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Zug

Baarer gestaltet Jassbriefmarken für die Post

Die typischen Schweizer Jasskarten werden seit 20 Jahren im Ausland hergestellt. Dieser Umstand störte den Baarer Grafiker Jens Riedweg, sodass er regional produzierte Jasskarten konzipierte. Nun folgen vier Sonderbriefmarken zum Thema.
Jens Riedweg mit «seinen» Jasskarten und den neuen Jass-Sujet-Briefmarken in seinem Atelier in Baar. (Bild: Werner Schelbert (17. September 2018))

Laura Sibold

Die meisten Menschen liegen dem Irrglauben auf, dass die typischen Schweizer Jasskarten, die klassischen Schaffhauser Karten, aus der Schweiz kommen. Seit die AG Müller, Herausgeberin der Schaffhauser Spielkarten, im Jahr 1999 vom belgischen Konzern Cartamundi aufgekauft wurde, werden allerdings keine Spielkarten mehr in der Schweiz produziert. «Diese Tatsache sowie das Design der veralteten Karten haben mich schon immer gestört. Die Illustration ist 70-jährig und unsauber, die Schrift uneinheitlich», sagt Jens Riedweg und streicht dabei liebevoll über das brandneue Jasskartenset, welches vor ihm auf dem Tisch liegt.

Der Baarer hat vor rund vier Jahren beschlossen, die Schweizer Jasskarten einer Neugestaltung zu unterziehen. In über 200 Arbeitsstunden zeichnete er alle Sujets der 72 Karten von Grund auf neu, das gesamte Schweizer sowie das französische Kartenset. Künstlerische Jasskarten gebe es jedoch schon genug. «Ich wollte, dass die Karten von allen Jassern gleichermassen akzeptiert werden, und behielt das ­traditionelle Design bei. Optimiert wurden die Typografie, die Schärfe sowie die Kontraste der Illustrationen», erklärt Riedweg.

Kunden sind meist regionale Firmen

Im Gegensatz zu den handelsüblichen Karten aus Schaffhausen, welche in Belgien gedruckt werden, werden Riedwegs Jasskarten zu 100 Prozent in der Schweiz produziert. «Konzipiert werden die Sets in Baar, gedruckt in der Engelberger Druck AG in Stans, gestanzt von der Sonderegger AG und verpackt bei der Stiftung Weidli in Stans», erklärt Riedweg und zeigt auf das Swiss-Label-Zertifikat auf dem Jassset.

Es sei eine Herausforderung, die Produktion in der Schweiz zu behalten. «Die Herstellung ist hier etwa doppelt so teuer wie im Ausland, weil der Aufwand grösser ist und viel Handarbeit drinsteckt», sagt der 38-Jährige. Auch Kunden zahlen deutlich ­höhere Preise für die durch und durch schweizerischen Jasskarten. Riedwegs Karten, die er auf der Website www.schweizerjass.ch vermarktet, gibt es seit dem vergangenen Jahr zu kaufen. Der Kundenstamm besteht hauptsächlich aus Firmen, die Werbegeschenke bestellen, darunter die Hochschule Luzern, die Pilatus Flugzeugwerke sowie das Stanserhorn. Verkauft wurden bisher rund 40 000 Sets, eines kostet 7.50 Franken.

Reich wird Riedweg mit seinen Jasskarten nicht. Es sei ein ideologisches Projekt, das aus Freude entstanden sei, so der Baarer, der an der Chriesimatt das Einmann-Grafikstudio Silo42 betreibt. Riedweg ist als Grafiker in Zug kein Unbekannter. So hat er unter anderem die Neuerscheinung des ZVB-Logos und die Landi-Wetterapp gestaltet.

Vier Sonderbriefmarken sind Trumpf

Nach der Neukonzeption der Schweizer Jasskarten gestaltete Riedweg für die Schweizerische Post auch vier Sonderbriefmarken, die seit Anfang September in allen Postfilialen sowie im ­Online-Postshop erhältlich sind. Es sind die vier Sujets Eichel­könig, Schellenunder, Kreuz­könig und Herzdame. Sie bilden eine der rund 30 Sonderkollektionen, welche die Schweizerische Post jährlich herausgibt.

«Ich bin quasi der Formel-1-Autoingenieur, der dem Rennfahrer das passende Auto liefert. Nun können die Jasser mit Vollgas ins Rennen starten.»

Vor rund eineinhalb Jahren meldete sich der Grafiker per E-Mail bei der Post mit der Idee einer Jassbriefmarke. «Etwa ein Jahr lang bekam ich keine Rückmeldung. Bei der Post geht eben alles etwas länger», schmunzelt Riedweg. Im Herbst 2017 fertigte der Baarer schliesslich vier Entwürfe an, welche dem Post-Gremium in Bern vorgestellt wurden. «Dann ging alles ganz schnell. Meine Ideen kamen gut an und wurden in Druck gegeben», sagt der Grafiker und sieht seine Briefmarken und Jasskarten durch.

Auf die Frage, ob er zur Feier seines ­Erfolgs jeweils abends einen Jass «klopfe», lacht Riedweg und verneint. Er sei kein leidenschaft­licher Jasser. «Ich bin quasi der Formel-1-Autoingenieur, der dem Rennfahrer das passende Auto liefert. Nun können die Jasser mit Vollgas ins Rennen starten.»

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