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Rudern, Story Jan Schäuble

Jan Schäuble kann als Shooting-Star der Schweizer Ruderer bezeichnet werden. Am Wochenende steht er am Heim-Weltcup auf dem Luzerner Rotsee im Einsatz.

Ende Mai triumphierte Schäuble mit Raphaël Ahumada im Weltcup in Belgrad auf sehr souveräne Art und Weise im olympischen Leichtgewichts-Doppelzweier. Drei Wochen später stand er in Poznan in der gleichen Kategorie zusammen mit Andri Struzina als Dritter erneut auf dem Weltcup-Podest. An den Schweizer Meisterschaften am vergangenen Wochenende auf dem Rotsee holte er innert zwei Stunden sowohl den Meistertitel im Leichtgewichts-Einer als auch im Einer der offenen Gewichtsklasse.

Die Resultate kommen nicht von ungefähr. Seit der Spitzensport-RS, die er im Winter 2018/19 absolvierte, verzeichnete der 22-jährige Nidwaldner physisch grosse Fortschritte - an Talent mangelte es ihm ohnehin nie. "Die RS gab mir einen riesigen Schub", sagt Schäuble im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Dennoch setzte es für ihn im letzten Jahr eine grosse Enttäuschung ab, verpasste er doch im vergangenen Mai mit Struzina die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. "Wir waren damals noch nicht bereit dafür", blickt Schäuble zurück. "Es war eine sehr gute Lektion. Ohne diesen Kick wären wir diese Saison nicht so erfolgreich."

Mehr Umfang im Training

Zudem spricht er gut auf die Trainingsmethode von Cheftrainer Ian Wright an. Der Neuseeländer, der schon von 2014 bis 2016 in der Schweiz gewirkt und den Leichtgewichts-Vierer zu Olympia-Gold geführt hatte, kehrte im vergangenen Dezember zu Swiss Rowing zurück. Schäuble kam nach dessen erster Amtszeit ins Kader. "Der Trainingsplan ist sehr gut. Der Umfang ist grösser geworden. Am Anfang war es eine Herausforderung, nun haben sich alle daran gewöhnt", sagt der Hoffnungsträger, der früher diverse andere Sportarten ausprobiert hat und im Ski- und Tennisklub gewesen ist.

Pro Tag finden drei Trainings statt. Am Morgen steht oft GA1 im Programm. Das ist eine intensive Einheit, in der nach einem Aufwärmen von vier Kilometern eine Strecke von 22 Kilometern in einer Intensität von mindestens 80 Prozent der jeweiligen Weltrekordzeit absolviert werden soll. Damit sind Quervergleiche möglich, was pusht.

Schäuble befindet sich in jedem Fall auf einem guten Weg. Positiv findet er auch den Konkurrenzkampf mit dem 21-jährigen Ahumada und dem 25-jährigen Struzina, die in Luzern im Leichtgewichts-Doppelzweier sitzen werden. "Wir sind ein sehr gutes Team und gehen sportlich mit der Situation um. Zu zweit würde man vielleicht ab und zu mal ein Training schleifen lassen. So musst du stets Vollgas geben, und das macht das Boot schneller", sagt Schäuble.

In Luzern im Doppelvierer

Nach den Weltcup-Rennen in Luzern wird dann festgelegt, welche Kombination im August an den Europameisterschaften in München und im Normalfall an den Weltmeisterschaften im September im tschechischen Racice an den Start gehen wird. Schäuble hat auf jeden Fall sehr gute Karten - oder wie sich Verbandsdirektor Christian Stofer ausdrückt: "Es wird sicher nicht ganz einfach werden, an ihm vorbeizukommen. Jedes Boot mit ihm ist schnell, es spielt keine Rolle, wer sein Partner ist. Er kann sich sehr gut anpassen. Er hat ein ausgesprochen gutes Bootsgefühl."

Sein gutes Anpassungsvermögen führt dazu, dass Schäuble am Heim-Weltcup als Ersatz von Kai Schätzle, der sich noch nicht vollständig von einer Corona-Infektion erholt hat, zusammen mit Patrick Brunner, Nils Schneider und Dominic Condrau im Doppelvierer rudern wird. Er sieht dies als Chance. "Das ist für mich als Leichtgewicht eine sehr gute Erfahrung."

Und schliesslich ist das grosse Ziel, die Olympischen Spiele 2024 in Paris, noch in einiger Ferne. Es dürfte die letzte Olympia-Chance für Leichtgewichtsruderer(innen) sein, denn schon für Paris drohte die Streichung des Leichtgewicht-Doppelzweiers aus dem Programm. Diese unverhoffte Gelegenheit soll genutzt werden. "Wir sind ein junges Team, das noch Reserven hat. Das Potenzial ist sicher sehr gross. Ich bin sehr optimistisch", sagt Schäuble. Zuerst einmal steht nun aber der Einsatz in Luzern an. (sda)

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