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Schwyz

Bergrennen auf die Seebodenalp: Töff-Nostalgie pur

Der Küssnachter Edgar Gwerder ist Rennleiter des bekanntesten historischen Motorradrennens der Schweiz.
Gilt dieses Gefährt eigentlich als Motorrad? Egal, Hauptsache es kommt oben auf der Seebodenalp auch an. (Foto: Roger Grütter, Küssnacht, 12. August 2017)
Edgar Gwerder

Ehrhard Gick

Ehrhard Gick

Seine Leidenschaft sind alte Automobile, aber auch historische Motorräder sind Edgar Gwerder ans Herz gewachsen. Am Wochenende ist er Rennleiter des historischen Bergrennens in Küssnacht.

Edgar Gwerder, sind alte Motorräder Ihre Leidenschaft?Ich komme eigentlich aus der Rallyeszene. In dieser Sparte habe ich bei historischen Rennen in der Schweiz diverse Funktionen inne. Als man in Küssnacht das Rennen wiederbelebte, hat das OK mich eineinhalb Jahre lang bearbeitet. Eigentlich wollte ich nicht mitmachen, bis meine Familie sagte, dass ich in der ganzen Schweiz tätig sei, ausser vor der eigenen Haustür.Was macht für Sie den Reiz dieser Veranstaltung aus?Wir bieten Motorräder und Technik am Start und am Rigi-Hang, von Maschinen, die man sonst nur im Museum bewundern kann. Hier sind Motorräder und Marken unterwegs, von denen die Meisten nicht mal mehr wissen, dass es sie gibt oder gegeben hat. Dazu kommt die Herausforderung für Mensch und Maschine. Wir führen das längste Motorradrennen in der Schweiz durch. Es ist etwas über fünf Kilometer lang. Auch die Steigung von 13 Prozent macht es aus. Am Wochenende findet die sechste Ausgabe der Neuzeit statt. Was hat sich in den Jahren geändert?Die Strasse – ihr Zustand ist schlechter geworden. Aber Ende der 20er-Jahre war sie wahrscheinlich nicht besser. Die Nachfrage, am Rennen zu starten, hat sich gesteigert. Wir mussten diversen Fahrern Absagen erteilen. Es hat sich herumgesprochen, dass es ein qualitativ sehr gut organisiertes Rennen ist. Wir haben auch internationale Anerkennung erlangt, so findet das Rennen auch in Italien, Frankreich oder Deutschland medialen Anklang.Werden die Motorräder tatsächlich rennmässig unterwegs sein oder ist es eher in Richtung Schaulaufen der alten Maschinen?Es ist kein Rennen im üblichen Sinne. In einem Rennen geht es darum, wer am schnellsten ins Ziel fährt. Wir führen eine sogenannte Gleichmässigkeitsveranstaltung durch. Der Fahrer versucht, die Strecke in den Läufen möglichst in der gleichen Zeit zu absolvieren. Die Differenz des ersten zum zweiten Rennlauf ergibt die Rangliste.

Das, was man heute als Rennen verstehen würde, ist an der Rigi nicht durchführbar.

Diese Maschinen kann man gar nicht soweit ausreizen, dass damit Rennen im eigentlichen Sinne gefahren werden könnten. Was darf der Zuschauer erwarten?Dem Zuschauer wird ein buntes Gemisch an Fahrzeugen geboten. Es sind historische Motorräder, Seitenwagen und Dreiräder am Start. Es starten über 230 Maschinen mit den Jahrgängen 1920 bis 1976. 50 Fahrzeuge nehmen an der Vintage-Schweizermeisterschaft teil. Historische Autos werden als Vorfahrfahrzeuge eingesetzt. Als Leckerbissen wird ein Alfa Romeo B/T3 mit Jahrgang 1932 zu bewundern sein. In den 20er- und 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts war dieses Rennen eines der national bedeutendsten. Wie sieht es heute aus?Unser Rennen ist national und international wieder zu einem der bedeutendsten historischen Motorradrennen gewachsen. Trotzdem: Wir wollen gar nicht Zehntausende Zuschauer an die Rigi locken. Wir wollen nicht zu einer Massenveranstaltung werden. Das könnten wir infrastrukturmässig gar nicht stemmen.Hat man auch schon daran gedacht, das Fahrerlager ins Dorf zu zügeln?Gedacht schon, aber der besondere Reiz ist das Fahrerlager auf der Seebodenalp. Die Fahrer lieben es, am Morgen durch Alphorn- und Büchelklänge geweckt zu werden. Auf der Seebodenalp gibt es auch keine Probleme, wenn der eine oder andere Fahrer bereits morgens um 7 Uhr seine Maschine ausprobiert, ob sie rund läuft. Im Dorf wäre so etwas nicht möglich. Am Start kann man aber die Maschinen ebenfalls bewundern, dies mitten im Dorf.

Mehr Infos: www.bergrennen-seebodenalp.ch

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