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Fussball

Heisse Cup-Viertelfinals: Der Traum des Favoritenschrecks, Wickys brisante Rückkehr, das Duell zweier Brüder

Am Mittwoch und Donnerstag stehen im Schweizer Cup die Viertelfinals an. Das sind die besten Geschichten.
Die Protagonisten der Cup-Viertelfinals: Delémont-Trainer Sirufo, YB-Trainer Wicky, die Gebrüder Di Giusto.
Bild: Bilder: Keystone (2), Freshfocus (2)

Cup-Schreck will auch das Team der Stunde eliminieren

So soll das wieder aussehen in Delémont: jubelnde Jurassier, hier nach dem 1:0 im Cup-Achtelfinal gegen Luzern.
Bild: Bild: Keystone

Eigentlich sind die Rollen klar verteilt vor diesem Cup-Viertelfinalspiel zwischen Delémont und Servette. Hier der Achtplatzierte der drittklassigen Promotion League, dort der Meisterschaftskandidat aus Genf, der in den letzten 26 Partien in allen drei Wettbewerben nur gerade drei Mal verloren hat.

Das Schweizer Team der Stunde ist jedoch gewarnt. Denn in der Blancherie haben die Jurassier in dieser Saison schon zweimal einen Grossen des Schweizer Fussballs das Fürchten gelehrt. Zunächst haben sie im September den FC St. Gallen mit einem 2:1 eliminiert, dann im November der FC Luzern mit einem 1:0. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass Delémont auch vor dem Spiel gegen Servette träumt. «Wir werden auf der Blancherie nicht einfach ein Fussballspiel austragen. Wir werden ein Ereignis erleben», sagt Trainer Anthony Sirufo beim jurassischen Radio RFJ.

Die Cup-Viertelfinals

Mittwoch, 28. Februar, 20.15 Uhr: SR Delémont–Servette (Live bei SRF Web/RTS), 20.30 Uhr, St.-Jakob-Park: FC Basel–FC Lugano (SRF Info/RSI), FC Zürich–FC Winterthur (SRF2). Donnerstag, 29. Februar, 20.30 Uhr: FC Sion–Young Boys (SRF2/RTS); anschliessend an die Partie Auslosung der Halbfinals (27./28. April).

Tatsächlich ist das Selbstvertrauen beim Klub, der noch rund um die Jahrtausendwende in der damaligen Nationalliga A gespielt hat, in der jüngeren Vergangenheit grösser geworden. Nach acht Jahren in der 1. Liga ist im letzten Sommer die langersehnte Rückkehr in die drittklassige Promotion League geglückt. In der 18er-Liga liegen die Jurassier derzeit als Achte im Mittelfeld der Liga. Dennoch gab es beim Aufsteiger in der Winterpause einige Veränderungen, nicht weniger als neun Spieler haben den Klub verlassen, auch weil, in der Promotion League mehr trainiert wurde als zuvor.

Anthony Sirufo, der Trainer von Delémont.
Bild: Bild: Keystone

Nun hofft Delémont in der altehrwürdigen Blancherie gegen Servette auf die nächste Überraschung. Speziell wird das auch für den Bürgermeister der Stadt, Damien Chappuis. Eigentlich ist dieser nämlich bekennender Fan von Servette. Doch nun ist er für einmal gegen seinen Lieblingsklub. «Es ist wunderbar, dass das grosse Servette nach Delémont kommt», sagt er, der verspricht, für einmal statt Bordeauxrot Gelb-Schwarz zu tragen. Auch der Bürgermeister hofft auf das nächste Cup-Wunder des SR Delémont.

Das Derby der Di-Giusto-Brüder

Sie haben schon oft gemeinsam gespielt, zwei ganze Kindheiten lang. Aber Gegner waren Matteo und Nevio Di Giusto, die Brüder aus Wettingen, in einem Ernstkampf noch nie. Am Mittwochabend könnte sich das ändern. Da treffen der FC Zürich und der FC Winterthur aufeinander. Es ist ein Zürcher Derby. Und vielleicht auch ein Di-Giusto-Derby.

