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Uri

Urner Schüler gehen auf Tuchfühlung mit den Bachbewohnern

16 Urner Schulklassen sind derzeit an verschiedenen Bächen im Kanton Uri unterwegs. Ziel ist es, zu sensibilisieren.

Cedric aus Flüelen hat soeben eine Groppe aus dem Klostergraben in Seedorf gezogen. Er ist einer von rund 20 Primarschülern, die gestern beim Projekt «Fischer machen Schule» dabei sind. Mit Kessel und Netz ausgerüstet versuchen die Schüler, Kleintiere aus der Bachsohle zu fischen, um diese zu erforschen. Philipp Sicher, Geschäftsführer des Schweizerischen Fischereiverbands, steht am Ufer und ordnet den Fund ein: «Die Groppe gehört zu den Kleinfischarten. Sie kommt in den sauberen Gewässern vor. Das ist ein Zeichen, dass der Klostergraben gesund ist.» Die Groppe sei ein wichtiger Futterfisch für Forellen. Zudem handelt es sich um einen ganz besonderen Fisch: Denn die Groppe hat keine Schwimmblasen. Also kein Organ zur Regulierung der Schwimmhöhe. Das heisst, die Groppe ist ein schlechter Schwimmer. Sie hüpft am Boden entlang. Deshalb ist die Groppe ein gefährdeter Problemfisch, weil sie schon von kleinen Hindernissen aufgehalten wird.

Für die Wanderhindernisse in Bächen und Flüssen ist teilweise auch der Mensch verantwortlich, beispielsweise in Form von Bachabstürzen. Aufgrund solcher Hindernisse wurde der letzte Lachs 1928 im Urnersee gefangen. Die Biologin Daniela Rüegsegger klärt eine Gruppe von Schülern über den Lachs-Zyklus auf: Der Lachs leicht in den Bächen, geht ins Meer, um nach Futter zu suchen, und kommt zurück, um wieder in den Bächen zu leichen. «Wir von der Gewässerschutzorganisation Aqua Viva haben zusammen mit dem WWF soeben ein Projekt initialisiert, um den Lachs in der Schweiz wieder anzusiedeln.»

Drei Viertel aller Fische in der Schweiz stark gefährdet

Die Schüler machen einen aufgeweckten Eindruck. Beat Ludwig vom Fischereiverband klärt eine zweite Gruppe über die einheimischen Fische auf: Es geht um die Gefährdung des Lebensraumes. «Drei Viertel aller Fische in der Schweiz sind stark gefährdet oder bereits ausgestorben.» Wer daran die Schuld trage? Die Schüler müssen nicht lange überlegen, einige Hände schnellen hoch: «Der Mensch», sagt ein Knabe. Ludwig kann das nur bestätigen. Die Wasserqualität sei schlecht: Pestizide, Medikamente, Hormonstoffe und andere Chemikalien setzen den Fischen zu. «Das führt so weit, dass wir unfruchtbare Fische haben», sagt er. Ziel ist es, die Schüler für diese Problematik zu sensibilisieren.

Alexander Imhof, Leiter des Amtes für Umweltschutz, sagt: «Wir sind zuständig für die Qualität des Wassers. Es ist wichtig, dass die Bevölkerung weiss, was wir machen. Da ist die Jugend ganz ein wichtiger Partner.» Zur Gewässerbelastung hat er aber gute Nachrichten:

«Die Belastung durch die Landwirtschaft ist bei uns klein, weil wir viel Viehwirtschaft und wenig Ackerbau haben. Das heisst, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist weniger stark verbreitet.»

Allerdings sind ein Viertel der Gewässer im Talboden beeinträchtigt durch Begradigungen und Überbauungen. «In den Vierzigerjahren legte man hier Leitungen in den Boden, um das Land zu entsumpfen, und leitete das Wasser in den Kanal Klostergraben.» 1999 hat man diesen renaturiert. Der Klostergraben ist so zu einem wichtigen Lebensraum für Kleintierarten und Fische und zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden. Derzeit sind noch 15 weitere Urner Schulklassen an verschiedenen Urner Bächen unterwegs.

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