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Zug

Kirchenratspräsidium: Wird es eine stille Wahl?

Nach dem ersten Wahldurchgang bleibt das Kirchenratspräsidium ohne Nachfolge. Von den drei Kandidierenden wird nur eine Person ihre Kandidatur erneuern. Somit dürfte die Nachfolge von Rolf Berweger klar sein.

Andreas Faessler

Die Erneuerungswahlen der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Kanton Zug am 3. Oktober haben im Vorfeld für einiges an Gesprächsstoff gesorgt, was sich unter anderem auch in Form von zahlreichen Leserzuschriften an unsere Zeitung niedergeschlagen hat. Bekanntlich haben sich sechs bisherige Kirchenratsmitglieder erneut zur Wahl gestellt – sie alle sind wiedergewählt worden. Neu ist Christian Bollinger aus Steinhausen für die kommende Amtsperiode in den Kirchenrat gewählt, er hat zugleich neben Ursula Müller-Wild und Remo Cottiati für das Kirchenratspräsidium kandidiert. Jedoch hat niemand der drei das erforderliche Mehr von 1106 Stimmen erreicht. Da Remo Cottiati nicht in den Kirchenrat gewählt worden ist, kann er sich nicht für den zweiten Wahlgang aufstellen.

Ursula Müller-Wild hat bereits kommuniziert, dass sie ihre Kandidatur fürs Präsidium erneuern wird. Somit dürfte die Besetzung des Postens so gut wie gesichert sein, denn im Gegensatz zu ihr wird Christian Bollinger nicht mehr kandidieren. «Obschon ich bei der Wahl für das Präsidium den zweiten Platz erreicht habe und mich dies mit Freude und Dankbarkeit erfüllt, habe ich nach reiflichem Überlegen entschieden, auf eine Teilnahme am zweiten Wahlgang zu verzichten», sagt Bollinger auf Anfrage. Dass beim ersten Wahlgang alle sechs bisherigen Personen eindeutig wiedergewählt worden sind, deute er als Zeichen der Beständigkeit. «Und Bewährtes soll erhalten bleiben», sagt Bollinger dazu.

An den grossen Themen könne er auch als Kirchenrat mitwirken. Er nimmt dabei unter anderem Bezug auf die Motion «Veränderungsprozess», welche vom Grossen Kirchenrat als erheblich erklärt worden ist. «Dieser hat als Gremium den Auftrag, im Dialog die strukturellen Bedingungen, die organisatorischen Abläufe und die rechtlichen Grundlagen der Kirchgemeinde zu überprüfen», führt Christian Bollinger aus. «Im Weiteren ermöglicht mir der Verzicht auf das Präsidium die Fortsetzung von interessanten Aufgaben im Beruf und lässt Spielraum für das Familienleben.»

Im Kirchenrat wolle er sich weiterhin parteipolitisch neutral verhalten. «Aber ich werde mich politisch äussern und zwar ganz im Sinne von Politik, die ich als Regelung von Inhalten, Prozessen und Strukturen des Gemeinwesens verstehe. Die Gemeinschaft Reformierte Kirche Kanton Zug benötigt dies, auch – und gerade – als Kirche mit Zukunft.»

Wahlbeteiligung nur leicht unter dem Durchschnitt

Von rund 13'000 stimmberechtigten Reformierten im Kanton haben knapp 2270 ihr Stimmrecht für die Wahl vom 3. Oktober ausgeübt. Das entspricht einer Stimmbeteiligung von ca. 17,5 Prozent. Das mutet zwar gering an. Die Stimmbeteiligung lag diesmal jedoch nur leicht unter dem Durchschnitt, sagt dazu Kommunikationsbeauftragte Simona Starzynski. Die Beteiligung schwanke normalerweise um die plus minus 20 Prozent. «Etwas höher ist sie erfahrungsgemäss dann, wenn zur gleichen Zeit Volksabstimmungen durchgeführt werden», ergänzt Simona Starzynski.

Und dass niemand der Kandidierenden für das Präsidium das nötige Mehr erreicht hat, sei ebenfalls nicht ungewöhnlich in der Geschichte der Reformierten Kirche Kanton Zug. «Es standen drei Personen zur Auswahl, von denen gleich zwei zuerst ordentlich in den Kirchenrat gewählt werden mussten, um für die Präsidiumswahl in Frage zu kommen», erklärt die Kommunikationsbeauftragte hierzu. «Bei drei Kandidierenden und davon zwei neuen Personen kann dies also durchaus passieren.»

Nachbesetzungen sorgen für frischen Wind

In den eingangs erwähnten Zuschriften aus der Leserschaft hat sich abgezeichnet, dass unter den Kirchenmitgliedern auch die Ansicht herrscht, dem Kirchenrat würde eine Rundumerneuerung guttun, zumal die meisten Ratsmitglieder teils seit vielen Jahren im Amt seien. Dieser Umstand sei für Innovationen nicht gerade förderlich. Dieser Beanstandung hält der Kirchenrat entgegen, dass man bei der Reformierten Kirche Kanton Zug kontinuierlich an den Themen Zukunft und Erneuerung arbeite, ohne dabei die Nachhaltigkeit der Kirche aus dem Blick zu verlieren. «Jedem Mitglied der Kirche steht es frei, sich gestaltend einzubringen und auch für das Präsidium zu kandidieren», merkt Simona Starzynski dazu an.

Zudem habe es ja bei der Besetzung des Kirchenrats in der aktuellen Legislaturperiode unter anderem durch Nachbesetzungen auch neue Mitglieder gegeben, die nun für eine Verjüngung des Organs stehen. «Ausserdem kandidierte ein langjähriges Mitglied nicht mehr und wurde jetzt durch Christian Bollinger ersetzt, der ebenfalls neu in diese Funktion kommt.»

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