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Zug

Kommen die Lockerungen zu spät? Wirtin sah keinen anderen Ausweg als illegal zu öffnen

Zuger Gastronomen sind froh, wieder Gäste auf ihren Terrassen bewirten zu dürfen. Trotz Erleichterung: Für viele Wirte war die Lockerung längst überfällig. Das zeigt das Beispiel einer Zuger Beizerin, die sich nicht anders zu helfen wusste als illegale Wege zu beschreiten.
Restaurant Rigiblick in Oberwil: Nachdem das Gebäude am Zugersee länger leer stand soll es nach dem Lockdown wieder öffnen – unter neuer Leitung. (Bild: Stefan Kaiser (Zug 18. März 2021))

Kilian Küttel

Speakeasys, Flüsterkneipen, hiessen die Bars und Spelunken in den USA, in denen zu Zeiten der Prohibition illegaler Alkohol ausgeschenkt wurde. Am 16. Januar 1920 war in den Vereinigten Staaten der 18. Zusatzartikel zur Verfassung in Kraft gesetzt geworden, der Erzeugung, Verkauf, Transport und Einfuhr von berauschenden alkloholischen Getränken verbot. Was als Initiative puritansicher Kreise im Kampf gegen den Sittenzerfall gedacht war, schlug ins Gegenteil um und wirkte für die organisierte Kriminalität wie Wasser bei einem Fettbrand, die ein Angebot für die ungebrochene Nachfrage schaffte und die amerikanische Gesellschaft im grossen Stil mit Alkohol versorgte.

Bis 1927 soll es laut Schätzungen bis zu 100'000 Speakeasys in den USA gegeben haben, die aus einem simplen Grund zu ihrem Namen gekommen sind: Während des geselligen, aber verruchten Umtrunks sollten die Gäste miteinander Flüstern, damit das verbotene Treiben auf der Strasse nicht auffiel.

Ob die Leute in der Baarer Beiz auch zum Flüstern angehalten waren, als die Polizisten der Zuger Polizei an einem Mittwochabend

Ihre Öffnung stösst in Zuger Gastrokreisen auf Unverständnis. Auf Anfrage sagt Barbara Schneider, Präsidentin von Gastro Zug und Wirtin des Rösslis in Oberägeri: «Wir distanzieren uns als Verband vor solchen illegalen Aktionen.» Nicht nur leide die Reputation der ganzen Branche darunter, renitente Beizer würden sich auch selber keinen Gefallen tun. «Möglicherweise», so Schneider, «setzen diese Personen die Unterstützungsbeiträge des Kantons aufs Spiel.»

Ähnlich klingt es im Sternen in Walchwil, wo Wirt Giorgio Bernard die gleiche Linie vertritt wie Barbara Schneider im Rössli: «Ich finde solche Aktionen schade. Wer sein Restaurant trotz Verbot öffnet und erwischt wird, tut nichts gutes für das Image der Gastrobranche.» Zudem würden die Wirte die grossen Umsätze ja doch nicht machen, nur weil sie unerlaubter Weise öffneten.

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