Matteo Di Giusto könnte heute auf seinen Bruder treffen.
Bild: Bild: Keystone

Matteo, der ältere, ist 23 Jahre alt, er hat sich in der Super League schon einen Namen gemacht, neun Skorerpunkte sind es auch in dieser Saison schon wieder. Ein kreativer Rechtsfuss, eine Nummer zehn, sie trägt er beim FC Winterthur auch auf dem Rücken. Nevio, der jüngere, 18-jährig gerade einmal, hat erst am Sonntag für den FC Zürich debütiert. In Lugano darf er eine Halbzeit lang spielen. Mit dem Bruder verbindet ihn die Position, die Erfahrung als Nachwuchs-Nationalspieler und auch die Statur; mit seinen 165 Zentimetern ist er noch drei kleiner als Matteo.

Der sagt, er wolle in erster Linie mit dem FC Winterthur weiterkommen, aber natürlich: «Es wäre cool, ein Highlight, ein Traum, wenn wir gemeinsam auf dem Platz stehen würden.» In der Kindheit sind die Tage der Di-Giusto-Brüder – es gibt insgesamt drei – immer gleich getaktet: Schule, Essen, Fussball, Schlafen, so erzählt es Matteo. Im Sommer wird im Garten dem Ball nachgejagt und im Winter in einem kleinen Raum im Keller.

Nevio Di Giusto, Junioren-Nationalspieler.
Bild: Bild: Keystone

Heute spielt der Jüngste beim FC Zürich, wo einst auch der Mittlere ausgebildet wurde, bevor er über Vaduz den Weg nach Winterthur fand. Das Verhältnis der Brüder ist eng, sie unterstützen sich, geben sich Tipps; es geht dann zum Beispiel darum, wie man sich auf dem Platz verhalten muss, wenn man stets einen Kopf kleiner ist als die Gegenspieler, mindestens. Und natürlich versucht Matteo, den kleinen Bruder vor Fehlern zu bewahren, die er selbst gemacht hat.

Als Nevio am Sonntag in Lugano eingewechselt wird, ist Matteo gerade in Lausanne; das eigene Spiel beginnt etwas später. «Als ich sah, dass er reinkommt, war ich wohl nervöser als Nevio selbst», sagt er. Jetzt hoffen die beiden, dass sie auch am Mittwochabend gemeinsam auf dem Platz stehen, im Zürcher Letzigrund. In Gedanken wären sie dann bei der Mutter, die im November verstorben ist. «Ich rede für uns beide, wenn ich sage, dass wir dieses Spiel ihr widmen würden», sagt Matteo di Giusto.

Cup-Spezialisten im Joggeli unter sich

Fussball-Basel beschäftigt nicht nur die Frage, ob der in dieser Saison schon heftig gebeutelte FCB auf der Abkürzung über den Cup-Wettbewerb einen europäischen Platz ergattern kann. Was angesichts des Saisonverlaufs ziemlich viel wäre. Die andere Frage, die einer Beantwortung harrt, ist die nach dem Vertrag mit dem Trainer. Im Gegensatz etwa zum Eiertanz der Young Boys mit Raphael Wicky geht es Basel tatsächlich nicht darum, ob mit Fabio Celestini verlängert wird, sondern wann es verkündet wird.

Fabio Celestini dürfte in Basel bald verlängern.
Bild: Bild: Keystone

Für FCB-Präsident David Degen ist Celestini ohnehin «fachlich einer der besten Trainer, die ich kenne», und der Romand selbst lässt keine Gelegenheit aus, von Basel, seinem Arbeitgeber und dem Fansupport zu schwärmen. Man darf zeitnah mit seiner Unterschrift rechnen.

