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Zug

Die Consol Zug kämpft mit Personal- und Platzproblemen

Bei der sozialen Institution Consol zeigt der Erfolg seine Schattenseiten: Immer mehr Klienten bei zu wenig Personal. Zudem sind im vergangenen Halbjahr sieben Fachpersonen ausgeschieden – was nicht von ungefähr kommt.
Die Geschäftsstelle der Consol in Zug, wo auch das Bistro, einer der sechs Consol-Betriebe, angesiedelt ist. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 16. Mai 2019))

Zoe Gwerder

Bei der sozialen Institution Consol in Zug rumort es. Seit Dezember haben drei der sechs Betriebsleiter sowie vier weitere Fachpersonen den Betrieb verlassen. Einem der drei Betriebsleiter war von der Consol gekündigt worden. Alle weiteren kündigten selber. Die Institution für Menschen mit einer Erwerbseinschränkung zählt damit 7 von insgesamt 36 Fachpersonen weniger. Die Abgänge kommen nicht von ungefähr. Gemäss ehemaligen Mitarbeitern, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, ist vor allem der niedrige Betreuungsschlüssel ein Problem. «In einigen der Betriebe gibt es zu viele Personen, die betreut werden müssen und zu wenig Fachpersonen, die betreuen.» Auch die Platzverhältnisse seien in diversen Betrieben zunehmend eng geworden. Das eigentliche Soll an Personen, die man aufnehmen könnte, habe man immer wieder deutlich überschritten, was sich auch auf die Qualität der Betreuung ausgewirkt habe.

Weniger Gelder und Überbelegung

Und mit ihrer Ansicht scheinen die ehemaligen Mitarbeiter nicht alleine dazustehen. So weist auch der Auditbericht, der im Zuge der Qualitätskontrolle von der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme (SQS) verfasst worden war, mehrmals auf einen niedrigen Betreuungsschlüssel hin. Dieser ist im Bereich der geschützten Arbeitsplätze (GAP) offenbar derart niedrig, dass die Verfasser des Berichts der Führung empfehlen, sich «vom Kanton schriftlich bestätigen zu lassen, dass der niedrige Betreuungsschlüssel (…) toleriert wird und dies zur Kenntnis genommen wurde.» Auch zu den Platzverhältnissen hält der Auditbericht fest: «Aufgefallen ist, dass in allen Betrieben die Platz- und Raumverhältnisse sowie der hohe Betreuungsaufwand (niedriger Betreuungsschlüssel) Anlass zu Gedanken schafft.»

Die Zunahme an zu betreuenden Personen bei fast gleichbleibender Anzahl Fachpersonen ist auch in den Jahreszahlen ersichtlich. Diese sind zwar schwieriger zu interpretieren, da sie die einzelnen Leistungsbereiche unterschiedlich aufschlüsseln. Trotzdem ist ersichtlich, dass seit 2012 die Anzahl der während eines Jahres betreuten Personen insgesamt deutlich zugenommen hat – um fast 35 Prozent – auch wenn diese teilweise nicht gleichzeitig im Betrieb waren. Im gleichen Zeitraum stieg jedoch die Anzahl Fachpersonen – ausgerechnet auf die Stellenprozente – um 25 Prozent:

Consol-Geschäftsführer Thomas Roher räumt ein, dass er auch schon einzelne Leiter der sechs Consol-Betriebe darauf aufmerksam gemacht habe, dass der Bestand an zu betreuenden Personen zu hoch sei. Und es sei so, dass er lieber mehr Fachpersonen anstellen würde. Grundsätzlich hält er aber fest: «Beim Betreuungsschlüssel gibt es keine verbindlichen Vorgaben und der Audit-Bericht stellt uns insgesamt ein gutes Zeugnis aus.» Zudem seien ihnen, wie allen anderen Leistungsnehmern, bei den Sparprogrammen des Kantons die Gelder gekürzt worden. Zu den Personalabgängen sagt Rohrer, es habe einen Loyalitätskonflikt gegeben, weshalb man einem Betriebsleiter gekündigt habe. Vier weitere Personen seien dann aus Loyalität zum Entlassenen ebenfalls gegangen. Zwei Personen seien unabhängig davon aus dem Betrieb ausgetreten.

Kanton weiss über die Herausforderungen Bescheid

Beim kantonalen Sozialamt, welches per Leistungsvereinbarung bei der Consol geschützte Arbeitsplätze bezieht, sind die jüngsten Entwicklungen bekannt. «Wir wurden darüber informiert, dass die Zusammenarbeit mit einer Person nicht funktioniert und die geplante Kündigung auch weitere Abgänge zur Folge haben könnte», sagt Amtsleiterin Jris Bischof. Zum Betreuungsschlüssel meint sie, es gebe keine genauen Vorgaben. «Natürlich ist dieser aber immer ein Thema und wird laufend angeschaut. Wir haben die Consol auch schon darauf hingewiesen, dass sie mehr Stellen für Fachpersonen bei uns eingeben könnten.» Bischof geht aber nicht davon aus, dass die Qualität derzeit leidet: «Dass die IV viele Personen in die Consol weist, zeigt auch, dass die Qualität stimmt – die IV ist da viel strenger.»

Heidi Schwander, Abteilungsleiterin der IV-Stelle Zug, bestätigt, dass die Versicherung mit dem Angebot der Consol zufrieden sei. «In den vergangenen Jahren hat die Consol Personen immer flexibel für die Betreuung der Personen in IV-Massnahmen eingesetzt.» Dies unter anderem wegen der neueren Angebote des Job-Coachings und der Ausbildungsbegleitung, die Anpassungen erforderten.

Das Unternehmen Consol wird strategisch vom Verein Consol geleitet. Vereinspräsident Roland Zerr erklärt, er sei über das Resultat des Auditberichts nicht unglücklich. «Es gibt uns Argumente für die Verhandlungen mit dem Kanton, sodass wir auch mehr Geld für Fachpersonen erhalten.» Ziel sei es aber, den Betreuungsschlüssel etwas höher zu bringen. «Damit die Qualität auch gewährt ist.» Auch in Sachen Platz sei man auf der Suche nach einer Lösung.

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