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Leichtathletik

Diack-Prozess in Paris zu Ende

Der Korruptionsprozess gegen Lamine Diack ist zu Ende. Dem früheren Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes drohen bis zu vier Jahre Haft. Das Urteil soll am 16. September verkündet werden.
Lamine Diack droht eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren
Bild: KEYSTONE/EPA/SEBASTIEN NOGIER

Die französische Staatsanwaltschaft hat zumindest das moralische Urteil im Korruptionsprozess in Paris gegen Lamine Diack bereits gefällt. Der 87-jährige Senegalese habe ein "Vergehen der Redlichkeit begangen, das weltweit Schaden verursacht hat". Die Staatsanwaltschaft forderte eine Gefängnisstrafe von vier Jahren und eine maximale Geldstrafe von 500'000 Euro. Diack war wegen Betrugs, Korruption, Veruntreuung und Geldwäsche angeklagt worden.

Zum Abschluss des Prozesses bat der Diack-Anwalt Simone Ndiaye in seinem Plädoyer, seinen Mandanten nicht zum "Sündenbock" zu machen. Er forderte die Richter auf, "sich vor rein moralischen Urteilen zu hüten" und "der Versuchung zu widerstehen, dies zu einem beispielhaften Fall zu machen", um den Weltverband, der mittlerweile World Athletics heisst, zu reinigen.

Die Verteidigung eines Mitangeklagten kritisierte zudem die Ermittlungen. Es hätten auch russische Athleten angehört werden müssen, erklärte die Verteidigung des früheren Diack-Beraters Habib Cissé.

Härter als Lamine Diack soll sein Sohn Papa Massata bestraft werden. Die Staatsanwaltschaft beantragte in Abwesenheit für den ehemaligen Marketingberater der IAAF und Drahtzieher im Hintergrund fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von ebenfalls 500'000 Euro. Papa Massata hat sich in den Senegal zurückgezogen, der ihn trotz Haftbefehls von Interpol nicht ausliefern will.

Die zahlreichen E-Mails, Briefe und Finanztransfers, die als Beweise für die Korruptionsvorwürfe vorgelegt wurden, belegen laut Staatsanwaltschaft, dass der Weltverband unter der Ägide der Diacks von 1999 bis 2015 ein "Paradies der Interessenkonflikte" und "das Objekt ihres Präsidenten" gewesen sei. Sie geisselten auch die "Kontrolle der Finanzen durch Vater und Sohn" der IAAF.

In seiner Amtszeit soll Lamine Diack laut Staatsanwaltschaft direkt oder indirekt 3,45 Millionen Euro von vorwiegend russischen Athleten für die Vertuschung von positiven Doping-Tests erpresst haben. Mehrere Athleten konnten dadurch an den Olympischen Spielen 2012 in London teilnehmen und Gold gewinnen.

Seinem Sohn soll Lamine Diack zudem erlaubt haben, sich in Verhandlungen mit Sponsoren - der russischen Bank VTB, dem südkoreanischen Mischkonzern Samsung oder dem chinesischen Sender CCTV - mehrere Millionen Euro anzueignen.

Einem früheren Bericht zufolge räumte Diack in weiten Teilen ein, entschieden zu haben, Disziplinarverfahren gegen gedopte russische Athleten zurückzusetzen. Es sei ihm vor allem um die finanzielle Gesundheit der IAAF gegangen. (sda)

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