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Luzern

«Impfmöglichkeiten werden leider nicht überall ausgeschöpft»

Der Bundesrat will mit einer breit angelegten Offensive die Impfquote in der Schweiz rasch erhöhen und nimmt die Kantone in die Pflicht. Inwiefern das Angebot im Kanton Luzern aber ausgebaut wird, ist noch offen.
Mit dem Boostern läuft es harzig. Grund dafür könnten die hohen Ansteckungszahlen sein.  (Bild: Michael Buholzer / Keystone)

Susanne Balli

Das Ende der Coronamassnahmen, das wünschen sich nicht nur die Massnahmen-Gegner. Auch Geimpfte warten darauf. Während zahlreiche Länder dank hoher Impfquote wieder zur Normalität zurückgekehrt sind, muss die Schweiz einen weiteren Anlauf nehmen. Der Bundesrat will die Impfquote mit einer Impfoffensive steigern (wir berichteten). Bisher sind gut 61 Prozent der Schweizer Bevölkerung doppelt geimpft, knapp 65,5 Prozent haben mindestens eine Impfung erhalten (Stand 13. Oktober). Die Quote der Bevölkerung an doppelt Geimpften ab 18 Jahren beträgt laut BAG 71,2 Prozent. Sie müsste gemäss Experten bei Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren bei 80 Prozent liegen und bei den über 65-Jährigen bei 93 Prozent.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden vom 8. bis 14. November eine nationale Impfwoche und eine breit angelegte Informationskampagne durchgeführt. Zudem stellt der Bund den Kantonen für weitere mobile Impfzentren bis zu 38 Millionen Franken zur Verfügung. Des Weiteren sollen die Kantone für insgesamt 43 Millionen Franken zusätzliches Personal für die individuelle Beratung von unentschlossenen Personen rekrutieren.

Kanton überprüft Impfangebote laufend

Die Massnahmen zur Steigerung der Impfquote müssen allerdings die Kantone selber umsetzen. Regierungsrat Guido Graf sagt auf Anfrage:

«Als Gesundheitsdirektor des Kantons Luzern begrüsse ich diese Impfoffensive.»

Am Freitag starten laut Graf die ersten Gespräche zwischen Bund und Kantonen. Diese gelte es, abzuwarten. Noch ist also unklar, wie die Impfoffensive kantonal umgesetzt wird. Der Kanton Luzern sei laufend daran, seine vielfältigen Impfangebote zu überprüfen und der Nachfrage anzupassen. «Wir berücksichtigen im Rahmen dieser Überprüfung und Optimierung der Angebote auch Möglichkeiten für die nationale Impfwoche», so Graf.

Im Kanton Luzern kann man sich mittlerweile an mehreren Orten und auch spontan impfen lassen. Dies machen neben den zwei Impfzentren in Luzern und Willisau neue dezentrale Impfstandorte sowie ein Impfschiff beim Bahnhof Luzern und ein Impftruck, der durch die Gemeinden tourt, möglich (siehe Kasten unten).

Wie viel Geld Luzern vom Bund für zusätzliche mobile Impfmöglichkeiten und weiteres Personal erhält, ist ebenfalls noch nicht bekannt. «Der Bund knüpft seine finanzielle Unterstützung an diverse Vorgaben. Wie viel Geld der Kanton Luzern erhalten wird, hängt davon ab, wie die definitiven Vorgaben und Bestimmungen des Bundes aussehen», so Graf weiter. Dazu gebe es diese und nächste Woche Workshops zwischen dem Bund und den Kantonen.

Probleme, rasch genügend Personal zu rekrutieren

Eine Schwierigkeit wird allerdings sein, genügend Personal für die Impfoffensive zu finden. Wie Graf ausführt, habe der Kanton Luzern sich bereits in der Konsultationsantwort dahingehend geäussert, dass das vom Bund geforderte zusätzliche qualifizierte Personal innerhalb der zeitlichen Frist schwierig zu rekrutieren sein dürfte. «Wir werden selbstverständlich aber weiterhin unser Möglichstes tun, um die Impfquote zu erhöhen und damit den Weg aus der Pandemie zu ebnen.»

Ein wichtiger Punkt dabei sind möglichst niederschwellige Impfangebote. So tourt seit dem 29. September unter anderem auch ein Impftruck durch den Kanton und macht dabei in rund 20 Gemeinden jeweils einen Tag lang Halt. Nach einer ersten Runde kehrt er nach vier Wochen wieder für die Zweitimpfung in die jeweilige Gemeinde zurück. Mit der Nutzung der zusätzlichen Impfangebote ist Graf noch nicht ganz zufrieden: «Diese verfügbaren Impfmöglichkeiten werden leider nicht überall ausgeschöpft.» Dafür seien die Impfangebote an den neuen dezentralen Standorten ein grosser Erfolg. Alles in allem schwanke aber die Zahl der Personen, die sich in den mobilen Impfzentren ohne Voranmeldung impfen lassen, sehr stark. «Die meisten Personen lassen sich an den Orten impfen, wo der grösste Publikumsverkehr ist. So impfen wir am Wochenende in der Regel in Einkaufszentren zwischen 1500 und 2500 Personen», so Graf. Es wäre wünschenswert, wenn alle Kapazitäten überall stark genützt würden. Graf:

«So würde die Impfquote rasch steigen und die Massnahmen könnten weitestgehend aufgehoben werden.»

Es gilt also weiterhin, möglichst viele Ungeimpfte für eine Impfung ins Boot zu holen. Mit dem dezentralen Impfen, dem Impftruck und dem Impfschiff fährt der Kanton laut Graf bereits drei flächendeckende Kampagnen. «In Zusammenarbeit mit der IG Kultur hat der Kanton Luzern Mitte September zudem eine Kampagne lanciert, die vor allem jüngere Menschen für die Covid-19-Impfung motivieren soll», sagt Graf. Im Kanton Luzern sind aktuell 59 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, mindestens eine Impfdosis haben 64 Prozent erhalten (Stand 13. Oktober).

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