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Luzern

Katie Melua berührt das Publikum mit ihrer Stimme

Die Georgierin spielt am Blue Balls ein schönes Konzert – ohne aber das Publikum aus den KKL-Sitzen zu reissen.
Katie Melua beehrt das Blue Balls Festival an zwei Abenden. (Bild: Pius Amrein, Luzern, 22. Juli 2019)

Michael Graber

Es gibt da diesen Moment, der recht sinnbildlich ist für das Konzert von Katie Melua: Noch bevor der Song wirklich zu Ende ist, klatscht das Publikum plötzlich. Melua steht einfach da vor dem Mikrofon und wartet, bis der Applaus verstummt – und singt dann noch den Song zu Ende. Und was macht das Publikum: Es klatscht einfach noch einmal. Man lacht nicht über den Verklatscher, man tut einfach so, als wäre nichts gewesen.

Es war aber auch nicht ein sonderlich gravierender Fehler des Publikums. Denn Katie Meluas Pop ist typisch für den Privatradio-Pop, der dort rund um die Uhr serviert wird. Auch am Radio merkt man manchmal gar nicht, wann ein Song ­anfängt und wann er aufhört. Alles, was irgendwie stört, wird tunlichst vermieden. Am Radio hat man Angst, dass der Hörer wegzappt, und am Konzert fürchtet man wohl, dass das Publikum aus der Bequemlichkeit geschüttelt wird, in der man sich es in den KKL-Sessel zurecht gemacht hat.

Neue CD im nächsten Jahr

Und ja: Natürlich hat Katie Melua eine wunderbare Stimme. Wie sie in allen Lagen klar und dicht singt, ist eine Wucht. Wie sie da im roten Kleid steht und singt und Gitarre spielt, ist einnehmend. Es sei eine «Ehre» wieder am Blue Balls zu sein, sagt die Georgierin, die seit langem aber in Grossbritannien lebt und wirkt. Sie ist ein Weltstar. Einer, für den das Blue Balls den KKL-Konzertsaal nicht einen, sondern gleich zwei Abende reserviert. Sie spielt sogar ein noch unveröffentlichtes Lied, eines, dass «hoffentlich im nächsten Jahr auf meiner neuen CD ist», sagt die 34-Jährige. Das Publikum klatscht und freut sich aufrichtig. Sowieso freut man sich oft an diesem Abend mit Katie Melua. Man nimmt ihr ab, dass sie das, was sie macht, wirklich gerne macht.

Die Band legt ihr brav bis zu brav einen Teppich für ihre Stimme. Keiner der vier Musiker hat seinen grossen Auftritt während der neunzig Minuten Konzert. Auch Meluas kleiner Bruder an der Gitarre muss sich mit ein paar halbgaren Soli begnügen. Nichts soll den Wohlklang gefährden. Stärkster Moment im Konzert am Montagabend ist «The Flood». Da werden Lautstärke und Lichtstimmung kurz aus der allgemeinen Schummrigkeit geworfen, und es wabert ein dunkler Sound. Auch da brilliert natürlich Melua gesanglich.

Es wirkt aber viel lauter und dichter als beispielsweise ihr Hit «Nine Million Bicycles». Ein Song, der «mein Leben definitiv verändert hat», wie sie selber sagt. Auch wegen dieser Nummer füllt sie den KKL-Konzertsaal. In den besten Phasen des Konzerts (etwa bei «Diamonds Are Forever») funkelt der Pop von Katie Melua immer noch. Über weite Strecken bleibt das Konzert gerade im ersten Teil harmlos. Schon schön, aber halt harmlos. Die Melancholie in den Songs wirkt zu wenig melancholisch, und die rockigeren Phasen rocken dann doch zu wenig.

Es geht darum, eine gute Zeit zu haben

Aber eben: Das ist Pop, der auch gar keinen anderen Anspruch hat. Es geht darum, eine gute Zeit zu haben. Und im Idealfall kann man frischverliebt mit dem Sitznachbarn ab und an die Nase aneinanderstupsen. Weil schön ist es, was Katie Melua macht. Ohne jeden Zweifel. Mit ihrer Stimme berührt sie tatsächlich und wenn sie dann, wie am Montag, noch ein Lied auf ­Georgisch singt, so bleibt auch tatsächlich etwas haften. Nicht wahnsinnig viel, ja. Aber eine gute Zeit hatte man zweifelsfrei im KKL.

Infos und Vorverkauf Blue Balls Festival: www.blueballs.ch

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