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Leichtathletik, WM22, Eugene, Hintergrund

Die USA sind die Top-Nation der Leichtathletik. Höchste Zeit also, dass in den Vereinigten Staaten erstmals Weltmeisterschaften stattfinden. Eugene, das Mekka der US-Leichtathletik, ist am Zug.

Das Sportartikel-Unternehmen Nike kennen alle, die Stadt Eugene im Bundesstaat Oregon an der Westküste hingegen sagt in Europa nur wenigen etwas. Die beiden Namen sind allerdings eng miteinander verbunden, denn in der für amerikanische Verhältnisse kleinen Stadt mit weniger als 200'000 Einwohnern entstand der Weltkonzern, der seinen Hauptsitz inzwischen ins etwas nördlich gelegene Beaverton verschoben hat.

Eugene erhielt im August 2015 ohne Bewerbungsverfahren und ohne Gegenkandidat den Zuschlag für WM 2021, die wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben wurden, weil auch die Olympischen Spiele in Tokio um 12 Monate nach hinten rutschten. Der damalige Weltverbands-Präsident Lamine Diack hatte offen zugegeben, dass die Vergabe in die Heimat des Sportartikel-Giganten Nike vor allem wirtschaftliche Gründe hat.

Und Nike, oder besser gesagt der Mitbegründer Phil Knight, liess sich nicht lumpen. Das Hayward Field auf dem Gelände der Universität Oregon wurde für rund 200 Millionen Dollar renoviert. Den Grossteil der Kosten übernahm Knight - das Vermögen des 84-Jährigen schätzt das Wirtschaftsmagazin Forbes aktuell auf 47,2 Milliarden Dollar.

Die Zahl der fest installierten Sitzplätze wurde auf 12'650 erhöht. Dank Zusatztribünen beträgt die Kapazität für die WM rund 30'000. 49 Medaillensätze (je 24 pro Geschlecht plus Mixed-Staffel über 4x400 m) dürften vor zumeist vollem Haus ihre Abnehmer finden.

Lauf-Boom stand am Ursprung

Den Enthusiasmus für die Leichtathletik verdankt Eugene zunächst Bill Bowerman (1911 bis 1999). Er stand am Ursprung des Lauf-Booms in den USA. Bowerman trainierte 24 Jahre lang primär im Mittel- und Langstreckenbereich sehr erfolgreich das Track-and-Field-Team der Universität von Oregon. In der Startkurve des Hayward Field zeugt eine Statue von den Verdiensten.

Bei einem Trip nach Neuseeland lernte Bowerman den neuen Fitnesstrend Joggen kennen. Zurück in den USA begann er, in Artikeln und Büchern über das Laufen zu schreiben. Er entwarf ein Lauf-Programm, das Vorbild vieler Fitness-Programme wurde. Und Bowerman war auch ein Tüftler, der Laufschuhe für seine Athleten teilweise per Hand anfertigte.

1964 schliesslich gründete er zusammen mit Knight ein Unternehmen, das damals noch Blue Ribbon Sports hiess und erst 1971 auf den Namen der altgriechischen Siegesgöttin Nike umgetauft wurde. Knight, der als Wirtschaftsprüfer arbeitete, hatte in seiner Masterarbeit aufgezeigt, wie die Dominanz von Adidas und Puma (beide aus Deutschland) auf dem US-Markt gebrochen werden könnte.

Der Ansatz: Ein preiswertes, aber qualitativ hochwertiges Konkurrenzangebot, das durch intensives Marketing Fuss fasst. Knight und Bowerman setzten dieses Konzept mit Blue Ribbon Sports zunächst durch den Import japanischer Laufschuhe erfolgreich um.

Heimstadion für US-Team

Mit Bowerman und Knight stieg Eugene zum Mekka der US-Leichtathletik auf. Im Hayward Field werden fast jährlich die Trials ausgetragen. Das Heim-Team kennt die Verhältnisse vor Ort also bestens. Die 151 Sportlerinnen und Sportler des Gastgebers dürften in den kommenden anderthalb Wochen erneut abräumen. Bereits in Doha 2019 waren die USA mit 29 Medaillen (14 Gold/11 Silber/4 Bronze) das mit grossem Abstand erfolgreichste Land. (sda)

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