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Rathauskeller in Zug: Vollblutgastronom Kuno Trevisan zieht einen Schlussstrich

Kuno Trevisan verlässt nach 20 Jahren das Restaurant Rathauskeller. Zwar freiwillig, aber mit schwerem Herzen hat er sich zu dieser Entscheidung durchgerungen.
Ein eingespieltes Team: Stefan Meier (links) und Kuno Trevisan haben lange zusammen gearbeitet. (Bild: Maria Schmid (Zug, 7. Dezember 2018))

Charly Keiser

Kuno Trevisan hört per Ende Jahr im Restaurant Rathauskeller in Zug auf. Er trennt sich von seiner Aktienbeteiligung und von Starkoch Stefan Meier. «Es ist wie eine Scheidung», sagt Trevisan: «Denn 20 Jahre ist wie eine halbe Ehe und so lange arbeiten Stefan und ich schon zusammen.» Sie hätten viel erlebt und erreicht, schaut Trevisan zurück. «Wir hatten eine tolle Zeit. Doch die Entscheidung befreit mich sehr, mir ist eine grosse Last von den Schultern gefallen.»

Der Grund für die Trennung der beiden Geschäftspartner liegt 15 Monate zurück. Trevisan fuhr im August 2017 mit seinem Elektrotrottinett nach getaner Arbeit im Rathauskeller spätabends nach Hause. Er stürzte auf der kurzen Abfahrt vom Schloss St. Andreas hinunter zum Hirsgarten. Mit allerletzter Kraft schleppte er sich zu einem Haus und versuchte, sich bemerkbar zu machen. Die Bewohner dachten, ein Betrunkener mache sich bei ihnen zu schaffen, und riefen wegen Nachtruhestörung die Polizei.

Zwei Wochen auf de Intensivstation

«Das hat mir das Leben gerettet», ist sich Kuno Trevisan sicher, der auf der linken Körperhälfte alle Rippen fünf- bis sechsfach gebrochen hatte. Die Milz und das Zwerchfell waren gerissen und die Schulter gebrochen. Besonders dramatisch sei der dreifache Schädelbruch gewesen, erzählt der 45-Jährige. «Ich lag zwei Wochen auf der Intensivstation und die Ärzte glaubten eher nicht, dass ich es schaffe.» Während den fünf bis sechs Wochen im Spital seien die Ärzte dann von einer Teilinvalidität ausgegangen. Doch das Wunder geschah: Nach zwei Monaten in der Rehaklinik Adelheid ist Trevisan erstmals wieder zurück im Rathauskeller.

«Ich startete mit einem Tagespensum von anderthalb Stunden», sagt Trevisan und lacht. Noch immer ist er nicht wieder 100 Prozent arbeitsfähig und muss sich täglich ein wenig in den normalen Alltag zurückkämpfen. «Meine Neurologin hat mir vor ein paar Monaten gesagt, ich müsse mein Leben anpassen. Heute weiss ich, was sie gemeint hat.» Die Hektik sei ein Risiko für seine Gesundheit. Ähnlich einem Formel 1-Motor, der immer wieder heiss läuft, um eines Tages in Rauch aufzugehen. 16-Stundentage und Siebentagewochen seien für Selbstständige im Gastrobereich keine Seltenheit, für ihn nun aber nicht mehr so einfach zu meistern, wie vor dem Unfall.

Der Einschnitt sei heftig gewesen und er sei sich bewusst geworden, dass er Glück gehabt habe, seine Frau und seinen sechsjährigen Buben wieder zu Gesicht bekommen zu haben. «Es war eine schwere Zeit für meine Familie und ich sehne mich nun nach weniger Hektik und einem familienkonformeren Leben», sagt Trevisan, der vor dem Unfall Präsident der Food and Beverage Management Association (FBMA) und Vizepräsident von Gastro Zug war sowie im Vorstand des kantonalen Gewerbeverbands sass. Zwei Ämter hat er abgegeben und will im nächsten Jahr «wieder der Alte» sein. «Letztlich habe ich Glück, dass ich keine körperlichen und geistigen Defizite wegen des Unfalls habe.»

«Ich verstehe ihn gut»

Er habe sich seine letzten Jahre im Rathauskeller anders vorgestellt, sagt Stefan Meier. Denn geplant war, dass er sich einst zurückziehe und Trevisan als Nachfolger übernimmt. Er setze jetzt vor allem auf die Jugend, erklärt der 62-Jährige und verteile die bisherigen Verantwortlichkeiten Trevisans im aktuellen Team. Für den Service ist künftig Gaby Rogenmoser verantwortlich, Nina Wismer für die Administration. Meier teilt sich die Verantwortung in der Küche mit Irene Lo Bianco. «Kuno hat 20 Jahre lang als Vollblutgastronom alles gegeben», sagt Meier. «Ich bedaure seine Entscheidung sehr, verstehe ihn aber gut. Denn wir haben uns diesbezüglich oft unterhalten und uns die Entscheidung alles andere als einfach gemacht.»

Er habe – bei allem, was passiert sei – trotzdem Glück gehabt, sagt Kuno Trevisan, der künftig in einer leitenden Position arbeiten möchte. «Meine Leidenschaft für die Gastronomie ist immer noch gross», sagt er und verspricht: «Ganz sicher werde ich auch künftig oft im Rathauskeller anzutreffen sein. Als Gast und als Besucher eines meiner besten Freunde.»

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