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Zug

Zusammenkunft der Amateurfunker in Baar

Am Samstag treffen sich Funkamateure zum Nationalen HAM-Fest 2018 in der Waldmannhalle. «HB9RYZ» gibt vorab einen Einblick in seine private Funkstation.
Ein Funker aus Leidenschaft: Wolfgang Sidler verfügt zu Hause in Hünenberg über eine ansehnliche Ausstattung. Am Samstag wird er in Baar auf viele Gleichgesinnte treffen. (Bild: Stefan Kaiser (8. August 2018))

Wolfgang Meyer

Hinter dem Kürzel «HB9RYZ» steht der Amateurfunker Wolfgang Sidler. Chef einer kleinen Cyber-Security-Bude, Tüftler und Funker. Im ersten Stock seiner Wohnung in Hünenberg steht eine imposante Anhäufung von Elektrogadgets mit Knöpfen und Drehreglern, Bildschirmen, Mikrofonen und Lautsprechern.

Sidler sitzt auf dem rennautomässigen Bürostuhl hinter seiner Konsole und sucht die Ionosphäre nach anderen Amateurfunkern ab. Es rauscht und knackt, und ab und an hört man fremde Stimmen im Äther. «Oscar Mike three Tango Whisky Mike...» Jemand nennt das Rufzeichen eines Slowakischen Funkers, den er erreichen möchte. Die beiden finden sich, bestätigen mit einigen knappen Codeworten den Kontakt und werden wieder still. Mit wie vielen verschiedenen Ländern man schon Kontakt hatte, lässt sich zählen und sammeln. Wer mit Funkern aus hundert Ländern Kontakt hatte, kann eine international anerkannte Urkunde beantragen. Sidler hat schon zwei davon.

Sonnenwinde in den Segeln

«Die Urkunden interessieren mich aber nicht mehr so. Auch das Kontaktieren ist bei mir ein bisschen zur Nebensache geworden.» Was Sidler fasziniert, ist die Technik dahinter, das Tüfteln und schrauben an neuen Geräten. Zurzeit etwa sind die Ausbreitungsbedingunen für Funksignale sehr schlecht. Diese hängen von der Sonnenaktivität ab, welche wiederum am einfachsten an der Häufigkeit von Sonnenflecken gemessen wird. Das sind Punkte an der Oberfläche der Sonne, an denen Bündel von Magnetfeldlinien aus dem Innern austreten.

Diese Magnetfeldlinien beeinflussen auch das Magnetfeld der Erde und somit die Ausbreitungsbedingungen für Funkwellen. Die Sonnenaktivität schwankt in einem Elfjahreszyklus und befindet sich zur Zeit am Tiefpunkt dieses Zyklus. Funker hören kaum etwas. «Als ich 1983 mit Funken begann, konnten wir noch einen nassen Draht raus hängen und damit die ganze Welt hören», erzählt Sidler.

Heute hört er wegen Elektrosmog und geringer Sonnenaktivität kaum noch was in Hünenberg. «Hier ist es einfach zu ‹laut›. Drum haben wir uns ein Ohr da aufgestellt, wo es noch was zu hören gibt.» Mit einigen Freunden baute Sidler im appenzellischen Reute eine Remote Empfangsstation mit vier Antennen auf. Eine kleine Elektrosmog-Oase in den Bergen. Per Internet steuert er diese bequem von zuhause aus an.

Der Notnagel beim Blackout

Der Zuger Funkamateurverein «HB9RF», der das Nationale Ham-Fest ausrichtet, hat auch einen Auftrag des Kantons, ein Notfunknetz aufrechtzuerhalten. Mehrmals im Jahr treffen sich die Amateurfunker mit mobilen Antennen und bauen Richtstrahlverbindungen zwischen verschiedenen Gemeinden auf. Sollte das kommerzielle Kommunikationsnetz einmal versagen, bewahrt uns der HB9RF vor dem kommunikativen Blackout.

Einige des Zuger Funkvereins waren auch schon auf Funkexpedition. Hans-Peter Blaettler aus Adligenswil etwa begab sich 2016 auf die Heard Insel in der Subantarktis, um von da Funksprüche in alle Welt abzusetzten. «Diese Expeditionsstandorte sind dann sehr beliebt und werden von vielen Funkern angefunkt, um einen Kontakt in entlegene Gegenden aufzubauen.» Solche Expeditionen würden schnell einmal um die 200 000 Franken kosten. Ein teures Hobby. Aber auch Zuhause bleibt es nicht günstig. Sidler hat in seinen high-tech «Funk-Shag» rund 40000 Franken investiert.

Unter Rufzeichenbrüdern

«Ich bin aber auch überdurchschnittlich gut ausgerüstet. Kaum einer hat so gutes Equipment wie ich.» Mit dem Stolz des Tüftlers in der Stimme erklärt er die verschiedenen Gerätschaften.

Das Nationale HAM-Fest für Amateurfunker in der Waldmanhalle richtet der Verein HB9RF aus. Verschiedene Vorträge, Herstellerstände, ein Funker-Flohmarkt, sowie ein Workshop, in dem man seine eigene kleine Funkstation löten kann, werden angeboten. Dazu gibt es Speis und Trank von der Festwirtschaft. «Ich freue mich vor allem darauf, all die Funker zu treffen», meint Sidler. Unter Funkern sei man sofort willkommen. «Kürzlich war ich in Österreich unterwegs. Als ich am Strassenrand eine grosse Antenne sah, ging ich zum Haus und klingelte. Als ich mich mit meinem Rufzeichen vorstellte, war ich sofort willkommen, wurde auf ein Bier eingeladen, und wir unterhielten uns übers Funken.»

www.hamfest2018.ch

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