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Zug

Von Abstand keine Spur: Die Warteschlange der Zugerbergbahn liess Coronamassnahmen ausser Acht

Am Wochenende wurden in der Schweiz die Bergbahnen regelrecht gestürmt. Begehrt waren am Samstag auch Fahrten auf den Zuger Hausberg.
Rund um die Talstation der Zugerbergbahn bildete sich eine Schlange.  (Bild: Leserbild)

Marco Morosoli und Vanessa Varisco

Es passt nicht ins Bild: Während das ganze Land wieder auf Sparflamme fährt, um die Fallzahlen zu senken, Restaurants längst geschlossen sind und in den Läden die Lichter bis mindestens Ende Februar gelöscht bleiben, stehen die Menschen bei der Talstation Schönegg der Zugerbergbahn Schlange. Dicht an dicht. Abstände werden nicht eingehalten, Masken bedecken selten die Gesichter der Wartenden. Ein Anwohner meldet, dass der Andrang den ganzen Tag hoch gewesen sei, teilweise habe die Schlange bis zu den Parkplätzen gereicht.

So viel Schnee ist schon lange nicht mehr gefallen, verständlich also, dass es viele Schlittler auf den Zugerberg zieht, die sich dort dem winterlichen Vergnügen hingeben. Das stört auch den Anwohner nicht. Die Nonchalance der Wartenden aber verwundert den Beobachter. Er appelliert an die Selbstverantwortung und die Behörden. Denn jenen macht er einen Vorwurf. Er sagt: «Der Vorwurf geht aber eigentlich an die verantwortlichen Politiker und Behörden, die einen solchen Flickenteppich von Verboten und Ausnahmen überhaupt zulassen.» Warteschlangen, wie jene am vergangenen Wochenende, findet er risikoreich. Damit ist er nicht allein: Wie zu hören ist, stören sich viele Anwohner über die Warteschlange in der Schönegg.

Der Betreiber hat eine andere Sicht der Dinge

Die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) betreiben die Zugerbergbahn. Im Gegensatz zu vielen anderen Bergbahnen in der Schweiz dient die Standseilbahn auf den Zuger Hausberg nicht vollumfänglich touristischen Zwecken, sondern sie hat auch eine Erschliessungsfunktion für das Institut Montana und weitere Zuger, die auf dem Zugerberg zu Hause sind. Die Mediensprecherin der ZVB, Karin Fröhlich, versichert, dass auch «die Zugerbergbahn dem ÖV-Schutzkonzept» unterliege. Wie die ZVB-Sprecherin zudem betont «haben wir an der Talstation Schönegg Coronaschutzmassnahmen ergriffen, die deutlich über das ÖV-Schutzkonzept hinausgehen». Im Weiteren erwähnt Fröhlich die Palisadenzäune in der Talstation, welche zur Kundenlenkung dienen. Im Einsatz sind unter freiem Himmel auch mobile Ticketverkaufsstellen.

Die Polizei war am Samstag in der Schönegg kurz präsent

Bekanntermassen ist die Ausrüstung von Wintersportlern sperriger als diejenige von Wanderern. Das hat zur Folge, dass pro Bergfahrt, die sechs Minuten dauert, nur rund 60 Personen transportiert werden können. Im Sommerbetrieb dürften es rund 80 Personen sein. Die ZVB-Mediensprecherin Karin Fröhlich vergisst nicht zu erwähnen, dass am vergangenen Sonntag noch die Schlittler für regen Betrieb in der Bahn gesorgt hätten. Die von der Stadt Zug präparierte Schlittelstrecke sei allerdings nur bis 19 Uhr offen. Auf das Abendschlitteln und die Schlittenvermietung würden die Zugerland Verkehrsbetriebe hingegen verzichten. Das Zuger Transportunternehmen erinnert auch immer wieder daran, Reisen auf den Zugerberg clever zu planen und nach Möglichkeit auf Randzeiten auszuweichen. Am vergangenen Wochenende sei auch zusätzliches Personal vor Ort präsent gewesen. Zudem bestätigt die Zuger Polizei, dass sie am Samstagabend einen Einsatz bei der Talstation der Zugerbergbahn hatte. Strafrechtlich sei allerdings nichts vorgefallen, so Judith Aklin, Kommunikationsverantwortliche der Zuger Polizei.

Grundsätzlich fahre die Zugerbergbahn ab 19 Uhr jeweils ohne Personal vor Ort. Damit die so verkehrenden Standseilbahn-Kurse nicht überladen sind, sorgt eine automatische Lastmessung.

Mit einem Umweg einen übervollen Bus vermeiden und gesund bleiben

Etwas differenzierter gestaltet sich die Problematik bei Busfahrten, welche in den pendlerstarken Zeiten am Morgen wie auch am Abend sehr gut gefüllt sind. Karin Fröhlich von der ZVB sagt dazu: «Grundsätzlich gilt auch bei diesen Verbindungen das ÖV-Schutzkonzept.» Der Kanton sei hierbei der Besteller, die ZVB das Transportunternehmen, welche das Bestellte fährt.

«Die Schülerströme variieren je nach Wochentag und Tageszeit stark», erwähnt die ZVB-Sprecherin in diesem Zusammenhang. Es gäbe Bestrebungen, «die Stundenpläne beziehungsweise die Schülerströme aus den einzelnen Gemeinden und die Transportkapazitäten möglichst gut aufeinander abzustimmen». Eine Variante ist zum Beispiel, den Schulunterricht gestaffelt zu beginnen. In Bezug auf die gut frequentierte Direktverbindung vom Ägerital in Richtung Menzingen gäbe es ja immer noch den Umweg über den Talacher. ZVB-Sprecherin Karin Fröhlich will einen anderen temporären Lösungsansatz nicht unerwähnt lassen:

«Mit den verschärften Massnahmen seitens des Bundes wird die Anzahl der Pendler weiter abnehmen und somit auch die Frequenzen auf den Linien der ZVB.»

Ebenso entspannend wirken könnten für eine gewisse Zeit die anstehenden Sportferien.

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