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Zug

«Zuger Ansichten»: Genügt der Strom in der Schweiz im Winterhalbjahr?

FDP-Kantonsrat Mario Reinschmidt darüber, dass der Strom in der Schweiz knapp werden könnte.
Mario Reinschmidt. (Bild: PD)

Mario Reinschmidt, Kantonsrat FDP, Steinhausen

In der Schweiz droht der Strom knapp zu werden – auch im Kanton Zug. Die E-Mobilität und die Zunahme von Wärmepumpen als Ersatz für alte Öl- oder Gasheizungen führen zu einem höheren Strombedarf. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kommt aber nur schleppend voran. Insbesondere die Windenergie hat angesichts von Landschafts- und Naturschutz einen schweren Stand in der Schweiz.

Unser Land verbraucht im Winterhalbjahr rund 55 Prozent des jährlichen Gesamtenergieverbrauchs. Im Winter sind wir gezwungen, Strom zu importieren, was uns bei einem immer grösser werdenden Strombedarf auch zunehmend abhängig vom Ausland macht.

Ich stelle mir die Frage: Wie kann die Schweiz auf lange Sicht im Winter auch ohne Kernkraftwerke eine sichere Stromversorgung garantieren? Verstärkt hat sich dieses Problem zusätzlich, seit die Schweiz das institutionelle Rahmenabkommen mit der EU nicht unterzeichnet hat. Anstatt integraler Bestandteil des europäischen Stromnetzes zu sein, manövriert sich unser Land an dessen Rand.

Denn ohne Stromabkommen mit der EU erschwert sich unser Zugang zum europäischen Strommarkt – und zu gesicherten Stromimporten, denn der Hunger nach Strom nimmt auch in unseren Nachbarländern zu.

Ich bin der Überzeugung, dass die Schweiz energetisch nicht isoliert in der Mitte dieses Kontinents dastehen darf. Wir benötigen einen sicheren Zugang zum europäischen Energieverbund – sowohl zur Energie wie auch zu den Netzen. Wir sind auf die EU angewiesen, um die Energiewende zu schaffen.

Aber – ich habe es erwähnt – auch dort wird der Strom knapper! Auch dort nehmen E-Mobilität und Wärmepumpen zu. Auch dort gehen Atomkraftwerke vom Netz. In Deutschland ist bereits 2022 Schluss und Frankreich benötigt ihre Nuklearenergie selbst.

Darum bin ich der Überzeugung, dass wir mit dem eigenen Ausbau der Winterproduktion nicht warten können – nicht auf die passenden politischen Rahmenbedingungen aus Bern, nicht auf die Wiederaufnahme von Gesprächen mit der EU für eine integrierende Lösung. Wir müssen den Ausbau der Winterenergie selbst in die Hand nehmen. Es sollen dazu beispielsweise die Möglichkeiten der saisonalen Speicherung, also der Speicherung von überschüssigem Sommerstrom hin in den Winter, forciert werden, ebenso der gezielte Ausbau der Fotovoltaik- und von Windanlagen, aber auch temporäre Lösungen wie kleine Gaskombikraftwerke oder Blockheizkraftwerke müssen zugelassen werden.

Es ist fünf vor zwölf – wir müssen handeln!

In der Kolumne «Zuger Ansichten» äussern sich Kantonsrätinnen und Kantonsräte zu einem frei gewählten Thema. Ihre Meinung muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.

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