Dass Celestini obendrein vom Geist des K.-o.-Wettbewerbs beseelt ist («Ich liebe den Cup»), liegt natürlich auch daran, dass er Pokal kann. Als Spieler gewann er mit Lausanne-Sports zweimal den Schweizer Cup (1998 und 1999) und stand vier weitere Male in einem Final, darunter mit Olympique Marseille im Uefa-Cup sowie zweimal mit Getafe um die Copa del Rey. Als Trainer führte er den FC Luzern 2021 zum Cupsieg, und weil er wenige Monate später entlassen wurde, kann er auf eine Serie von neun Cup-Spielen ohne Niederlage zurückblicken.

14 Siege und eine Niederlage: die Cup-Bilanz von Lugano-Trainer Croci-Torti.
Bild: Bild: Keystone

Ob das beim FC Lugano jedoch Eindruck macht, ist zweifelhaft. Denn Mattia Croci-Torti, Celestinis einstiger Assistent im Cornaredo, hat nebst der persönlich positiven Bilanz gegen seinen Ex-Chef (vier Siege in fünf Duellen) eine mindestens so imposante Cup-Vita: In 14 Spielen als Verantwortlicher der Tessiner gab es nur eine Niederlage, jene im Final vergangene Saison gegen YB.

Wickys schwerer Gang in die Heimat

Die Affiche ist für Raphael Wicky sowieso schon eine besondere. Im Tourbillon hat er einst seine Karriere lanciert, an einem Dezembertag im Jahr 1993 war das. Später hat er 134 Spiele für den FC Sion bestritten, darunter drei Cup-Finals, die Sion natürlich alle gewonnen hat.

Raphael Wicky, der heutige YB-Trainer, bei einem seiner drei Cup-Siege mit Sion.
Bild: Bild: Keystone

Den Abstieg seines Jugendvereins im letzten Jahr, dieses Debakel in der Relegation gegen Stade Lausanne-Ouchy, erlebte der Oberwalliser aus der Ferne, als Trainer der Young Boys. Jetzt kehrt er für den Cup-Viertelfinal zurück ins Tourbillon, und es ist nicht so, dass er das in einer besonders komfortablen Position tut. Schon länger schwebt ein Fragezeichen über seiner Zukunft in Bern. Der Vertrag läuft im Sommer aus und ist immer noch nicht verlängert, obwohl Wicky eigentlich immer geliefert hat, was es zu liefern gab. Doch anscheinend genügt das in der Hauptstadt nicht mehr.

Zuletzt mehrten sich die Hinweise, dass in Bern gerade einiges im Argen liegt. Gegen Sporting Lissabon war YB in der Europa League chancenlos, verlor danach auch das Spitzenspiel in der Super League gegen Servette. Diese Niederlage, schrieb die «Berner Zeitung», müsse den Young Boys «so richtig zu denken geben». Captain David von Ballmoos gab nach dem Spiel gegen Servette Bemerkenswertes von sich, sagte, dem einen oder anderen habe es an der Motivation gefehlt, und auch: «Ich glaube nicht, dass jedem bewusst war, um was es heute ging.»

Zuvor, in Lissabon, hatten sich YB-Spieler auf dem Platz darüber gestritten, wer einen Penalty ausführen soll. Harmonie sieht anders aus. Und jetzt geht es eben nach Sion. Dort wartet ein Gegner in Aufbruchstimmung.

Teamstützen in Sion: Dejan Sorgic (vorne) und Kevin Bua (im Hintergrund).
Bild: Bild: Keystone

In der Challenge League liegt Sion sieben Punkte vor dem FC Thun, hat den direkten Wiederaufstieg fest im Blick. Der Trainer heisst Didier Tholot, wieder einmal. Wie Wicky ist er eine Klublegende, wie sein Gegenüber hat auch er den Cup mit Sion gewonnen, und zwar zweimal als Trainer. Nun führt er ein Team, in dem mit Reto Ziegler, Numa Lavanchy, Kevin Bua und Dejan Sorgic Routiniers den Ton angeben. Und das die Liga dominiert. Darum hofft das Wallis nun gegen YB auf den grossen Coup.

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