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Zug

Hingeschaut: Hinter den Graffiti auf den Hünenberger Jugendräumen steckt ein tieferer Sinn

Die drei Gruppenräume der Jugendarbeit wurden von Heranwachsenden bemalt – mit Unterstützung eines bekannten Künstlers.
Eine Achterbahn, welche die Hochs und Tiefs im Leben der Jugendlichen symbolisiert, verbindet die vier Sujets. (Bild: Stefan Kaiser (Hünenberg, 14. September 2020))

Cornelia Bisch

Die drei schiefen Betonwürfel der Jugendarbeit Hünenberg erstrahlen seit kurzem in neuem Glanz. Auf der Rückseite der drei Würfel, gegen den Skatepark hin, wurden vier Wände der Würfel mit Graffitikunst bemalt. Es sind fünf eigenständige Sujets auf blauem Hintergrund, die durch die Schienen einer Achterbahn verbunden sind. «Sie symbolisiert das Leben der Jugendlichen mit seinen vielen, rasch wechselnden Hochs und Tiefs», erklärt der Jugendarbeiter Jonathan Casu.

Auch die Musik findet ihren Platz

Die vier Wandbilder zeigen verschiedene Lebens- oder Freizeitwelten der jungen Leute. Ein Skatepark mit einem fliegenden Skateboard mag als Reminiszenz an den benachbarten Skatepark gedacht sein. «Es ist aber sicher auch einfach ein Ort, an dem sich viele Jugendliche gerne aufhalten», weiss Casu. Eine Gitarre mit wilden, violetten Sprenkeln im Hintergrund ist unschwer als Symbol für die laute Popmusik zu erkennen, welche junge Leute in der Regel gerne hören oder produzieren. In diese Richtung geht auch ein Paar Kopfhörer auf einer aus dem blauen Hintergrund herausgeschälten Klinkerwand. «Hier ist eher eine Disco mit einem Discjockey gemeint», stellt Jonathan Casu klar.

Ein Symbol fürs gemeinsame Feiern und Spass haben bei aktueller Musik. Auch der Zieleinlauf der Achterbahn mit einem still stehenden Wägelchen befindet sich auf dieser Wand. «Dies ist eine Anlehnung an die Achterbahnen im Europapark in Rust.» Dazwischen liegt eine Landschaft aus stilisierten Hügeln und einem Wasserfall, von dem ein Boot direkt in den See fällt. Auch dies könnte auf eine Wildwasserbahn im süddeutschen Vergnügungspark hindeuten. «Oder einfach aufs Böötlen oder Wasservergnügen auf dem Zugersee», meint Casu.

Die Gemeinde wollte mitreden

Bereits zum Zeitpunkt ihrer Erstellung im Jahr 2012 sei angedacht gewesen, die Gruppenräume zu bemalen, erzählt der Jugendarbeiter. «Da es sich jedoch um eine sehr spezielle Architektur handelt, legte die damalige Ad-hoc-Baukommission eine Sperrfrist von fünf Jahren fest.»

Auch danach reagierte die Gemeinde mit Zurückhaltung auf die Anfrage der damaligen verantwortlichen Jugendarbeiterin Linda Spörri, die eine Partizipation von Jugendlichen an der Entstehung der Wandgemälde plante. Der Gemeinderat willigte unter der Auflage ein, dass ein Gestaltungskonzept erstellt und ihm vorgelegt werde. Es sollte nicht einfach drauflos gesprayt werden.

Ein erster Skizzenworkshop unter Jugendlichen stiess nicht auf die Zustimmung der lokalen Behörden. Casu erinnert sich:

«Das kann ich auch verstehen. Es waren vor allem Konsumgüter wie Pizza und Ähnliches darunter.»

Im zweiten Anlauf hingegen fand das erarbeitete Konzept Zustimmung. Die Ausführung fand im Rahmen eines zweitägigen Workshops unter der Leitung des Graffitikünstlers Matthias Setz statt. «Dabei klärte der Künstler die Jugendlichen auch über die gesetzlichen Vorgaben auf, die beim Sprayen eingehalten werden müssen und welche Strafen beim Anbringen illegaler Tags verhängt werden.»

Lob von der Bauabteilung

Nach der Fertigstellung seien zahlreiche positive Rückmeldungen der Bevölkerung eingegangen. «Der Zyklus wirkt als Ganzes. Selbst von der Bauabteilung haben wir ein Kompliment erhalten», erzählt Jonathan Casu erfreut.

Nun wollen die Verantwortlichen der Jugendarbeit Hünenberg erst einmal etwas Zeit verstreichen lassen, um vielleicht in einigen Jahren einen erneuten Versuch für die Bemalung weiterer Wände unternehmen.

Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.

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