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Luzern

Luzerner Lehrer bleiben – trotz Spardruck

Mehr Unterricht und tieferer Lohn: Die Luzerner Schulen haben an Attraktivität eingebüsst. Trotzdem konnten fast alle freien Lehrerstellen besetzt werden – während andere Kantone auf Luzerner Lehrer hoffen.
Der Schulbetrieb ist gesichert: Fast alle Lehrer-Stellen im Kanton Luzern konnten besetzt werden. (Bild: Boris Bürgisser (Willisau, 27. März 2018))

Yasmin Kunz

«Unter Umständen kann mittelfristig ein Imageschaden entstehen.» Dies sagte der Leiter der kantonalen Dienststelle Volksschulbildung, Charles Vincent, im letzten Jahr gegenüber unserer Zeitung. Er bezog sich auf die zusätzliche Lektion, welche Luzerner Lehrer wöchentlich unterrichten müssen – als Folge der kantonalen Sparmassnahmen.

Auch der Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverband befürchtete, dass die Volksschule deutlich an Attraktivität einbüssen wird und Stellen nur schwer besetzt werden können. Tatsächlich zog es denn auch vereinzelt Luzerner Lehrer in besser zahlende Kantone wie Zürich oder Zug. Dort liegen die Monatslöhne im Schnitt 1000 Franken höher.

Doch was sich jetzt zeigt, überrascht: Während Schulen in den Kantonen Zürich, Aargau oder Bern noch immer Lehrkräfte suchen, sind im Kanton Luzern fast alle Stellen besetzt. So unattraktiv kann das Unterrichten hier also nicht sein. Charles Vincent ist erfreut, dass mit wenigen Ausnahmen alle vakanten Stellen besetzt werden konnten. Ein Blick ins Stellenportal bestätigt dies: Es sind fast nur noch Kleinpensen frei, wie etwa drei Lektionen Englisch an einer Primarschule in Schötz oder Deutsch als Zweitsprache an einer 5. Primar im Luzerner Stadtteil Littau. Vincent weist darauf hin, «dass solche Kleinstpensen häufig erst bei der Stundenplanung entstehen und deshalb spät ausgeschrieben werden können». Zudem seien diese für Studienabgänger grosse Pensen attraktiver.

Anfangslöhne unterscheiden sich kaum

Angebot und Nachfrage sind im Kanton Luzern derzeit fast deckungsgleich. Einzig aus dem Rahmen fällt laut Vincent die Sekundarstufe. Dort gibt es heuer weniger offene Stellen, weil die Zahl der Klassen stagniert. Ausserdem fehlen wie in vielen Deutschschweizer Kantonen Heilpädagogen.

Von Imageschaden kann also derzeit keine Rede sein. Doch wie kommt es, dass trotz Sparmassnahmen und tieferem Salär, Lehrer dem Kanton Luzern treu bleiben? Annamarie Bürkli, die abtretende Präsidentin des kantonalen Lehrerinnen- und Lehrerverbands, hat eine plausible Erklärung: «Die Anfangslöhne der Lehrpersonen im Kanton Luzern sind ähnlich hoch wie anderswo. Die mangelnde Lohnentwicklung wirkt sich vor allem bei Lehrern aus, die schon ein paar Jahre im Dienst sind.» Später würden sie wohl meist bleiben, weil sie eine Familie hätten und so schnell nicht den Kanton wechseln wollten. Zudem weist Bürkli darauf hin, dass die Arbeitsbedingungen für Luzerner Lehrpersonen wieder besser werden sollen. «Die Erhöhung der Unterrichtszeit soll, sobald es die finanzielle Lage zulässt, rückgängig gemacht werden. Das zumindest verspricht der Regierungsrat, und darauf vertrauen die Luzerner Lehrer.»

Kanton profitiert von der Pädagogischen Hochschule

Der Lehrermangel in anderen Kantonen führt dazu, dass Vincent bereits Anfragen erhalten hat, ob er Pädagogen vermitteln könne. Der Dienststellenleiter führt die Treue der Lehrpersonen gegenüber den Luzerner Schulen auf die Strukturen und etablierte Führungsinstrumente zurück. Die Kompetenzen seien klar geregelt. «In anderen Kantonen ist beispielsweise nicht festgelegt, was alles in den Zuständigkeitsbereich des Schulleiters gehört», sagt Vincent. «Das kann zu Verunsicherung führen.» Mehrere Schulleiter, die in anderen Kantonen tätig waren, seien nach Luzern zurückgekehrt.

Ebenfalls für die Luzerner Schulen als Arbeitgeber spreche die aktuelle Ausgestaltung der Schulen und der gute Stand der Schulentwicklung. So habe man sich für die Einführung des Lehrplans 21 mehr Zeit genommen als in anderen Kantonen. Zudem verfügt Luzern mit der Pädagogischen Hochschule über eine attraktive Ausbildungsstätte. Sie biete attraktive Ausbildungen an, welche von vielen Studierenden absolviert werden, sagt Vincent: «Letztlich ist aber das Gesamtpaket von Anstellungsbedingungen und Schulsituation ausschlaggebend, dass Lehrer im Kanton Luzern unterrichten wollen.»

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