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Zug

Immer mit kühlem Kopf bei der Sache: Der Kommunikationsbeauftragte des Zuger Regierungsrats geht in Pension

Marc Höchli war der erste Kommunikationsbeauftragte des Zuger Regierungsrats und hat im Kanton Pionierarbeit geleistet. Jetzt verlässt er die Verwaltung – mit einem sehr guten Gefühl.
Marc Höchli vor dem Regierungsgebäude in Zug. (Bild: Maria Schmid (Zug, 4. Januar 2021))

Marco Morosoli

Der Kanton Zug nimmt normalerweise meistens eine Vorreiterrolle ein. In einer Domäne hatten ihn aber die meisten anderen Kantone abgehängt: bei der Bestellung eines Kommunikationsbeauftragten. Denn erst vor 14 Jahren hat der Zuger Regierungsrat eine Kommunikationsstelle geschaffen und als Leiter den ehemaligen Journalisten Marc Höchli gewählt. Seit 2007 konzipierte und koordinierte er die Kommunikation der Regierung und der Verwaltung. Ohne Zweifel eine anspruchsvolle Arbeit, da Informationsbedürfnisse ständig ändern und die Medien sich in regelmässigen Abständen neu erfinden.

Als ordnende Hand in diesem Innovationsfluss mit vielen Untiefen hatte der Kanton Zug mit Marc Höchli (63) die richtige Person. Und er war in seinem Metier beim Kanton Zug ein eigentlicher Pionier. Nun geht er etwas früher in Rente. Mit einem guten Gewissen und einem zufriedenen Blick zurück, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Und in der Tat, er hinterlässt einen grossen Fussabdruck.

Ein Kompass für die Information

Unter seiner Ägide wurde vorab die Kommunikationsarbeit der Regierung und der Verwaltung im Sinne einer «unité de doctrine» vereinheitlicht: sowohl visuell mit einem neuen grafischen Auftritt als auch formal mit vielen Leitlinien, die nun als Kompass für die Information gelten. Die Kommunikation der Regierung steht also auf einem soliden Fundament. Bescheiden winkt Höchli ab und weist darauf hin, dass diese Lorbeeren nicht die seinen seien. «Dies war eine Teamarbeit», gibt er das Lob weiter. Es sei nur dank des aufgeschlossenen Regierungsrats und einer modernen Verwaltung möglich gewesen, die Kommunikationsarbeit derart zu professionalisieren.

Dabei geht aber vergessen, dass es solche Leitlinien vorher gar nicht gab. Höchli erinnert sich noch gut, dass Anfang der 2000er-Jahre einzig die Baudirektion sowie die Polizei eine Kraft für die Öffentlichkeitsarbeit abgestellt hatten. Schnell habe sich aber nach seinem Stellenantritt gezeigt, dass «die bisherigen Strukturen nicht mehr ausreichten». Um Transparenz in der Verwaltung zu schaffen, um das Vertrauen in die Behörden zu stärken und um die Willensbildung des Souveräns zu erleichtern, war es nötig, den Wert der Kommunikation zu festigen und die entsprechenden Stellen zu schaffen. «Heute», erläutert Höchli, «haben alle Direktionen und die Staatskanzlei Kommunikationsverantwortliche.»

Eine Botschaft, die auf verschiedene Schultern verteilt ist

Für ihn sei ausserdem fundamental gewesen, dass «die Kommunikationshoheit bei den einzelnen Direktionen verbleibt, also dezentral geregelt ist». Im Kanton Zug geben – nicht wie anderswo – vorwiegend die einzelnen Regierungsräte Auskunft. Und zwar nicht nur bei positiven Meldungen, sondern ausnahmslos auch bei negativen. Höchli ist überzeugt:

«Genau das stärkt das Vertrauen in die Behörden.»

Und die Funktion von Marc Höchli in diesem Konzept: «Ich war sozusagen für die Rahmenbedingungen der Kommunikation zuständig.» Diese Prinzipien fanden in Richtlinien Niederschlag, welche die Medienverantwortlichen der Direktionen heute als Richtschnur verwenden.

