notifications
Zug

Wie Rehkitze vor dem Vermähen gerettet werden

An ihrer Sitzung vom Mittwoch diskutierten die Mitglieder des Zuger Kantonalen Patentjägervereins unter anderem die Abschusszahlen für das kommende Jagdjahr. Und ein Gast hielt einen spannenden Vortrag.
Rehkitze sind zu 80 Prozent Zwillinge und geraten unter die Mähmaschinen der Landwirte, weil sie sich ducken, statt zu flüchten. (Bild: PD)

Charly Keiser

Am Mittwochabend um 19 Uhr trafen sich die Mitglieder des Zuger Kantonalen Patentjägervereins im Kaufmännischen Bildungszentrum Zug zur traditionellen Sommerversammlung. 101 Jäger und Gäste waren anwesend – davon 89 stimmberechtigte Vereinsmitglieder. Nach dem musikalischen Auftakt durch die Jagdhornbläser Zuger Spielhähne ging’s sofort zum «heissen» Thema der Traktandenliste, der Information, Diskussion und Beschlussfassung zu den Jagdvorschriften für das nächste Jagdjahr 2019/2020, das Anfang September mit der Hirschjagd beginnt.

Priska Müller vom Amt für Wald und Wild des Kantons Zug wies eingangs mit einem entsprechenden Dia auf die eierlegende Wollmilchsau hin, «die man sich zu wünschen pflege, um allen Ansprüchen der Waldbenutzer und -nutzer gerecht zu werden». Sie legte bei ihrem Votum den Fokus auf die Verbissintensität der Tannen, die ausser im Talgebiet und im Hürital, also im Berggebiet, sehr gross sei. Sie zeigte ein weiteres Dia und zog das Fazit, dass die Entwicklung der Tannen sichtbar, aber langsam sei.

Grosse Unterschiede in den Jagdbezirken

1047 Rehe wurden in den letzten Wochen im Kanton Zug gezählt. Wobei die Unterschiede in den Jagdbezirken deutlich sind. So ist der Gesamtbestand nur so hoch, weil der relativ tiefe Bestand im Ennetsee durch mehr Rehwild im Berggebiet ausgeglichen beziehungsweise erreicht wird. Ein Umstand, der bei der genauen Planung in den entsprechenden Bezirken miteinfliessen wird.

Die Rotwildzählung wurde erstmals doppelt gemacht. Einerseits von den Jägern und anderseits vom Amt für Wald und Wild. Auch hier ergab sich ein grosser Unterschied. Die Jäger zählten nämlich 162 Tiere, das Amt hingegen nur deren 81. Müller erläuterte, dass 122 Hirsche in die Jagdplanung einbezogen würden.

Das Amt schlage ein Minimum von 425 und ein Maximum von 475 Rehabschüssen vor, erklärte Müller. Der Vorschlag des Vereinsvorstands lautete hingegen 430 Abschüsse. 48 zu 32 lautete die Abstimmung zu Gunsten des Vorschlags der Jäger. Entscheiden wird allerdings die Jagdkommission, in der die Jäger nur mit einer Person vertreten sind. Nach oben offen ist die Hirschjagd. Die Bestandesreduktion gilt als ausreichend, wenn mindestens 37 Hirsche erlegt werden.

Drohnen retten Rehkitze

Nach einer Pause begann der Vortrag des Unterengadiners Armond Schlegel, der ihr dortiges Pilotprojekt zur Rettung von Rehkitzen vorstellte. Rund 4500 Franken kostet eine Drohne, mit der die Rehkitze dank einer Wärmekamera gesichtet und dank dem Überstülpen einer Holzharasse vor dem Mähtod bewahrt werden. Im Kanton Graubünden ist nach dem Pilot ein kantonsübergreifendes Projekt lanciert worden. Umgerechnet auf den Kanton Zug müssten rund drei Drohnen gekauft und je vier bis acht Piloten ausgebildet werden. Zusammen mit jeweils zwei Helfern suchen heute die Teams im Bündnerland die Wiesen frühmorgens ab, die danach von den Landwirten gemäht werden. Die Bauern können eine Hotline anrufen und sich so die Hilfe der Drohnen-Jäger holen.

Rund 3000 Rehkitze werden in der Schweiz jährlich Opfer von Mähmaschinen, weil sie sich, statt zu flüchten, ducken. Die Dunkelziffer ist jedoch hoch und dank der Drohnen könnte auch in Zug der Blutzoll deutlich sinken.

Kommentare (0)