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Zug

Auf eine Pause im «Amphi-Theater»

Die Sitzarena des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata am Zuger Landsgemeindeplatz hat einen besonderen Reiz. Während der Fasnachtszeit lässt es sich hier wunderbar Menschen beobachten.
Sitzgelegenheit, aber auch beliebter Tummelplatz für Kinder: die Holzelemente am Landsgemeindeplatz. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 6. August 2018))

Rahel Hug

Auf meinem Lieblingsbänkli im Kanton Zug können weitaus mehr als nur vier Personen sitzen. Es bietet Platz für mehrere Schulklassen oder Sportmannschaften. Mein Lieblingsbänkli, von den Einheimischen liebevoll «Amphi-Theater» genannt, ist ein Ort, wo Businessleute beim Zmittag neben glaceschleckenden Jugendlichen und selfieschiessenden Touristen hocken. Neben der Sitzgelegenheit dient es auch als Tummelplatz für spielende Kinder.

Es handelt sich um die Sitzarena des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata auf dem Landsgemeindeplatz in Zug, der offizielle Name des Kunstwerks lautet «Wooden Circle Benches». Es ist Teil des Projekts «Work in Progress», das aus mehreren Holzinstallationen besteht, die der Künstler in den Jahren 1996 bis 1999 auf Einladung des Zuger Kunsthauses realisiert hat.

Eine kleine Auszeit am Schmutzigen Donnerstag

Auf der Holztreppe mit Blick auf den Zugersee und die bunten Pedalos, die nur einige Meter entfernt im Wasser schaukeln, habe ich schon manche Stunden verbracht. In besonderer Erinnerung bleibt mir jeweils die Fasnachtszeit. In der Regel ist sie für uns Zeitungsmacher nicht ganz so lustig wie für all die Fasnächtler, die sich in der Stadt die Nächte um die Ohren schlagen und zu Guggenmusik-Klängen herumhüpfen. Für uns gilt es nämlich, die Zeitungsseiten mit den Bildern und Reportagen aller Fasnachtsumzüge zu füllen.

Am Schmutzigen Donnerstag aber gönnen wir uns am Mittag jeweils eine kleine Auszeit. In den letzten Jahren hat es sich zur Tradition entwickelt, dass ein Grossteil unseres Teams die Mittagspause gemeinsam auf dem Landsgemeindeplatz verbringt. Auf den Holzelementen sitzend, in der Hand eine Bratwurst vom nahen Grillstand, verfolgen wir das bunte Treiben auf dem Platz. Es dröhnt Schlagermusik aus den Boxen, in der Luft liegt der Duft von Frittiertem. Wir entdecken da einen verkleideten ehemaligen Kollegen, schütteln dort einem vorbeigehenden Stadtrat die Hand. Auf der Sitzarena lässt es sich wunderbar Leute beobachten und all die Eindrücke auf sich wirken lassen.

Zu unserem Mini-Ausflug am «Schmudo» gehört nach dem Essen auch das obligate Kafi-Schnaps in der Figo-Beiz an der Seepromenade. Einige eingefleischte Fasnächtler harren hier schon seit den frühen Morgenstunden aus und gönnen sich um die Mittagszeit ein erstes Nickerchen, während andere laut johlend auf die närrische Zeit anstossen und ihren Freunden eine weitere Runde spendieren. Spätestens nach zwei Kafi-Schnaps oder Holdrio (mehr liegt zur Mittagszeit und vor einem Arbeitsnachmittag nicht drin!) heisst es für uns: Rückzug in die Redaktionsstube. Aus der lauten, wilden, ausgelassenen Welt in die ruhigere, geschäftige, konzentrierte. Inspiriert durch das närrische Geschehen auf dem Landsgemeindeplatz, widmen wir uns wieder dem Layouten der Seiten und dem Schreiben der Artikel.

Das «Amphi-Theater» ist aber nicht nur während der Fasnachtszeit einen Besuch wert. An einem Samstagmorgen, wenn auf dem Landsgemeindeplatz der Zuger Altstadtmärt stattfindet, kann man nach dem Einkaufen auf den Holzrosten ein entspannendes Päuschen einlegen. Und wer an einem schönen Sommerabend keinen Aussenplatz mehr in einer Beiz findet, kann hier zum Beispiel ein selbst mitgebrachtes Picknick mit bester Sicht auf den berühmt-berüchtigten Zuger Sonnenuntergang geniessen. Das Beste an meinem Lieblingsbänkli: Auf der Sitzarena findet man bestimmt immer einen Platz – und man teilt ihn gerne mit anderen, die sich hier ebenfalls wohlfühlen.

Kurzum: «Miis Bänkli» ist ein Kunstwerk, das durchaus auch mit Funktionalität punkten kann und zu jeder Tageszeit einen besonderen Reiz hat.

In der Sommerserie «Miis Bänkli» erzählen die Redaktoren der «Zuger Zeitung» eine Geschichte zu ihrem Lieblingsbänkli.

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