Ähnliche Pionierarbeit hat Marc Höchli auch im Bereich Social Media geleistet. Dabei betont der Kommunikationsbeauftragte, dass er im Rahmen seiner Arbeit nie im Befehlston unterwegs gewesen sei: «Die One-Man-Show liegt mir nicht. Ich durfte glücklicherweise eng mit den zuständigen Fachkolleginnen und Fachkollegen der Direktionen und der Staatskanzlei zusammenarbeiten.» Sie hätten ihn jeweils entscheidend unterstützt.

Für Höchli ist klar, dass eine Strategie nur dann funktioniere, wenn sie alle Beteiligten respektieren. Gute Kommunikation basiert für ihn darum auf Offenheit und Ehrlichkeit und komme «zeitgerecht» daher. Wichtig ist Höchli auch, dass der Kanton in der Informationsarbeit «Fakten und nichts als Fakten» präsentiere. Die gesamte Verwaltung macht das mittlerweile mit der gleichen Handschrift. Vor seiner Zeit war das noch ganz anders. Mehrere Dutzende Logos und Schriften prägten damals den Auftritt des Kantons. Diesem Wildwuchs hat Marc Höchli im Zusammenspiel mit vielen weiteren verantwortlichen Kräften ein Ende bereitet. Und mit Recht ist er in diesem Zusammenhang stolz, dass der Internetauftritt des Kantons mittlerweile in 14 Sprachen verfügbar ist. Das mache den Kanton, wie er betont, «sympathisch und dient als wichtiges Zuger Standortmerkmal».

Das Zuger Abstimmungsbüchlein trägt seine Handschrift

Höchlis Spuren dürften noch in einer anderen kantonalen Errungenschaft länger sichtbar bleiben: beim kantonalen Abstimmungsbüchlein. Diese Publikationen sind für die politische Meinungsbildung der Bevölkerung enorm wichtig. Die Broschüre müsse, so Höchli, für alle leicht verständlich sein. Die Autoren müssten deshalb den Mut zur Lücke haben. Wichtig seien zudem Bilder und Grafiken. Und für ihn ist schliesslich zentral, dass Befürworter und Gegner auf je zwei eigenen Seiten ihre Sicht darstellen können. «Das», so hofft Höchli, «sollte auch in Zukunft so bleiben.» In dieser Hinsicht kommt Höchli sicher zu Hilfe, dass er bei seiner ehemaligen Arbeit fürs Radio SRF «die Dinge auf den Punkt bringen musste». Diese «Radio-Schule» hat ihn gelehrt, einen «kühlen Kopf» zu bewahren.

Im Nachgang sagt er über seine Arbeit als Pionier in der kantonalen Kommunikation, dass er glücklicherweise «offene Türen eingerannt» habe. Marc Höchli lobt vorab den Regierungsrat sowie ebenso die Direktionen und die Staatskanzlei:

«Ich durfte für ehrliche und innovative Leute arbeiten, die sich für den Erfolg des Kantons Zug eingesetzt haben.»

Seine eigene Tätigkeit bringt Höchli derweil viel bescheidener auf den Punkt: «Ich hoffe, dass ich im Hintergrund ebenfalls gut mitgewirkt habe.» Er spricht hier an, dass sein Name nur in den seltensten Fällen nach aussen sichtbar wurde. Jetzt aber kann Marc Höchli wieder schreiben, ohne gleich die Perspektive des Kantons wahrzunehmen. Dass er auch das kann, hat der Zuger schon oft bewiesen. Der Doktor der Philosophie hat ein Buch über Medienfreiheit und Zensur in der Schweiz verfasst, textete als Selbstständiger und schrieb in seinen ersten Journalistenjahren zudem für eine Zuger Zeitung.

Publizisten bleiben eben Publizisten – ein Leben lang. Und neu wird er ausserdem als Stiftungsrat der Fondation Oroborus tätig sein. In dieser Stiftung sind übrigens zwei weitere Zuger aktiv dabei, nämlich alt Ständerat Joachim Eder und der ehemalige Generalsekretär Gianni Bomio.

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