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Zug

Eine Ruhestätte Grossindustrieller und Adliger

Ein Grab mit Aussicht: Direkt vor dem Chor der Rischer Pfarrkirche liegen Personen bestattet, die in der Gemeinde und in der Schweizer Industriegeschichte eine illustre Rolle gespielt haben.
Das neugotische Grabmal der Gonzenbach-Escher bei der Pfarrkirche von Risch. (Bild: Andreas Faessler (24. April 2018)

Andreas Faessler

Es erweckt fast den Eindruck eines kleinen Heldendenkmals, eines Monuments mit augenscheinlich bedeutendem Hintergrund. Zumindest Letzteres trifft zu, liest man die Inschriften dieses auffällig prominent gelegenen und prächtig gestalteten Grabmals in der direkten Verlängerung der Rischer Pfarrkirche St. Verena. Das im Schatten gepflegter Nadelbäume ­liegende Grab ist Ruhestätte der Familie Gonzenbach-Escher, Schlossherren zu Buonas.

Gonzenbach gestaltet das Schlossareal neu

Der Ingenieur Karl von Gonzenbach (1841–1905) aus Bern ehelichte Maria Olga Escher (1844–1891), die Enkelin von Hans Caspar Escher vom Glas, Co-Gründer der nachmalig weltumspannenden Maschinenfabrik Escher-Wyss AG. Durch die Heirat wurde von Gonzenbach zum Grossindustriellen und kam zu einem entsprechend ansehnlichen Vermögen. Im Jahre 1871 erwarb von Gonzenbach Schloss Buonas mit mehreren angrenzenden Liegenschaften vom damaligen Eigentümer, Graf Mieczyslaw Walerian von Komar. Der neue Schlossherr liess um das mittelalterische ­Gebäude herum eine grosszügige Parklandschaft im englischen Stil anlegen und eine historisierende Villa – das «Neue Schloss Buonas» (1970 abgebrochen) – errichten. Diese im reichen Tudorstil gehaltene Mansion war damals einzigartig in der Schweiz.

Adel zieht ein

Karl von Gonzenbach und seine Frau fühlten sich wohl in Risch. Schon bald sicherte er sich hier das Bürgerrecht und trat gar in den Kantonsrat ein. Als jedoch Spannungen zwischen ihm und der Gemeinde entstanden, weil von Gonzenbach den Eindruck hatte, unfair besteuert zu werden, distanzierte er sich sowohl politisch als auch gesellschaftlich von seiner Wahlheimat. Dass der Schlossherr seinen Wohnort nicht wechselte, war reines Glück für Risch. Der steinreiche Industrielle entrichtete der Gemeinde annähernd so viel Steuern wie alle Einwohner zusammen.

Kurz vor der Jahrhundertwende verkaufte von Gonzenbach das Schloss an seine Tochter Vera (1873–1918). Diese lebte in Potsdam mit dem adligstämmigen Ewald Freiherr von Kleist (1868–1938), den sie 1896 auf Schloss Buonas geheiratet hatte. Nach dem Ableben Karl von Gonzenbachs wohnte das Freiherren-Ehepaar mit ihren beiden Töchtern während mehrerer ­Monate im Jahr in Schloss Buonas. Nach dem Tod seiner Frau Vera im Jahre 1918 verkaufte von Kleist das Schloss und verliess Risch. Ausser ihm ist die ganze Familie von Gonzenbach-Escher im Familiengrab bei der Pfarrkirche bestattet: Karl von Gonzenbach-Escher neben seiner Frau Maria Olga, deren Tochter Vera Freifrau von Kleist, die Enkelin Gräfin Maria Olga von Pourtalès, welche mit Graf Karl Ernst Ludwig von Pourtalès verheiratet war. Auch dieser hat hier seine letzte Ruhe gefunden.

Neugotisches Grabmal

Das Gonzenbach-Grab liegt abgetrennt von den anderen Gräberfeldern des Rischer Kirch­hofes direkt an der seeseitigen Umfriedung. Im neugotischen Stil gestaltet, tragen drei spitzbogige Felder die Grabinschriften. Der «basilikale» Korpus wird überhöht von einem grossen Steinkreuz mit oktogonalen Armen. An den Seiten der Konsole findet sich je ein weiteres Spitzbogenfeld. Das nach Süden ausgerichtete weist das Wappen derer von Gonzenbach auf, im nördlichen prangt dasjenige der Escher.

Hinweis: Mit «Hingeschaut» gehen wir ­wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.

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