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«Trio Morgarten»

Drei besondere Freunde helfen auf Bauernhof

Magdalena Hegglin hat einen beeindruckenden Dokumentarfilm vom «Trio Morgarten» gedreht. Dieser flimmert nun in einem Zuger Kino über die Leinwand.
Das Trio Morgarten zusammen mit der Regisseurin: Damian Hegglin, Magdalena Hegglin, Nicolas Auf der Maur, Simeon Hegglin (von links) (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 26.Juni 2020))
Hier hilft Daniel Hegglin auf dem Hof Warth beim Holzspalten.
(Bild: Stefan Kaiser (Morgarten, 9. Dezember 2016))
Simeon Hegglin packt bei der Hofarbeit mit an.
(Bild: Stefan Kaiser (Zug, 1.Oktober 2018))
Nicolas Auf der Maur repariert das Dach des Stalles.
(Bild: Stefan Kaiser (Zug, 01.Oktober 2018))

Martin Mühlebach

Die Zwillingsbrüder Damian und Simeon (23) und Nicolas (24) sind mit dem Fragilen-X-Syndrom zur Welt gekommen. Sie sind von Lernschwäche bis hin zu kognitiven Beeinträchtigungen betroffen. Das hindert sie aber nicht daran, den Alltag und ihr Leben auf eindrückliche Art und Weise zu meistern. Das sogenannte «Trio Morgarten» lebt und arbeitet seit mehreren Jahren unter der Woche auf dem Hof Warth der Familie Albert und Elisabeth Müller, ihren vier Kindern und dem Grossvater.

Die drei Freunde dürfen getrost als Lebenskünstler bezeichnet werden: In ihrer Gegenwart wird das Kleine unwichtig und das Unbedeutende schön. Diese Tatsache hat die Zuger Regisseurin Magdalena Hegglin, die Schwester der Zwillingsbrüder Damian und Simeon, in einem tief beeindruckenden Dokumentarfilm eingefangen. Der flimmerte diese Woche im Kino Seehof in Zug erstmals über die Leinwand, hier gibts den Trailer zu sehen:

Magdalena Hegglin sagt:

«Die Dreharbeiten wurden immer wieder von Überraschungen in andere Bahnen gelenkt – häufig kam es anders als angedacht.»

Die Vertrautheit zu ihren Brüdern hätte ihr Gespür geschärft, wie sie an die Dreharbeiten herangehen müsse, ohne Druck zu erzeugen. Sie verbrachte eine Nacht auf dem Hof, um den ganzen Tagesablauf mitzuerleben und zu sehen, wie sich die drei jungen Männer in der Grossfamilie integrieren.

Landwirt Albert Müller sagt: «Die Herausforderung, die drei sehr angenehmen Burschen von morgens sieben Uhr bis abends 21.30 Uhr mit Rat und Tat zu begleiten, ist gross. Sie brauchen Verständnis und Geborgenheit.» Verständnis und Geborgenheit erhalten sie in einem grossen Mass auch von Müllers Ehefrau Elisabeth, die über ein ausgesprochenes Einfühlungsvermögen und Gespür für hilfsbedürftige Menschen verfügt. Albert Müller betont: «Bei meiner Frau fällt wegen des Kochens und Waschens etwas mehr Arbeit an als bei mir.»

Aussagekräftige Filmsequenzen

Wie anspruchsvoll die Arbeit von Albert und Elisabeth Müller ist, zeigen aussagekräftige Filmsequenzen auf. Damian erzählt beispielsweise: «Ich spalte mit der Maschine gerne Holz. Weil ich Handschuhe trage, habe ich mich noch nie geschnitten. Gras rechen mag ich aber nicht.» Sekunden später sagt er vergnügt: «Ich mag das Gras zu rechen.»

Simeon lobt die gute Kameradschaft und beteuert: «Ich arbeite gerne mit Herrn Müller und meinen beiden Kumpels auf der Weide. Aber am Abend bin ich vom vielen Arbeiten so müde, dass ich um 21.30 Uhr gerne ins Bett gehe. Am liebsten habe ich die Wochenenden, weil ich dann lange ausschlafen kann.

Nicolas meint indes: «Ich habe immer einen Plan. Ich melke gerne die Kühe und beim Heuen bin ich Profi. Aber Abwaschen mag ich nicht. Ich mag Abwaschen nur, wenn ich zuvor einen Kaffee trinken kann.»

Wie vertraut Albert Müller mit seinen drei Burschen umgeht und wie sie auf seine Worte reagieren, kommt in einer Szene zum Ausdruck, in der die Schafe in den Stall getrieben werden. Müller sagt: «Schafe machen meist, was sie wollen – meine Burschen in der Regel auch.» Die Reaktion des «Trio Morgarten» lässt nicht lange auf sich warten: Die drei Freunde lachen ihr schönstes Lächeln.

Was als Promotionsfilm des Vereins Wabb (Wohnen und Arbeiten mit Behinderten auf dem Bauernhof im Kanton Zug) gedacht war, ist nun zu einem grossen Kinogenuss geworden – künstlerisch, musikalisch, menschlich.

Weitere Filmaufführungen: Donnerstag, 2. Juli, und Freitag, 3. Juli, jeweils 15.30 Uhr und Montag, 6. Juli, bis Mittwoch, 8. Juli, jeweils 18 Uhr im Kino Seehof in Zug. Der Eintritt beträgt acht Franken. Bei Bücher Balmer ist der Film als DVD (20 Franken) erhältlich.

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