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Festbetrieb statt Autoverkehr: In Sisikon solidarisieren sich 400 Personen mit Einheimischen

Rund 400 Leute reisten am Samstag nach Sisikon, um am Strassenfest ihre Solidarität mit den Einheimischen unter Beweis zu stellen.
Das Sisiger Strassenfest lockte am Samstag Hunderte von Besuchern an. Bild: Bruno Arnold (Sisikon, 17. August 2019)
Auf der Axenstrasse, wo sonst täglich im Schnitt rund 16'000 Fahrzeuge Richtung Norden und Süden verkehren, spielten am 17. August 2019 beim Sisiger Strasenfest Kinder auf dem Asphalt Riesen-Mikado. (Bild: Bruno Arnold, Sisikon, 17. August 2019)
Die Besucher konnten am Strassenfest vom 17. August 2019 auch kulinarische Spezialitäten der Sisiger Gastronomie degustieren. (Bild: Bruno Arnold, Sisikon, 17. August 2019)
Von links: Baudirektor Othmar Reichmuth (SZ), Landammann und Baudirektor Roger Nager (UR) und Gemeindepräsident Timotheuus Abegg (Sisikon) waren am Strassenfest in Sisikon vom 17. August 2019 begehrte Interviewpartner.  (Bild: Bruno Arnold, Sisikon, 17. August 2019)

Bruno Arnold

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Gäste, die sich auf die Bänke an den bereitgestellten Tischen setzen, Spezialitäten der Sisiger Gastrobetriebe geniessen und sich bei musikalischer Unterhaltung ein Glas Wein oder ein Bier gönnen: Dieses Bild prägte am vergangenen Samstag das Geschehen auf der Axenstrasse, die mitten durch das Dorf führt. Dort, wo sonst täglich im Schnitt rund 16'000 Fahrzeuge Richtung Norden und Süden verkehren, flanierten Fussgänger und Kinder spielten auf dem Asphalt Riesen-Mikado oder Mühle. Eine verkehrte Welt: Für einmal mussten die (wenigen) Autofahrer und ein einziges landwirtschaftliches Fahrzeug auf die Fussgänger Rücksicht nehmen und versuchen, mit ihren Vehikeln an den Fussgängern vorbei zu zirkeln statt umgekehrt.

Der Anlass für diese verkehrte Welt: Unter dem Motto «Isch dr Axä einisch zue, hemmer zum Fyyrä üsi Rueh» hatten die Gemeindebehörden zusammen mit den Gastrobetrieben ein Strassenfest organisiert. Bezweckt wurde damit, die Sisiger Gastronomie zu präsentieren und gemeinsam mit Gästen aus nah und fern den positiven Aspekt der Axensperrung zu geniessen: die ausserordentliche und ungewöhnliche Ruhe im Dorf.

Als wichtigsten Grund für das Fest hob Gemeindepräsident Timotheus Abegg allerdings das angestrebte Ziel hervor, auf nationaler Ebene Aufmerksamkeit zu erhalten für das grösste Anliegen der Gemeinde. «Und das ist der dringend notwendige Ausbau der Axenstrasse respektive der Bau der Umfahrung», so Abegg im Gespräch mit unserer Zeitung. Was ihn speziell ärgert: Mehrere Einsprachen sind seit Jahren hängig und verzögern das Projekt, das als Kernstücke den Bau des Morschacher und des Sisikoner Tunnels vorsieht.

Solidarität als Hauptgrund für den Festbesuch

Hörte man sich unter den, nicht aus Sisikon stammenden, Festbesuchern nach dem Hauptgrund für den Aufenthalt am Strassenfest um, hörte man immer wieder ein Argument: «Solidarität zeigen». So meinte etwa ein älterer Altdorfer: «Die Sisiger sollen wissen, dass man für sie Verständnis hat und dass ihr Anliegen in der Bevölkerung Unterstützung findet.» Und ein Besucher aus Bürglen erklärte: «Wir wollen ein Zeichen setzen, und zwar Richtung Bund in Bern, aber auch an die Adresse jener Privatperson und jener Verbände, die mit ihren Einsprachen den längst fälligen Bau der neuen Axenstrasse respektive der Tunnel verhindern.»

Auch den Gegnern einen Denkanstoss gegeben

Timotheus Abegg freute sich bereits am frühen Abend ausserordentlich über den Grossaufmarsch, den er trotz grosser Konkurrenz durch die «Alpentöne» in Altdorf und das Kulinarikfestival «Brunnen kocht» registrieren durfte. «Unsere Aktion hat ein erfreuliches Echo ausgelöst. Es dürften noch nie so viele Leute ein Fest auf einem offiziellen Nationalstrassenabschnitt gefeiert haben», meinte er mit einem Schmunzeln. «Ich denke, wir haben auch den Gegnern des Axenausbaus einen Denkanstoss gegeben: Es geht in dieser Sache nicht um Kapazitätserweiterungen. Die neue Axenstrasse ist vor allem aus Sicherheitsgründen notwendig», betonte Abegg. «Ich befürchte aber, dass wir Sisiger schon bald nach der Aufhebung der Sperre wieder in Vergessenheit geraten werden. Dann müssen wir neue Ideen kreieren, um uns und unser Anliegen ins Gespräch zu bringen.»

«Der Grund für die Organisation des Strassenfests ist an sich kein positiver», meinte der Urner Landammann und Baudirektor Roger Nager. Er zeigte wie sein Schwyzer Amtskollege Othmar Reichmuth Verständnis für den Unmut der Sisiger über die aktuelle, aber auch die jahrelange Situation im Zusammenhang mit dem Ausbau der Axenstrasse und der Umfahrung von Sisikon. «Sie setzen heute ein Zeichen für die Zentralschweiz und den Kanton Tessin, aber auch in Richtung Bern und an die Adresse der Gegner des Projekts neue Axenstrasse», betonte Nager. «Die Regierung ist sich der Problematik bewusst und wird sie nicht im Stich lassen», versicherte Nager.

«Wir können solche Verfahren nicht beschleunigen»

Gleichzeitig betonten aber beide Baudirektoren, dass die Politik eigentlich machtlos sei. Reichmuth betonte: «Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat und befinden uns in einem Beschwerdeverfahren, auf das weder die von uns kontaktierten Parlamentarier in Bern noch wir als Exekutivmitglieder der Kantone Schwyz und Uri Einfluss nehmen können. Das gilt es zu respektieren. Wir können solche Verfahren nicht beschleunigen, auch wenn wir das gerne täten.»

Der Schwyzer Baudirektor betonte aber auch, dass die Kantone ihre «Hausaufgaben» erledigt hätten. «Von insgesamt 57 Einsprachen haben wir deren 53 erledigen können», so Reichmuth. Bezüglich der noch hängigen vier Einsprachen liege der Ball nun beim Uvek. Reichmuth zeigte in diesem Zusammenhang Verständnis dafür, dass man als Aussenstehender angesichts des doch eher langen Instruktionsverfahrens des Uvek etwas die Geduld verliere. «Für die Sisiger ist die Situation ganz sicher nicht einfach.»

Am Sonntag, 1. September, 15 bis 21 Uhr, ist ein zweites «Sisiger Strassenfäscht mit de Sisiger Gastromä» geplant.

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