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Zug

Coronakrise trifft auch Obdachlose hart

Die Gassenarbeiterinnen im Kanton Zug haben derzeit alle Hände voll zu tun, um Personen am Rande der Gesellschaft beizustehen.
Das geschlossene Podium 41, in dem kein Konsumzwang herrscht.


(Bild: Maria Schmid (Zug, 3. April 2020))

Zoe Gwerder

In Zeiten wie diesen, in denen der Bundesrat empfiehlt, zu Hause zu bleiben, trifft dies jene besonders hart, die am Rande der Gesellschaft leben oder gar kein Zuhause haben. Insbesondere Obdachlose sind in dieser Zeit auch im Kanton Zug auf Hilfe angewiesen.

Denn schon vermeintlich einfache Sachen, wie einen Ort zum Duschen zu finden, sei derzeit fast unmöglich, erklärt die Zuger Gassenarbeiterin Sandra Heine vom Fachzentrum Punkto Eltern, Kinder und Jugendliche. «Wir müssen derzeit für jeden Einzelfall individuelle Lösungen finden.» Für zwei obdachlose Personen im Kanton Zug, die der Gassenarbeiterin bekannt sind, habe man dies nun lösen können.

Ein Übernachtungsplatz zu finden ist herausfordernd

Deutlich schwieriger sei es hingegen derzeit für diese, sich ab und zu in der Wärme aufhalten zu können. Denn nicht nur das Podium 41, in welchem man sich auch ohne Konsumation aufhalten darf, ist derzeit geschlossen, sondern auch öffentliche Gebäude und Einkaufszentren, welche sonst in kalten Tagen Zuflucht bieten können. Zusätzlich fallen den Obdachlosen durch die Coronakrise denn auch jene Kontakte weg, durch die sie dann und wann einmal auf einem Sofa übernachten konnten, wie Heine sagt.

So bleibt diesen in der aktuellen Situation nur die Übernachtung in einem mehr oder weniger geschützten Versteck – wie beispielsweise in Tiefgaragen, Hauseingängen oder Kellern. Etwas gewohnter sei die Lage hingegen bezüglich Mittagessen. Gemäss der Gassenarbeiterin hat die Mittagsbeiz auf dem Schiff Yellow seit vergangener Woche wieder geöffnet. «Zwar kann man sich dort nicht hinsetzen und essen, aber es werden Gutscheine abgegeben, mit welchen sich die von Armut betroffenen Personen bei einem bestimmten Take-away eine warme Mahlzeit beziehen können.

Heine betreut neben ihrer Tätigkeit als Gassenarbeiterin auch das Projekt «Ein Bett für Obdachlose», welchem die reformierte Kirche Zug als Trägerschaft vorsteht. Wie sie erklärt, besteht der Verein seit Juli 2017 und bezweckt, obdachlosen Personen eine angemessene und minimal betreute Unterkunft bereitzustellen. «Die sechs ehemals obdachlosen Männer, die in diesen Wohngemeinschaften leben, werden normalerweise zweimal wöchentlich von einer Frau unterstützt, die ihnen bei der Haushaltsführung sowie bei anderen Alltagssachen hilft.»

Weil die Frau jedoch der Risikogruppe angehört, geht nun Heine einmal in der Woche bei den WGs vorbei. Auch um zu sehen, wie es um die Gesundheit der Bewohner steht. Denn wie die Obdachlosen gehören auch sie zur Risikogruppe in Bezug auf das Coronavirus. Symptome von Covid-19 habe bisher keiner von ihnen gezeigt, sagt Heine.

Oft fehlt jemand, der physisch anwesend ist

Bei der derzeitigen Krise beschäftige diese Personen auch eher die Folgen der Coronapandemie, als die Angst angesteckt zu werden.

Für die Gassenarbeiterin selber bedeutet der Lockdown deutlich mehr Arbeit, wie sie sagt. Denn es stehen nicht nur Obdachlose und Wohnungslose vor Herausforderungen, sondern es gibt auch viele andere Personen – oft junge Leute – die derzeit in prekären Wohnverhältnissen leben. «Die Menschen haben sehr viele Sorgen und Probleme, im Moment aber kaum Ansprechpersonen, die physisch anwesend sind.»

Die Gassenarbeiterin Sandra Heine empfängt noch immer ihre Klienten und geht für ihre Arbeit auch raus – vor Ort. Derzeit allerdings mit ausreichend Abstand.

Der Verein ist noch immer auf der Suche nach zusätzlichen günstigen Wohnungen für das Projekt «Ein Bett für Obdachlose».

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