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Integration in Uri: «Die Auseinandersetzung mit der neuen Realität führt häufig zu Enttäuschungen»

Am sechsten Urner Integrationstag wurde die Migration aus psychologischer Perspektive diskutiert. Unter anderem die Wichtigkeit von Informationen und der Unterstützung im nachbarschaftlichen Umfeld.
Luzia Jurt hielt am Integrationstag ein Referat über psychische Aspekte der Migration. (Bild: PD)

«Wie bei der Coronakrise geht es auch bei der Integration letzten Endes um Rücksichtnahme und Solidarität», sagte Regierungsrat Beat Jörg, Bildungs- und Kulturdirektor des Kantons Uri, in seiner Rede zur Eröffnung des sechsten Urner Integrationstags des vergangenen Donnerstags in Altdorf.

Unter dem Titel «Migration aus psychologischer Perspektive» setzte die Veranstaltung gemäss einer Mitteilung der Bildungs- und Kulturdirektion vom Montag die Frage ins Zentrum, welche Herausforderungen – nebst den ganz konkreten Aufgaben wie das Zurechtfinden im neuen Alltag oder das Finden einer Arbeitsstelle – migrierende Menschen in psychologischer Hinsicht zu meistern haben. Luzia Jurt, Dozentin am Institut Integration und Partizipation der Hochschule für Soziale Arbeit Nordwestschweiz, sprach in ihrem Referat über die verschiedenen Phasen, die Menschen durchlaufen, wenn sie sich von ihrem Heimatland verabschieden und in einer fremden Welt ankommen.

Die Aufnahmegesellschaft, nicht nur Migranten sind in der Pflicht

Dem eigentlichen Akt der Migration gehe oft eine minutiöse Vorbereitung voraus, in der auch Pläne für die Zukunft geschmiedet werden. «Einmal am neuen Ort angekommen, führt die Auseinandersetzung mit der neuen Realität jedoch häufig zu Enttäuschungen», so die Expertin. Wie gut die anspruchsvollen Übergänge gestaltet werden können, hange nicht nur von den persönlichen Ressourcen eines Menschen ab, sondern auch vom Bewusstsein und den Unterstützungsangeboten der Aufnahmegesellschaft. Luzia Jurt weiter:

«Die gewonnenen Erkenntnisse werden in die weitere Integrationsarbeit im Kanton Uri einfliessen.»

In den auf das Referat folgenden Diskussionsrunden setzten sich die Anwesenden mit der Frage auseinander, wie Migrantinnen und Migranten unterstützt werden können, damit der Migrations- und Integrationsprozess möglichst gut gelingt. Dass Migration – das Verlassen des Heimatlands – ein schmerzlicher Prozess ist, kann auch die Aufnahmegesellschaft nicht ändern. Aber wie gut das Ankommen gelingt, wie schnell sich jemand bei uns zu Hause fühlt, dazu können gezielte Massnahmen einen wirkungsvollen Beitrag leisten. In der Diskussion wurde denn auch deutlich, dass die Offenheit der Aufnahmegesellschaft und niederschwellige Unterstützung – zum Beispiel in Form von Nachbarschaftshilfe – das Ankommen massiv erleichtern können. Die Erkenntnisse aus den Gesprächsrunden wurden im Plenum präsentiert und von Luzia Jurt bilanziert und eingeordnet. Christian Mattli, Präsident der regierungsrätlichen Fachkommission Integration, sagte zum Schluss: «Die gewonnenen Erkenntnisse werden in die weitere Integrationsarbeit im Kanton Uri einfliessen.»

Rund dreissig beruflich in der Integration engagierte Personen, Freiwillige und Migrantinnen und Migranten fanden sich in der Aula Hagen ein, um sich über den Migrationsprozess aus psychologischer Perspektive auszutauschen. Der Integrationstag wurde gemeinsam von der Bildungs- und Kulturdirektion und dem Hilfswerk der Kirchen Uri organisiert – ein Zeichen dafür, dass nicht nur staatliche Akteure zur Integration beitragen, sondern auch zivilgesellschaftliche, private und kirchliche. (jb)

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