das ist meine Einzahlung an die AHV», sagt sie.

Strahlender könnte die Sonne nicht scheinen. Kein Wölkchen ist am blauen Himmel über dem Sarnersee zu entdecken. An den Tischen im Sandbett nutzen Eltern und Kinder das schöne Wetter und picknicken, gut eingepackt in warme Jacken. Die Sonne mag scheinen, aber frisch ist es allemal. Am Strand geniesst eine Familie die Sonnenstrahlen. Mia Isenegger ist mit ihrem Luzerner Niederlaufhund unterwegs. Nino schnüffelt hier, schnüffelt da und legt sich dann gemütlich in den Sand.

Bei dem, was sein Frauchen jetzt vorhat, leistet er ihr keine Gesellschaft. Rasch steigt Mia aus Schuhen, Strümpfen und wechselt unter dem Wolle-Leibchen ihre Sachen. Zum Vorschein kommt ein Bikini. Und ja, sie geht jetzt schwimmen. «Seit dem letzten Winter schwimme ich das ganze Jahr über regelmässig drei- bis viermal in der Woche», erzählt sie und lacht. «Die Kälte tut meinem System gut, ich hab eher ein hitziges Temperament.»

Mia Isenegger bestätigt, zu was andere Winterschwimmer auch raten: «Im Herbst einfach nicht aufhören mit dem Schwimmen, dann gewöhnt sich der Organismus an die Kälte.» Auch empfiehlt sie unbedingt, warme Wollsachen anzuziehen, um nicht vorher etwa schon kalt zu haben. Nein, Angst vor Herz-Kreislauf-Problemen habe sie nie gehabt, sagt sie. Die Temperaturen würden ja jeweils allmählich sinken, von über 20 auf 6 Grad Celsius, der Kreislauf gewöhne sich dran. Nach Angaben einer privaten Website aus Wilen lag die tiefste Temperatur der letzten 30 Tage am 14. März bei vier Grad. Aktuell wird der See wärmer, zu Mia Iseneggers Badezeit steht die Anzeige auf 7,8 Grad.

Der Sommer ging zu Ende, sie schwamm sich durch den Winter

Ihr allererstes Winterschwimmen liegt schon lange zurück. «Mit 27 Jahren habe ich ein Praktikum als Kauffrau in Kriens gemacht. Damals bin ich mit den Arbeitskollegen am Mittag immer nach Horw mit den Velos und dort schwimmen gegangen.» Der Sommer war zu Ende, Mia ging weiter schwimmen, fünf Tage in der Woche. «Ich glaube, das war für meine geistige Gesundheit fast noch wichtiger als für meinen Körper», sagt sie aus heutiger Sicht. «Am Abend weiss man einfach, dass sich der Tag gelohnt hat.»

Die Jahre vergingen, das Schwimmen geriet in Vergessenheit. Inzwischen ist Mia Isenegger Mutter einer 12-jährigen Tochter. Sie erzieht sie allein. Heute bedeutet ihr das Schwimmen, gerade auch im Winter, wieder viel. «Man spürt, wie stark man ist – nicht so zerbrechlich, wie man meint.» Aktuell ist die gelernte Hotelfachfrau auf Jobsuche, ihr Fokus ist weit. «Ich möchte mit allem Lebendigen arbeiten, mit Pflanzen, Tieren, Menschen», sagt die 44-Jährige, der man ihr Alter nicht ansieht. Hält Kaltschwimmen also frisch? Der See ist sehr flach, das gibt vom Land aus kein Bild. Fürs Foto muss auch die Journalistin ins Wasser nach, also Schuhe und Strümpfe aus, Jeans hochgekrempelt und rein. Das Wasser ist schon sehr kalt, wie der Selbsttest zeigt.

Winterschwimmen erzeugt verschiedene Reaktionen

Mia Isenegger, die manche vielleicht auch als Schauspielerin kennen (sie spielte unter anderem im «Blauen Engel» des Kleintheaters Sachseln die Lola und moderiert die Zauberlaterne), schwimmt noch eine genüssliche Runde und entsteigt dann den Fluten. Die Reaktionen, die ihr im Winter begegnen, teilt sie in verschiedene Kategorien: «Viele reagieren gar nicht, manche bezeugen ihren Respekt und wollen wissen, was das Schwimmen mit ihr mache, und andere wieder sind völlig fasziniert.»

Hin und wieder komme auch eine Freundin mit. «Oh, wow, das möchte ich auch einmal erfahren», habe ihr diese gesagt. Doch ob mit, ob ohne Begleitung: Mia Isenegger schwimmt auf jeden Fall ihre Runden.

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