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Daniel Koch zu 5 (Corona-)Punkten

Daniel Koch ist überzeugt: "In einem Jahr spätestens werden wir die Pandemie ziemlich gut im Griff haben. Davon gehe ich ganz fest aus."
Daniel Koch zu über Corona, die Euro und die Politik
Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Daniel Koch (65), in den ersten Monaten als "Mister Corona" und Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG (2008 - 2020) das Schweizer Gesicht der Pandemie, mischt seit seiner Pensionierung im Sport-Business mit. Er berät die UEFA und den SC Bern. Er preschte im letzten Mai auch als erster vor und lancierte als Task-Force-Mitglied die Diskussionen um die Rückkehr der Zuschauer in die Stadien.

So schätzt der Pandemie-Experte Daniel Koch die Situation nach einem Jahr Coronavirus in der Schweiz ein. Für den Sport sieht Koch durchaus günstige Perspektiven. Daniel Koch über...

- die aktuelle Lage: "Ich muss klar sagen, dass sehr schwer abschätzbar ist, wie sich die Pandemie entwickelt. Obwohl ich auf den Sommer hin, ähnlich wie im letzten Jahr, mit einer positiven Entwicklung rechne, bleibt schwer abschätzbar, wie es mit Grossveranstaltungen weitergeht. Aus zwei Gründen: Erstens ist es fast unmöglich, die epidemiologische Lage wegen der Virus-Mutationen vorauszusehen. Die zweite Variable ist die Politik: Wir sehen das tagtäglich. In verschiedenen Ländern mit ganz ähnlichen Lagen sehen wir völlig unterschiedliche politische Massnahmen. Die politische Stimmung ist ebenso schwer voraussehbar wie die epidemiologische."

- die Vorteile gegenüber der Situation vor einem Jahr: "Im Vergleich zum Vorjahr wissen wir viel mehr über das Virus. Das Contact Tracing wurde ausgebaut. Fallzahlen können besser eingeschätzt werden. Wir verfügen über viel mehr Möglichkeiten als vor einem Jahr. Es gibt die Tests, die Schnelltests, die Impfung ist da, und es gibt immer mehr Leute, die die Krankheit durchgemacht haben."

- die Auswirkungen auf den Breitensport: "Ich finde es gefährlich, mit Bezug auf den Sport primär immer aus dem wirtschaftlichen Blickwinkel zu argumentieren. Sport ist wichtig. Ohne Spitzensport wird es auch keinen Breitensport geben. Der Breitensport wird unter der Pandemie massiv leiden. Ohne den Anreiz des Spitzensports geht auch im Breitensport viel verloren. Es geht hier nicht um wirtschaftliche Aspekte, sondern um Volksgesundheit. Das kommt in den Diskussionen um die Grossveranstaltungen (und den Sport) zu kurz."

- seine Aufgabe als medizinischer Berater der UEFA, die zum Ziel hat, dass im Sommer an der Euro Zuschauer in den Stadien mit dabei sein werden: "Die UEFA ist in allen Ländern äusserst professionell aufgestellt. Das hilft. Am Schluss werden aber die Länder und die Städte entscheiden, was möglich ist und was nicht. Die UEFA muss das mit den Regierungen beurteilen. Ich sage: Es ist nicht nur ein Nachteil, dass die Euro in verschiedenen Ländern ausgetragen wird."

- Grossveranstaltungen in der Schweiz: "Es ist spannend. Ich denke, es ist mehr möglich, als wir im Moment gerade denken. Wer hätte es im letzten Frühling schon für möglich erachtet, dass die Tour de France und der Giro d'Italia stattfinden können. Es lief und läuft im Sport viel. In einem Jahr spätestens werden wir die Pandemie ziemlich gut im Griff haben. Davon gehe ich ganz fest aus." (sda)

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