notifications
Zug

Mentalcoach Tanja Kunz: «Ich bin der festen Überzeugung, dass viel Frauenpotenzial brachliegt»

Tanja Kunz fördert mit ihrem Coachingprogramm gezielt Frauen. Sie erklärt, weshalb das heute noch nötig ist und wieso Frauen sich von einer Opferrolle lösen sollten.
Tanja Kunz (Bild: Andrea Lobsiger)

Carmen Rogenmoser

Female Power Coaching, so heisst die Firma, die Tanja Kunz im letzten März gegründet hat - just am Tag, als der Lockdown startete. Davon liess sie sich nicht unterkriegen, denn was für die Firma gilt, gilt auch für die Gründerin: volle Kraft voraus. «Mit meinem selbstentwickelten Coachingprogramm helfe ich Frauen, im Berufsalltag zu überzeugen», erklärt die 33-jährige Bündnerin, die seit einiger Zeit in Baar wohnt. «Als mentale Bergführerin begleite ich ambitionierte Powerfrauen, die trotz Fleiss und Kompetenzen im Beruf übersehen werden, zum Gipfel ihres Potenzials», beschreibt sie sich selber und ihre Aufgabe.

Dass das Konzept aufgeht, zeigt sich nicht nur an der Nachfrage, sondern auch am Erfolg bei den «Entrepreneur Awards 2020». Tanja Kunz gehört mit ihrem Unternehmen zu den drei Finalistinnen in der Kategorie Einzelunternehmen ohne Angestellte - dies nach nicht einmal einem Jahr Aktivität. Sie bekam die Gelegenheit, ihre Firma einer Jury vorzustellen und damit auch ihr Netzwerk zu vergrössern. Vergeben werden die Awards von der Business Expo. «Die Nominierung beweist mir einmal mehr, dass alles möglich ist», sagt Kunz. Ihr Unternehmen in Form eines Pitchs - eine kurze, möglichst gewinnende Vorstellung - zu präsentieren, sei herausfordernd gewesen, gleichzeitig aber auch spannend und lehrreich. Die 33-Jährige scheut nicht vor Herausforderungen zurück:

«Ich kann mich nicht lange in einer Komfortzone einrichten. Ich muss mich immer wieder bewegen, brauche das Kribbeln»,

führt sie aus. Das Gleiche kommt bei ihren 12-Wochen-Coachings auch auf ihre Kundinnen zu. «Es richtet sich in erster Linie an Frauen, die im Geschäft übersehen werden, die das Gefühl haben, nicht weiterzukommen.»

Alleine unter Männern

Kunz löst sich dabei ganz bewusst von den Opfer-Täter-Zuschreibungen, die in der Genderdebatte oft dominierend sind. «Es braucht eine andere Dynamik. Frauen müssen an sich selber arbeiten. Sie haben es selber in der Hand, sich anders zu positionieren, an sich zu glauben.» Während einer Sitzung etwa seien es oft Frauen, die ein Protokoll schreiben und sich dann fragen, weshalb sie nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen, erklärt sie an einem Beispiel:

«Ich selbst hatte auch damit zu kämpfen. Ich suchte meine Rolle, fragte mich, wieso ich nicht gehört werde.»

Nach der Banklehre hat Tanja Kunz Wirtschaft studiert und in einer männerdominierten Branche gearbeitet. «Bei meinem letzten Arbeitgeber musste ich einen Kundenanlass organisieren. Dort war ich dann alleine unter 100 Männern. Ich wunderte mich, wie kann das heutzutage noch sein?» Die Frauenförderung war schon vorher ein Thema, aber in dieser Situation habe sie gemerkt, wie ihr inneres Feuer für diese Sache brenne.

Sie hat die Ausbildung zum diplomierten psychologischen Mentalcoach begonnen und sich selbstständig gemacht. «Der Erfolg gab mir von Anfang an recht», sagt sie. Schon in der ersten Woche hatte sie die erste Anfrage. Um nicht orts- und zeitgebunden zu sein, führt sie die Coachings online durch - das ist ihr in der Coronazeit nun entgegengekommen. Zu den Kundinnen gehören Frauen aus den unterschiedlichsten Branchen und Lebensabschnitten. Jene, die die Branche wechseln wollen, Mütter, die zurückkommen, oder Vorgesetzte, die unsicher sind.

«Das Coaching ist individuell, der Kern ist aber oft der gleiche: Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Unsicherheiten.»

Zwölf Wochen dauert ein Kurs, er kostet je nach Intensität zwischen 1900 und 5000 Franken. Während der ersten sechs Wochen geht es um das eigene Mindset: Was will ich? Was bringe ich mit? Was ist das Optimalszenario? Im zweiten Teil geht es darum, diese inneren Veränderungen nach Aussen zu tragen: Wie zeige ich mich? Wofür stehe ich ein? Wie will ich gesehen werden? «Ein grosses Thema ist dabei das Zeitmanagement», sagt die Expertin.

Eine gute Zeit für Veränderungen

Der Prozess sei für viele Frauen befreiend und ermutigend, aber auch aufbauend. «Es braucht Mut, es sind aber kleine Schritte, die gemacht werden. Die Entwicklung ist also nicht überwältigend.» Thema sei oft die Frage nach dem Schlimmsten, was eintreten könne. «Frauen werden von Zweifel geplagt, rechnen mit dem Worst-Case-Szenario, das ist tief verwurzelt», sagt Kunz. Dieser Diskurs lasse sich nicht heute und morgen lösen. Trotzdem sei jetzt die Zeit für Veränderung. «Auch die Männer sind offen dafür», ist sie überzeugt.

Tanja Kunz bietet ihr Programm bis jetzt Privatkundinnen an. Sie arbeitet aber bereits an der Entwicklung eines Programms für die interne Frauenförderung in Firmen. «Ich bin der festen Überzeugung, dass viel Frauenpotenzial brachliegt. Frauen sollen sich zeigen. Das treibt mich an.»

Weitere Informationen zu Tanja Kunz und ihrem Angebot finden Sie hier.

Kommentare (0)