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Uri

Neue Ausstellung im Haus für Kunst Uri zeigt die Poesie des Alltäglichen

Eine Französin, ein Argentinier und ein Schweizer lassen im Haus für Kunst Uri auf ganz unterschiedliche Art, aus scheinbar alltäglich Banalem Kunst entstehen.
Barbara Zürcher, Direktorin im Haus für Kunst Uri, kommentiert Werke des Schaffhauser Künstlers Ulrich Meister. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 4. März 2021))
Die neue Ausstellung im Haus für Kunst Uri ist der Poesie des Alltäglichen gewidmet. Kuratorin Barbara Zürcher stellt ein Werk von Aimée Moreau vor. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 4. März 2021))
Der Künstler Martín Mele zeigt im Haus für Kunst Uri, wie er als Weltenbummler unterwegs ist. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 4. März 2021))
Der argentinische Künstler Martín Mele hat mehrere Affenskulpturen geschaffen. (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 4. März 2021))

Markus Zwyssig

Markus Zwyssig

Markus Zwyssig

Markus Zwyssig

Das Haus für Kunst Uri öffnet am Samstag zur Frühlingsausstellung. Wegen Corona ist aber alles ein bisschen anders. So gibt es weder Reden noch einen Apéro. Das Haus ist am Eröffnungstag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. «Diese Ausstellung hätte bereits im Herbst stattfinden sollen», sagte Barbara Zürcher, Direktorin des Hauses. «Wir haben aufgrund der Situation alles terminlich verschoben, sind aber mit einem hellblauen Auge davongekommen.» Barbara Zürcher hat die Ausstellung zusammen mit dem Künstler Ian Anüll kuratiert.

Zwei Künstler und eine Künstlerin stehen im Zentrum der neuen Ausstellung. Aimée Moreau findet die Objekte für ihre Malereien bei alltäglichen Dingen. Sie arbeitet mit dem, was sie in ihrer Wohnung vorfindet. So werden Plastikverpackungen und alte Weinflaschen zu einem Stillleben arrangiert. Zu sehen ist unter anderem gemalt auf Fotos ihre Mutter, ihre Tochter, und es gibt verschiedene Selbstporträts. Moreau malt in einem fast fotografischen Realismus. Mit Ölfarbe auf Leinwand, Holz oder Karton entstehen Malereien, die viel Liebe zum Detail zeigen.

Die 94-jährige Französin Aimée Moreau lebt und arbeitet in Le Lignon, in einem Hochhaus in einem Vorort von Genf. Sie kann auf ein langes Schaffen zurückblicken, hatte aber noch nie eine so grosse Ausstellung wie jetzt im Haus für Kunst Uri in Altdorf.

Weltenbummler macht aus Fundstücken Skulpturen

Ganz anders geht Martín Mele mit dem um, was er in seinem Alltag findet. Der 60-jährige Argentinier lebt und arbeitet in Buenos Aires und Düsseldorf. Er bezieht in seine Kunst Fundstücke aus dem Brockenhaus oder vom Strassenrand mit ein. Mitgenommenes und Sperrmüll werden zur Grundlage seiner Installationen und Objekte. So gibt es in einem Raum gleich mehrere Affen zu sehen. Dazu hat er zum Teil Plüschtiere in Gips getaucht und diese dann weiter bearbeitet. Mele arbeitet mit Ton, Gips und Holz und lässt damit archaische Köpfe entstehen.

Der Künstler ist zwar in der Ausstellung nicht anwesend, hat sich aber selber verewigt. So steht im Danioth-Pavillon eine Skulptur, mit seinen Unterhosen und Unterleibchen bekleidet. Daneben steht ein hellblauer Koffer. Das Werk heisst «Martin Mele mobil» und zeigt, wie er zwischen Buones Aires, Düsseldorf und weiteren Orten unterwegs ist. Dabei wartet er auf seine Kunstwerke. So wie jetzt im Haus für Kunst Uri, wo seine Werke Stück für Stück angekommen sind. Mele wollte eigentlich vor Ort arbeiten. Wegen der Coronapandemie konnte er nicht kommen. Nun wurden Arbeiten von ihm eingeflogen. Die letzten Kisten trafen erst kurz vor Ausstellungsbeginn ein.

Um die Ästhetik des Trivialen und Banalen geht es auch Ulrich Meister. Der 73-jährige Schaffhauser lebt und arbeitet seit 1967 in Düsseldorf. Nach einer Typografielehre in der Schweiz wurde er Schüler bei Joseph Beuys. Meister arbeitet dabei auch mit der Poesie von Texten und machte Sprachperformances beim deutschen Künstler. Der Schweizer zeigt eindrücklich, wie wenig es braucht, damit ein Gegenstand noch erkennbar ist. Seine Bilder sind aber trotz ihrer Reduktion weit mehr als Piktogramme. Es sind nicht einfach Abbilder, Meister hebt vielmehr das Besondere eines Gegenstands hervor. Neben der Malerei sind auch Scherenschnitte und Polaroidbilder zu sehen. Ganz in Beuys-Manier steht da ein Regenschirm. Darüber heisst es: «Er stand in der Ecke und war ganz bei sich selbst.»

Im Dachgeschoss des Hauses geniesst das Urner Institut Kulturen der Alpen Gastrecht. Dabei gibt es Einblicke in den Kosmos der Pflanzen.

Die Ausstellung im Haus für Kunst Uri ist nun für das Publikum bereit. Barbara Zürcher hofft, dass die Besucher «ihre Ängste überwinden und Freude haben, wieder eine Ausstellung zu besuchen». Mit einem guten Schutzkonzept wolle man Vertrauen schaffen. Obwohl man vorsichtig sein müsse, sei es nun Zeit für visuelle Erlebnisse und geistige Nahrung.

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