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Zug

«Wir wussten effektiv nichts»

Der Leiter eines Asylzentrums in Steinhausen wird per sofort freigestellt. Der zuständige Regierungsrat Andreas Hostettler wurde erst durch eine Journalistin auf die fragwürdigen Facebook-Posts aufmerksam. Dennoch sieht er von einer systematischen Kontrolle seiner Mitarbeitenden ab.
Screenshot eines Facebook-Posts des Leiters des Durchgangszentrums.
Andreas Hostettler ist gegen eine systematische Überwachung der Social-Media-Profile seiner Mitarbeitenden. (Archivbild: Urs Flüeler / Keystone)

«Nein, wir wussten effektiv nichts. Erst durch die Mitarbeiterin der ‹Zuger Zeitung› wurde ich darauf aufmerksam», sagt der Zuger Regierungsrat Andreas Hostettler gegenüber PilatusToday und Tele 1. Unsere Journalistin wies Hostettler darauf hin, dass der Leiter des Durchgangszentrums in Steinhausen fragwürdige Facebook-Einträge postet.

Russische Soldaten als Helden gefeiert

In seinen Posts bezeichnet der Mann die russische Armee unter anderem als «Helden, welche die Welt von der Unreinheit befreien». In früheren Posts verbindet er zudem die Queer-Community mit den Worten «Unreinheit» oder «rituell unrein». Der Westen sei eine «böse», «unreine», «Abfall-Allianz» und es müsse eine «neue Weltordnung» installiert werden.

«Diese Haltungen und Botschaften akzeptieren wir nicht», sagt Hostettler. Man habe daher umgehend gehandelt und den Mann per sofort freigestellt. Der ehemalige Leiter des Asylzentrums löschte daraufhin sein Profil. Gegenüber den Medien will sich der Mann nicht zur Angelegenheit äussern.

Schaut der Kanton nun genauer auf die Social-Media-Profile seiner Mitarbeitenden?

«Grundsätzlich bin ich dagegen, dass wir zur Gesinnungspolizei unserer Mitarbeitenden werden und konsequent die Profile kontrollieren»

, sagt Hostettler. Er betont aber, dass dieser Fall gezeigt habe, dass es eine erhöhte Sensibilität braucht.

Nicht erste Schlagzeilen über Leiter

Bereits im März des vergangenen Jahres sorgte der Leiter des Asylzentrums für Schlagzeilen. Die «Zuger Zeitung» schrieb damals, dass es eine hohe Fluktuation bei der Belegschaft gibt. Mitarbeitende sprachen von einem militärischen Führungsstil und fehlenden zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Andreas Hostettler stellte sich damals hinter seinen Angestellten. Die Stimmung in der Station sei nicht vergiftet.

Er habe sich damals nicht in seiner Einschätzung getäuscht, sagt Hostettler auch heute noch. Er könne nur bestätigen, was er damals gesagt hat.

«Er hat im Sinn und Geist der Einrichtung gehandelt. In diesem schwierigen Umfeld braucht es eine klare Führung. Das ist kein Ferienclub.»

So sei die Zahl der Polizeieinsätze und Beschwerden aus der Nachbarschaft praktisch auf null zurückgegangen.

Strafrechtliche Mittel werden geprüft

Einen langfristigen Imageschaden für seine Direktion befürchtet Andreas Hostettler durch den jüngsten Zwischenfall nicht. «Wenn wir den Fall als unwichtig oder nebensächlich abgetan hätten, dann hätte dies sicherlich ein schlechtes Licht auf uns geworfen.»

«Wir versuchen nun personalrechtlich korrekt vorzugehen. Dies steht dem Mann zugut.» Personal- und strafrechtliche Untersuchungen würden nun laufen. Je nach Ergebnis stellt der Kanton Zug entsprechende Anzeigen.

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