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Uri

Beim Repair-Café in Altdorf legen Besucher selber Hand an

Am Samstag nutzten 53 Personen die Möglichkeiten, defekte Gegenstände auf Vordermann zu bringen. Ehrenamtliche Fachpersonen leisteten mit ihrem Know-how Hilfe zur Selbsthilfe.
Beim Repair-Café muss man manchmal bis ins Innerste eines Gegenstandes vordringen, um die Ursache zu finden. (Bild: Claudia Naujoks, Altdorf, 19. Oktober 2019)
Selbst Hand anlegen ist ausdrücklich erwünscht. Hier säubert die Besucherin den Motor ihres Staubsaugers. (Bild: Claudia Naujoks, Altdorf, 19. Oktober 2019)
Hier wurde keine Mühe gescheut, um den siebenarmigen Leuchter pünktlich zur Weihnachtszeit wieder zum Leuchten zu bringen. (Bild: Claudia Naujoks, Altdorf, 19. Oktober 2019)

Claudia Naujoks

Claudia Naujoks

Claudia Naujoks

Ob Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik oder Computerzubehör: Im Repair-Café, das im Kanton Uri im Rahmen des 4. Schweizer Reparaturtages in den Räumlichkeiten von Hackerspace Uri im Neuland Altdorf am vergangenen Samstag stattgefunden hat, konnten die Besucher ihre defekten Geräte bringen. Diese wurden unter fachkundiger Anleitung und mit vor Ort zur Verfügung stehenden Werkzeugen und Messgeräten repariert.

Auch aus Altem etwas Neues schaffen, so genannte Upcycling-Projekte konnten ebenfalls verwirklicht werden. Damit verfolgt Hackerspace gemäss der Vereinbarung mit dem Konsumentenschutz und der Initiative «E chline Schritt» das Ziel, auf die Herstellerstrategie des geplanten Verschleisses von Gegenständen zu reagieren.

Unter den Geräten hat es die eine oder andere Rarität

Den ehrenamtlichen Helfern und ihrem Präsidenten Walter Planzer ist es besonders wichtig, dass sie «keine Dienstleister sind, sondern Hilfe zur Selbsthilfe» leisten. Zu den Fachkräften gehören technikinteressierte Studenten, ein Konstrukteur, ein Metallbauer, ein Textilfachmann, Informatiker, Elektroniker, Handwerker, wie Schreiner, und eine gelernte Näherin.

Eine Besucherin darf den Motor ihres Staubsaugers selber mithilfe eines Industriesaugers säubern. Die zwei Frauen, die einen siebenarmigen Leuchter bringen, der nicht mehr leuchtet, können dem Fachmann tatkräftig zur Hand gehen, als er das Holzgehäuse eröffnet, um an die Elektrik im Inneren zu gelangen. Da bekommen die Fachleute auch die ein oder andere Rarität zu Gesicht, wie zum Beispiel einen Kabelstecker von vor 80 Jahren, der zu einem gusseisernen Backgerät für Brezel gehört. Das Kabel hat eine defekte Stelle und wird aus Sicherheitsgründen kurzerhand durch ein neues ersetzt. So kann das herrliche Backwerk weiterhin hergestellt und genossen werden. Mehrfach erzählen die Besucher, dass sie von den Elektronikfachgeschäften mit der Aussage, dass es sich wirtschaftlich nicht lohnen würde, das Gerät zu reparieren, unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt werden. Dabei fehlt manchmal nicht viel. Der CD-Spieler einer Frau aus Altdorf läuft nun wieder einwandfrei, weil die Laserlinse jetzt wieder an der richtigen Stelle sitzt.

Einen ernsthaften Versuch ist es allemal wert, genau hinzusehen, wenn es dann doch nichts mehr zu retten gibt, hat man auf jeden Fall etwas dazugelernt. Vielleicht, wie es im Innern des Föns aussieht, vielleicht, dass man nächstes Mal einen Wasserkocher ohne Kunststoffeinsatz kauft, weil dieser eine Schwachstelle darstellt, die leck werden könnte, oder vielleicht, dass man beim Kauf eines neuen Stabmixers auf die Reparierbarkeit achtet.

Nächstes Repair-Café findet im April 2020 statt

«Vor allem die Gehäuse von Haarfön und Stabmixer sind oft aus einem Guss oder Staubsauger haben spezielle Schrauben, sodass die Gehäuse nur mit Gewalt geöffnet und hinterher geleimt werden müssen», sagt Walter Planzer. Deshalb setze sich der Konsumentenschutz auch auf politischer Ebene für eine bessere Reparaturfähigkeit ein. Die häufigsten reparaturbedürftigen Geräte, die ihre Besitzer bringen, seien Mixer und Lampen. Auch Computer seien dabei, jedoch nicht so häufig. Hackerspace führt das Repair-Café vier Mal im Jahr durch, aber Planzer würde es begrüssen, wenn es noch mehr Initiativen für dieses Konzept gäbe. Gerne würde er auch mit Know-how unterstützen. Das nächste Repair-Café findet am 18. April 2020 von 8 bis 16 Uhr im Zeughaus in Altdorf statt.

Trotz der Herbstferien ist mit 80 Kilogramm der Rekord der reparierten Geräte im Vergleich zum Vorjahr von 75 um 5 Kilogramm überboten worden. Von 26 gebrachten Gegenständen konnten deren 15 repariert werden. 53 Personen kamen vorbei.

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