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Uri

Das vergessene Paradies: Arnisee bleibt im Coronasommer eine Idylle

Inmitten der Berg-Arena präsentiert sich ein Ausflugsziel, das trotz Corona wenig überlaufen ist.
Anita Svay hat über Instagram vom Arnisee erfahren. (Christian Tschümperlin)
Claudio Arnold aus Silenen geht die Ferien gemütlich an. (Christian Tschümperlin)
Ravi Tiwary aus Luzern mag die Urner. (Christian Tschümperlin)
Die Hunde Adone (links) und Muffi (rechts) der Besitzer Caroline und Daniel Kühnis-Gerig. (Christian Tschümperlin / Urner Zeitung)
Mathias Renggli ist mit seinen Kolleginnen aus Ruswil da. (Christian Tschümperlin)

Christian Tschümperlin

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Leise liegt er da: Der Arnisee am Montagnachmittag. In der kühlen Bergluft vibrieren aus der Ferne schwarze Kuhglocken. Die Quelle ist schnell verortet: Am Ufer posiert eine stattliche Hornkuh.

Nur wenige Schritte entfernt trifft man am Waldrand auf die Familie Svay aus Zürich. Sie haben die Grossstadt-Hektik hinter sich gelassen um die frische Luft, das klare Wasser und die Blumenwiesen zu geniessen.

«Auf den Arnisee wurden wir über Instagram aufmerksam», sagt Anita Svay. Die Idylle sei noch toller als erwartet. «Es hat mich aber überrascht, dass die Kühe am Arnisee auch auf Wanderwegen gehen.» Der Familie Svay gefällt es im «wilden» Kanton Uri. Anita Svay hat einen Ameisenhaufen entdeckt und deutet auf eine Ecke hinter der Bank. Das «Kreuchen und Fleuchen» sei faszinierend. Und Vater Svay stellt mit Blick auf die Wiese fest: «Jede Blume ist anders.»

Claudio Arnold aus Silenen und Anu Trivedi aus Luzern haben sich soeben beim Bräteln kennen gelernt. «Ich habe das Feuer vom Vorgänger übernommen und sie stiess dazu», sagt Arnold. Eigentlich habe er ja dieses Jahr nach Mallorca fliegen wollen. «Es war uns aber zu heikel. In ganz Spanien herrscht in der Öffentlichkeit Maskentragpflicht. So ist das für uns nicht interessant am Strand», sagt er und bringt frisch gebratene Bratwürste zu seiner Frau und ihrem Kind.

Auch Anu Trivedis veganes Gemüse ist inzwischen parat. Dass sie mit ihrer Familie dieses Jahr nicht nach Griechenland konnten, bereut sie nicht stark. «Die Urner sind sehr freundlich», sagt sie. Gatte Ravi Tiwary bestätigt: «Viele gehen an die touristischen Orte: Titlis, Pilatus, Jungfraujoch, Melchseefrut. Sogar die Schweizer kennen den Arnisee oft nicht. Man denkt, Uri sei konservativ. Doch die Leute hier sind sehr offen.» Die beiden haben vom Arnisee über Facebook erfahren. «Nachher spazieren wir rundherum», sagt Tiwary.

Exil-Urnerin will Kindheitserinnerungen auffrischen

Es sind bunte Episoden mitten aus dem Leben, die einem am Arnisee zu Ohren kommen, wenn man das Gespräch mit den Leuten sucht. Da ist zum Beispiel auch dieser Biker, der gerade die Wegweiser studiert. Er kommt mit seiner Frau aus dem Wallis und hat sich auf dem Heimweg nach Schaffhausen für einen spontanen Abstecher an den Arnisee entschieden. Übernachten will er im Restaurant Alpenblick, dessen Pool sich am Abend mit Gästen füllt. Weil man im «grossen Pool», dem Arnisee, nicht schwimmen darf. Und da sind die Hunde Adone und Muffi, die vor der Bergkulisse ein tolles Bild abgeben. Sprechen können sie zwar nicht. Aber wahrscheinlich waren sie es, die ihre Herrchen Caroline und Daniel Kühnis aus St. Gallen hierher entführt haben. Exil Urnerin Caroline Kühnis-Gerig sagt: «Unsere Hunde brauchen Bewegung und wir brauchen es auch.» Sie komme oft zurück in den Kanton Uri um Kindheitserinnerungen aufzufrischen.

Etwas abseits von der Feuerstelle trifft man auf Mathias Renggli und seine Kolleginnen aus Ruswil. «Dieser Ort ist immer noch ein Geheimtipp- trotz Medienberichten», sagt er. Die aufgestellte Truppe ist in Uri auf Kurzurlaub. Eine gebürtige Urnerin ist auch unter ihnen, die gerade ihre Füsse in das kalte Nass getippt hat. «Der Arnisee erinnert mich an eine Schulreise. Irgendwie ist alles noch genau wie damals.»

Der Nachmittag neigt sich dem Ende zu, neben der Gondelbahn hinab zum Intschi bildet sich eine Menschenschlange. Die Leute setzen sich ihre Masken auf. Eine gute Sicht auf das Treiben und die Bergstation haben Daniel und Murielle Rölli mit Tochter aus Willisau. Sie sitzen im Restaurant Alpenblick. Daniel Rölli sagt: «Den Arnisee hatten wir schon länger auf dem Schirm. Es waren unsere Eltern, die mit ihren Erzählungen von der Bergwelt uns dazu bewegt haben, heute hier hoch zu kommen. » Rölli nimmt einen letzten Schluck von seinem Bier und macht sich parat für die Abfahrt. «An den heutigen Tag werden wir uns gerne zurückerinnern.»

Die schönsten Sommerfotos unserer Leser aus Uri:

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