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Uri

Franz Pfister ist tot: Er leistete grossen Einsatz für Urner Kultur

Der ehemalige Leiter des Theaters Uri würdigt die Verdienste des Verstorbenen.
Der verstorbene Franz Pfister im Jahr 2001 im grossen Saal des Theaters Uri. (Archivbild: Angel Sanchez)

Heinz Keller*

«Ich habe den Ristretto nach Uri gebracht!» Diesen Satz habe ich im Ohr, wenn ich an Franz Pfister denke. Diese Worte sind auch ein Hinweis darauf, wie er sich selbst sah: ein Macher, ein Organisator, ein Innovator und ein Vorwärtsgetriebener. Franz Pfister ist am 19. September in Luzern gestorben. Es gab keine Todesanzeige. Diese Nachricht war nur im Kleingedruckten in der «Luzerner Zeitung» zu lesen.

Er hatte eine anpackende Art

Franz Pfister befruchtete die Urner Kultur mit seiner anpackenden Art. Als Direktor ins Elektrizitätswerk Altdorf nach Uri gekommen, glaubte er hier nicht nur an die Zukunft der Stromwirtschaft. Ende der Neunziger Jahre musste sich Uri irgendwie neu erfinden. Viele Arbeitsplätze des Bundes wurden nach und nach abgebaut. Mit dem Neubau des EWA an der Herrengasse und der Hagenstrasse in Altdorf setzte er als CEO ein Zeichen der Innovation und eröffnete zugleich im Keller des Hauses Eselsmätteli die Kleingalerie Niedervolta. Das war auch der Startschuss zu seinem Engagement für die Urner Kultur.

Als die Gemeinde Altdorf das Tellspielhaus von der Tellspiel- und Theatergesellschaft Altdorf übernahm und sie sich mit dem Kanton Uri zusammen für ein Betriebsvereinskonzept zur Weiterführung des Tellspielhauses entschied, war Franz Pfister zur Stelle. Er war sowohl der Gründungspräsident als auch erster Präsident des Betriebsvereins, der sich später Forum Theater Uri nannte. Diese Aufgabe erfüllte er mit grossem Einsatz. Er war besorgt um den Aufbau einer Kulturinstitution, die über die Kantonsgrenzen hinaus Strahlkraft erlangen sollte. Ohne seine Bestrebungen gäbe es das Theater Uri in der heutigen Ausrichtung kaum.

Der kleine Saal war sein Verdienst

So ist es sein Verdienst, dass der kleine Saal des Theater Uri eingerichtet werden konnte. Der Umbau in den Jahren 2001 und 2002 sah diesen Saal nicht vor. Seine Idee war es, das Büro des Altdorf Tourismus ins Tellspielhaus zu verlegen und damit die Synergien von Theater und Tourismus, zum Beispiel im Ticketverkauf, zu nutzen. Er fand eine Geldgeberin, die den Umbau der Eingangshalle des ehrwürdigen Hauses und den darüberliegenden Saal vollumfänglich finanzierte.

Das Präsidium des Betriebsvereins Tellspielhaus hatte er dann bei Nacht und Nebel verlassen, da er die Strategie des Vorstandes und des Betriebsleiters nicht mehr mittragen konnte. Drei Dinge auf einmal zu wollen, wurde ihm zum Stolperstein. Auch sein eindrucksvolles Engagement für das Kulturform Andermatt Gotthard in schwierigen Zeiten endete unter derselben ungestümen Art, vorwärtsdrängen zu wollen.

Franz Pfister hat Grosses für die Urner Kultur geleistet. Die Gemeinde Altdorf und der Kanton Uri zeichneten seine Verdienste mit der Altdorfer Medaille (2002) und dem Goldenen Uristier (2011, bei der erstmaligen Ausrichtung) aus.

Leider gelang es ihm nicht, die Lorbeeren zu geniessen, sich als Geburtshelfer an den Kindern zu erfreuen und stolz auf deren Entwicklung zu blicken. Franz Pfister zog sich ganz aus den öffentlichen Engagements in seine Stadtwohnung in Luzern zurück. «Ich habe den Ristretto nach Uri gebracht!» bleibt nicht sein einziges Vermächtnis. Die Kultur in Uri hat Franz Pfister viel zu verdanken. Ich spreche seiner Familie mein herzliches Beileid aus.

* Der Autor dieses Artikels war 19 Jahre lang Leiter des Theaters Uri in Altdorf.

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