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Ski alpin

Lara Gut-Behrami über ihren Sieg in Crans

Lara Gut-Behrami meldet sich in Crans-Montana eindrücklich zuoberst auf dem Podest zurück. Sie sieht den Sieg als Bestätigung für die harte Arbeit der letzten Jahre. Und wertet ihn anders als früher.
Gereift und Geerdet: Lara Gut-Behrami geniesst den Moment
Bild: KEYSTONE/CYRIL ZINGARO

Lara Gut-Behrami, welche Emotionen verspüren Sie nach Ihrem ersten Sieg nach mehr als zwei Jahren?

"Ich war noch nie eine, die nach Siegen eine riesige Party machte. Aber natürlich freue ich mich und bin ich sehr zufrieden. Wonach wir lange gesucht und woran wir lange gearbeitet haben, kam heute alles zusammen. Es passte von oben bis unten, ich fühlte mich befreit, musste nicht überlegen und fuhr gelöst. Wenn du zwei Sekunden verlierst, suchst du hartnäckig, wo die Zeit liegen geblieben ist. Und wenn es so läuft wie heute, hast du das Gefühl, dass es so leicht ist. Ich konnte den Ski laufen lassen und hatte ihn trotzdem voll unter Kontrolle. Ab und zu kam ich etwas von der Ideallinie ab, aber ich spürte, dass es super schnell ist und ich stets beschleunigen konnte. Ich war richtig im Flow."

Es ist Ihr 25. Weltcupsieg, aber der erste nach einer schwierigen längeren Phase und der erste in der Abfahrt seit dem Kreuzbandriss vor drei Jahren. Fühlt sich dieser Erfolg anders an, spezieller?

"Anders nicht. Jeder Sieg ist schön, aber es ist schon cool, nach zwei Jahren wieder zu gewinnen und die Bestätigung zu bekommen, dass sich die harte Arbeit der letzten Jahre auszahlt - besonders wenn es sich während der Fahrt so leicht anfühlt und du einfach deinen Instinkten folgen kannst. Wenn es so läuft, kommen dir die Baustellen, die dich zusehends ins Grübeln bringen, auf einmal viel kleiner vor. Es gehört wohl zu einer Karriere dazu, dass es Momente gibt, in denen alles mit Leichtigkeit gelingt und andere, in denen Geduld und Ruhe gefragt sind. Ich habe viel gelernt, als ich oft gewann, aber vor allem auch, als es nicht nach Wunsch lief. Wenn es mir nun wieder leicht fällt, hätte ich natürlich nichts dagegen."

Sie wirken in diesen Tagen ruhig und ausbalanciert. Ist das etwas, woran Sie arbeiten mussten?

"Wenn du viel gewinnst, geht alles so schnell. Da kommst du gar nicht dazu, alles zu verarbeiten. Erst später realisierst du, was alles passiert ist und was für Fehler du gemacht hast. In diesen Phasen wirst du reifer und ruhiger. Du lernst, dass ein Sieg nicht deine ganze Saison verändert und dass eine Niederlage nicht das Schlimmste ist, das dir passieren kann. Mit den Emotionen umgehen zu können, die du im Ziel verspürst, ist wichtig, aber auch ein Lernprozess. Früher war ich nach einem 15. Platz am Boden und blickte ich nach Erfolgen sofort aufs nächste Rennen, ohne sie richtig zu geniessen. Jetzt geniesse ich den Moment und freue mich auch darüber, dass die Eltern und meine beste Freundin da sind. Ich bin ausbalancierter, habe ein Leben neben dem Skifahren und weiss Siege und Niederlagen besser einzuordnen. Man darf aber auch nie vergessen, dass wir auch nur Menschen sind und dass ein ziemlich grosser Druck auf unseren Schultern lastet."

Wie sehr empfanden Sie die zwei Jahre ohne Sieg als Druck?

"Einen Resultat-Druck empfand ich nicht. Aber ich setzte mich selber unter Druck, weil es frustrierend war, nicht das umsetzen zu können, was ich wollte. Mit zwei Sekunden Rückstand und einem schlechten Gefühl im Ziel einzutreffen, ist nicht schön. Andererseits lernst du dabei auch, das Positive besser zu sehen."

Der Druck als grosses Übel?

"Es gibt auch positiven Druck, und dieser brauchst du als Rennfahrerin auch. Wichtig ist, die Balance zu finden zwischen gesundem Druck und negativem, der dich im Übermass fertigmacht." (sda)

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