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Zug

Die Kammersolisten Zug bieten ein Programm der Kontraste

Der Auftritt mit Werken von Johann Strauss (Sohn) und Leoš Janácek brachte gemütliche Unterhaltung und anspruchsvollen Nachvollzug.
Die Musikerinnen und Musiker begeistern das Publikum in der Institutskapelle St. Michael. (Bild: Roger Zbinden (Zug, 15. Januar 2022))

Jürg Röthlisberger

Alle elf Mitwirkenden bei den Kammersolisten Zug – zum Teil dem Zuger Publikum wohlbekannt, zum Teil erstmals dabei – überzeugten in den verschiedensten Stimmkombinationen durch sicheres und werkgerechtes Zusammenspiel. In durchwegs solistischer Besetzung wirkten mit: Annina Röllin (Klavier), Isabelle Schnöller (Flöte und Piccolo), Christoph Bürgi (Oboe), Marina Sonntag (Klarinette), Nicola Katz (Es-Klarinette und Bassklarinette), Jean-François Taillard (Horn), Stefan Buri (Fagott und Kontrafagott), Mátyás Bartha und Valentina Jacomella (Violinen), Inès Lanfranconi (Viola) sowie Aline Schnepp (Cello).

Der Tscheche Leoš Janácek (1854–1928) fand erst gegen Ende seines Lebens grössere Anerkennung, vor allem durch seine Opern «Jenufa» und «Das schlaue Füchslein». Schwieriger hat es bis heute seine Kammermusik, obwohl man nach der Interpretation durch die Kammersolisten den gespielten Werken hohe kompositorische Qualität zubilligt. Das Bläser-Sextett «Mládi» (Jugend) entstand zu Janáceks 70. Geburtstag, und es zeigt deutlich autobiografische Züge, über die Karikierung der als «Blaukehlchen» bezeichneten Schülerparade im 3. Satz bis zu belastenden Erinnerungen im Internatsleben mit dem an zweiter Stelle stehenden Andante sostenuto.

Vom gleichen Komponisten erklang ein Concertino für Klavier und «sechs Begleitinstrumente». Die Anführungszeichen verdeutlichen die absolut eigenwillige Form: Der erste Satz bestand aus einem Klavierstück mit wenigen Horn-Einschüben; der zweite war nur für das Tasteninstrument und Es-Klarinette geschrieben. Erst nachher folgten die weiteren Begleiter, besonders für die Streicher recht undankbar, weil sie sich kaum an der Thematik beteiligen konnten. Beim traditionellen «Auftakt» bemühte sich Stefan Buri mit Tonbeispielen und Worten um bestmögliche Transparenz, aber Leoš Janácek wird wohl auch künftig vor allem mit seinen Vokalwerken präsent bleiben.

Walzer mit geschichtlichem Hintergrund

Keine vergleichbaren Probleme brachten die beiden weltbekannten Walzer von Johann Strauss (Sohn; 1825–1899), «Rosen aus dem Süden» und «An der schönen blauen Donau», in gefälligen Fassungen für Klavier, Bläsersextett und Streichquartett. Als Kuriosum spielte Stefan Buri auf einem Kontrafagott mit. Er präsentierte schon vor dem Konzert das modern gebaute Instrument mit übergrossen untersten Klappen, die sich erst in neuester Zeit luftdicht abschliessen lassen.

So unbeschwert, wie er in der Institutskapelle St.Michael daherkam, erlebten allerdings die Wiener die damalige Uraufführung des Donauwalzers 1867 nicht. Österreich erlitt nach dem verlorenen Krieg gegen Preussen viele Beschränkungen im Fasnachts- und Festbetrieb. Die ursprüngliche Fassung mit Männerchor erhielt verschiedene Textunterlegungen, zum Teil auch politisch-satirische. Diese sind heute aber weitgehend von der Orchesterversion und ihren Bearbeitungen verdrängt.

Auch der Vater kommt zum Zug

Die hohen Opuszahlen der beiden gespielten Walzer (Op. 314 und Op. 388) deuten an, dass Strauss nicht nur ein sehr fleissiger Komponist war, sondern häufig einfach frühere Werke überarbeitete. Keine einzige Melodie des Donauwalzers ist absolute Neuerfindung; sie wurden nur auf sehr geschickte Weise in neuem Umfeld zusammengestellt.

Der kräftige Schlussapplaus wurde mit gleichem Stilbereich verdankt, neben einer Original Wienerseife als Geschenk mit einer Bearbeitung des Radetzky-Marsches, diesmal von Johann Strauss’ gleichnamigem Vater (1804–1849).

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