notifications
Luzern

Der Helfer im Hemd ist seit mehr als 20 Jahren am Blue Balls im Einsatz

Tobias Maestrini hilft freiwillig am Blue Balls Festival mit. Seine «Karriere» begann an der Eingangskontrolle.
Für das Blue Balls Festival krempelt Tobias Maestrini die Ärmel hoch – seit 21 Jahren. (Bild: Nadia Schärli, Luzern, 22. Juli 2019)

Gina Bachmann

Wenn Tobias Maestrini in diesen Tagen am Blue Balls Festival im Einsatz steht, trägt er kein Helfer-T-Shirt, sondern ein Hemd. Der Grossteil seiner Arbeit ist geschafft. Ab jetzt sind die über 90 Leute gefragt, die Maestrini mit seinem Team in den vergangenen Monaten für die Eingangskontrolle und die Sicherheit im KKL rekrutiert und auf Einsätze vorbereitet hat.

Mit einem solchen Freiwilligen-Einsatz hat auch Maestrinis Engagement für das Festival vor 21 Jahren begonnen «Ich war 19 und hörte von einem Kollegen, dass Leute für das Blue Balls gesucht werden», sagt Maestrini. Er half dann bei den Eingangskontrollen beim Pavillon und im KKL. An allen neun Tagen, zu je acht Stunden.

Tausende Stunden Freiwilligenarbeit

Das Festival hat Maestrini seither nicht mehr losgelassen. Da ist der Stil des Festivals, der ihm als passionierter Blues-Rock-Pianist nah ist. Aber da ist vor allem auch eine ungebrochene Energie, mitanzupacken – und das ohne einen Rappen zu verdienen. Für Maestrini ist das Festival «ein Hobby». Die Leute in seinem Team seien privat seine Freunde. Und so grüsst er sie auch: «Hallo Denise», ruft er über den Gang, ein Schulterklopfen hier, ein Winken da.

Maestrini ist in Ebikon aufgewachsen und arbeitet heute als Informatiker in der Stadt Luzern. Seit einigen Jahren steht er nicht mehr selber an der Eingangskontrolle, sondern koordiniert als Bereichsleiter KKL die 40 Einsätze pro Abend und ist für die Sicherheit zuständig. Trotz der grossen Verantwortung und Führungsaufgabe hat Maestrini den Blick für die Details nicht verloren: Er sieht sofort, dass der silberne Stehtisch vor dem Haupteingang noch nicht geputzt worden ist. Und er weiss, wie viel Arbeit auch in allen anderen Bereichen anfällt.

Bis 15000 Stunden arbeiten rund 400 Freiwilligen für eine Ausgabe des Festivals. «Rechnet man alles zusammen, ist das Wahnsinn». Doch für Maestrini zählen nicht die Stunden, sondern die Augenblicke: «Ich habe hier schon so viele wunderschöne Momente erlebt». Gianna Nannini etwa, die 2003 den gesamten Konzertsaal zum Aufstehen und das Saalpersonal damit in Aufregung gebracht hatte. «Plötzlich war Rock’n’Roll im KKL», sagt er lachend.

Friedlicheres Publikum, weniger Freiwillige

In den 21 Jahren hat Maestrini auch viele Entwicklungen rund um das Festival miterlebt. Das Publikum etwa sei gelassener geworden, sagt er. Früher habe es mehr Pöbeleien gegeben, und das Rauchverbot sei anfangs oft missachtet worden. Dafür sei es heute schwieriger, Freiwillige für einen Einsatz zu motivieren. Viele würden den eigenen Nutzen höher gewichten. «Wir werden öfter gefragt, ob es zusätzlich zum Gratis-Ticket noch Goodies gäbe», sagt Maestrini.

In seinem Bereich hat er den Wandel selber mitgestaltet. Mit einem Kollegen zusammen hat er eine App programmiert, mit der die Freiwilligen an den Eingängen im KKL einen QR-Code scannen und so Informationen wie die Einlasszeit oder Notfallnummern abrufen können.

Unzählige Stunden Freiwilligenarbeit liegen hinter Tobias Maestrini. Und noch einige lange Tage vor ihm. Doch er wirk entspannt und zufrieden. Am Sonntag hat er seinem eineinhalbjährigen Sohn das KKL gezeigt und sich das Konzert von Keb’ Mo’ angeschaut. Nicht etwa im Publikum, sondern durch einen Überwachungsmonitor. Jederzeit einsatzbereit.

Kommentare (0)