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Luzern

1500 Arbeitsstunden: Fasnachtsgruppe baut ein Schloss

Die Fasnachtsgruppe Orbis Arbitrarius fährt zum siebten Mal am Fritschi-Umzug mit. Ihr Sujet hat sie mit viel Herzblut und gewaltigem Aufwand hergestellt – seit Oktober, an jeweils drei bis vier Tagen pro Woche.
Pasci Gazzo, Mitglied von Orbis Arbitrarius, vor einer Fassade des Schlosses. Bild: Manuela Jans-Koch (Emmen, 21. Februar 2019)

Hugo Bischof

Spannung liegt in der Luft vor einem Garage ähnlichen Vorbau irgendwo im Emmer Industriegebiet, in der Nähe des Flugplatzes. Dann wird es plötzlich laut und fröhlich. Mit einem Bus ist die Luzerner Fasnachts-Obrigkeit eingetroffen. Vertreter des Lozärner Fasnachtkomitees und der grossen Zünfte und Gesellschaften strömen voller Vorfreude zum Eingang des Gebäudes.

Drinnen steht es, das Objekt der Begierde. Ein prächtiges Schloss. Stilecht mit Türmen, Erkern, zahllosen Halbrundfenstern. Eine Mischung aus Mittelalter und anmächeliger Romantik. Darum herum Kisten mit Werkzeugen, dazu Werkbänke, Farbschachteln.

Die Fasnachtsgewaltigen sind begeistert

Wir sind im Baulokal der Fasnachtsgruppe mit dem ominösen lateinischen Namen Orbis Arbitrarius; sie selber übersetzen diesen mit «mächtige Runde». Orbis Arbitrarius bereitet sich seit Monaten auf ihren grossen Auftritt an der Luzerner Fasnacht vor. Am grossen Fritschi-Umzug am Schmutzigen Donnerstag, 28. Februar, werden sie mit ihrem Schloss auf Rädern als dreissigste von insgesamt 38 Nummern mitfahren.

Der Besuch im Orbis-Baulokal ist die erste Station auf dem traditionellen Baustellen-Rundgang des Lozärner Fasnachtskomitees. Er wird jeweils wenige Tage vor Fasnachtsbeginn durchgeführt und gibt einen Vorgeschmack auf das fantastische Spektakel, welches das Publikum an den diesjährigen Fasnachtsumzügen erwarten wird. LFK-Präsident Mike Hauser und all die anderen Fasnachtsgewaltigen staunen bei ihrem Besuch ob der Detailverliebtheit und Präzision, mit der Orbis Arbitrarius ihr Schloss fabriziert haben.

Orbis Arbitrarius, das ist ein kleiner Verein von vier Männern und drei Frauen. Der Anstoss zur Gründung sei von zwei befreundeten Feuerwehr-Offizieren in Reussbühl-Littau ausgegangen, erzählt Daniel Sigrist. Auch seine Zwillingskinder, beide heute erwachsen, sind dabei; ebenso ein Bekannter. «Wir sind alle angefressene Fasnächtler», sagt Sigrist. Mit den Bauarbeiten beginnen sie jeweils Mitte Oktober. Sigrist betont:

«Drei- bis viermal pro Woche sind wir dann am Bauen.»

Rund 1500 Arbeitsstunden hätten sie für ihr diesjähriges Sujet gebraucht, sagt Sigrist. Ihr Schloss besteht ausschliesslich aus Sagex. «Das lässt sich gut zurechtschneiden», erklärt Sigrist. «Wir haben einen gelernten Maler in der Gruppe, aber absolut keine Baufachleute», betont er. Das Schloss steht trotzdem sehr sicher. 3,8 Meter hoch, zirka 3 Meter breit und 7 Meter lang ist es. Es wird auf einem Rapid Einachser mit Jahrgang 1961 fortbewegt. Das Sujet ist weitgehend fertiggebaut – bis auf einige Dekorationen. Die Arbeit ist bei Orbis Arbitrarius klassisch aufgeteilt. Daniel Sigrist sagt dazu:

«Die Männer bauen das Sujet, die Frauen nähen die Kostüme.»

Imperium Sempiternum (ewige Macht) lautet das diesjährige Motto. Die Gruppe kommt dementsprechend als Königinnen und Könige daher. Ihre Grende sind respekteinflössend und können je nachdem jung oder alt erscheinen. Das Grundgerippe für die aufwendigen Bauten von Orbis Arbitrarius ist seit Jahren dasselbe. Drum herum wird stets ein neues Sujet gebaut. «Wir haben vor zehn Jahren als wilde Gruppe begonnen», erzählt Sigrist. Das LFK wurde auf sie aufmerksam. Seit sieben Jahren dürfen sie offiziell am Umzug mitfahren. Nach dem Umzug dislozieren sie mit ihrem Wagen auf den Franziskanerplatz in Luzern, wo sie während der Fasnacht anzutreffen sind. Drinnen haben sie ein gemütliches Stübli eingerichtet.

Daniel Sigrist arbeitet heute als Avioniker bei der Ruag Emmen, beschäftigt sich dort also mit der Elektronik an Bord vom F/A-18-Fliegern. Ist das die Vorlage für ein Flug-Sujet an einer der kommenden Fasnachten? Sigrist schmunzelt, lässt sich aber nicht in die Karten blicken.

Riesengrend, Panzer, Schwingen und Mona Lisa

Nach dem Besuch bei Orbis Arbitrarius führt der Rundgang zur Guuggenmusig Nachtheueler in Horw; sie feiert heuer ihr 60-Jahr-Jubiläum. Auch dort können sich die Fasnachtsgewaltigen vom riesigen Engagement überzeugen. In den Allmend-Fliegerschuppen findet die Tour ihren Abschluss. Hier gewähren die grossen Zünfte und Gesellschaften selber Einblick in ihre Sujets. Wir wollen noch nicht zu viel verraten, denn ein Überraschungseffekt soll bleiben. Nur so viel: Auf dem Wagen der Maskenliebhabergesellschaft, welche heuer ihr 200-jähriges Jubiläum feiert, wird ein besonders riesiger Grend thronen. Die Fidelitas Lucernensis lockt mit einem mit Blümchen verzierten Panzer. Bei der Zunft zu Safran steht der Schwingsport im Fokus. Bei der Wey-Zunft spielt die Mona Lisa eine Rolle. Für grosses Theater wird am Umzug auf jeden Fall gesorgt sein.

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