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Zug

Die Amsel ist im Dauerstress

Redaktorin Carmen Rogenmoser über den «Feind» in ihrem Garten
Carmen Rogenmoser (Bild: Stefan Kaiser)

Carmen Rogenmoser

Mein Mann und ich haben grosses Glück: Wir leben in einer schönen Wohnung mitten im Dorf und haben einen wunderbaren Rasenplatz. Diesen können wir nutzen, wie es uns beliebt. Die vielen Sträucher und der Apfelbaum spenden uns nicht nur Schatten, sondern auch Früchte. In den letzten Jahren ist zudem einiges dazugekommen: ein selbst gemachter Holztisch, ein Cheminée, eine Schaukel und ein Sandkasten. Im Blumenrabatt blüht Jahr für Jahr eine vielfältigere Pracht und wir haben sogar unsere eigenen Erdbeeren.

So schön der Garten auch ist, er braucht Pflege. Der Rasen muss regelmässig gemäht werden, der Garten gejätet und das Laub zusammengewischt. Im Herbst müssen die Äpfel aufgelesen sowie die Holunderbeeren geerntet und verarbeitet werden. Glücklicherweise bekommen wir da Unterstützung von der Schwiegermutter. Die Beeren werden in Form von Konfi wieder bei uns abgegeben. Bei den Äpfeln hilft uns der Nachbar, der zudem das Schneiden der Hecke übernimmt.

Wir können uns also nicht beklagen – ganz im Gegensatz zu einer anderen Bewohnerin, die uns den Platz im Garten streitig macht: eine Amsel. Sie glaubt, die Herrschaft übernommen zu haben. Vor kurzem erst entdeckten wir ihr Nest in einem der Sträucher. Erstaunlicherweise hat es den späten und heftigen Schneefall (sowie das unsanfte Abschütteln durch meinen Mann) unbeschadet überstanden. Mindestens ein Küken ist geschlüpft und verlangt – wie das beim Nachwuchs so ist – ordentlich Pflege und Hege.

Die Amsel ist im Dauerstress. Sie bringt dem Kleinen Nahrung, flickt das Nest und hält nach Feinden Ausschau. Tatsächlich ist das Treiben auch den Katzen im Quartier nicht entgangen. Sie besuchen unseren Garten nun ebenfalls viel öfter. Sehr zur Freude des Sohnes, der sich über jedes «Büsi» (eines seiner ersten Worte) wahnsinnig freut. Auch das Beobachten der Amsel macht Spass. Zumindest aus dem Küchenfenster.

Gehen wir nach draussen, geht das Gezeter los. Die Amsel setzt sich sogleich auf den obersten Ast des Apfelbaumes und schimpft. Sie hat eine unglaubliche Ausdauer und beobachtet jeden unserer Schritte ganz genau. Als mein Mann diese Woche abends noch biken war, wusste ich sofort, dass er wieder da ist. Er putzte im Garten sein Velo. Die Amsel sass auf ihrem Thron und machte ihn zur Schnecke – das war bis ins Wohnzimmer zu hören. Ruhe herrschte erst, als wir nachgaben und uns zurückzogen.

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