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Nidwalden

Der Veteran

Karl Tschopp schreibt in seinem «Ich meinti» , warum ihm die Ernennung zum Veteranen zu denken gibt.
Karl Tschopp, Rechtsanwalt, Stans, äussert sich an dieser Stelle abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema. (Bild: PD)

Karl Tschopp

«Der Veteran» – das ist kein neuer Buchtitel des Erfolgsautors John Grisham, sondern meine neuste persönliche Bezeichnung, die sich aufgrund meines Alters ergeben hat. Also eine reine Alterserscheinung, ohne jegliche ehrenhafte für den Staat aufopfernde Verdienste, die nach einer Medaille schreien. Auch wenn diese Ernennung mir von einem militärischen Verein verliehen wurde, erinnere ich mich an keine kriegsähnlichen Auseinandersetzungen mit zurückgebliebenen Narben, woraus man allenfalls bereits optisch auf einen Veteranen schliessen dürfte, von Gesichtsfalten und grauen Haaren abgesehen.

Obwohl der Begriff Veteran (aus dem Lateinischen: «veteranus») die Bezeichnung ist für einen altgedienten Soldaten, wird er in einem weiteren Sinne auch im Zivilleben benützt, so zum Beispiel gibt es Firmen- oder eben Vereinsveteranen nach langjähriger Zugehörigkeit als Vereinsmitglied. Zurück zum Militär: Je nach Nationalität gibt es unterschiedliche Voraussetzungen zur Ernennung als Veteran. Hier muss man im Auslandeinsatz gewesen sein, dort reicht es, in den Streitkräften Ihrer Majestät gedient zu haben, in einem anderen Land muss es sicher in einem aktiven Dienst gewesen sein, um sich als Veteran dekorieren zu lassen. Das kriegserfahrenste Land dürfte die USA sein, dort soll es rund 21 Millionen Veteranen geben.

Manchmal ist es auch die Menge, die vorgibt, ein Veteran zu sein. Mein viel jüngerer Schreiberkollege hat seine bisherigen Kolumnen in drei Büchlein gefasst und publiziert. Er hat so quasi seine Kolumnen-Memoiren geschrieben. Eine gute Idee, die mich überlegen lässt, ob mein heutiger 175. Beitrag in unserer Hauszeitung ebenso zur Ernennung als Veteran ausreichen würde.

Ich meinti, die Ernennung zu einem Veteran gibt schon noch ein bisschen zu denken. Klar ist, weshalb: Das Alter schreitet voran. Man erwischt sich selber, indem man täglich die Todesanzeigen durchsieht und die Jahrgänge mit dem eigenen vergleicht. Es knackt fast überall am Körper, irgendetwas tut immer ein bisschen weh, bei Männern mehr als bei Frauen, denn Männer sind immer etwas wehleidiger als Frauen… habe ich mir sagen lassen. Ich mache mir auch etwas Sorgen wegen den jungen Ärzten, die mich vielleicht einmal behandeln werden. Die nehmen alles so genau und wollen alles bis zum letzter Körperfaser abklären lassen. Ist ja schon recht, aber was waren das noch für Zeiten, als der Arzt nach dem Untersuch sagte: «Das ist alles nicht so schlimm, ein Gläs-chen Rotwein am Tag, nicht zu spät ins Bett und dann kommt das schon wieder in Ordnung.»

Wie sagte doch der tödlich verunglückte Kobe Bryant noch in einem kürzlichen Interview treffend: «Lebe jeden Tag so, wie wenn es dein letzter wäre.» Dem ist nichts mehr beizufügen.

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