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Luzern

Luzerner Nationalratswahlen: Grüner Jubel, freisinniger Katzenjammer

Nach vier Jahren Pause kehrt der Grünliberale Roland Fischer in den Nationalrat zurück. Die FDP rätselt über ihren Sitzverlust.
Roland Fischer (GLP, links) und Michael Töngi (Grüne) gratulieren sich gegenseitig zur Wahl in den Nationalrat.
Der abgewählte Nationalrat Peter Schilliger (FDP, links) und Markus Zenklusen (Parteipräsident der FDP) auf dem Weg zum Regierungsgebäude.

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Gross war der Jubel unter den Anhängern der GLP, als am Sonntagabend kurz vor 17.30 Uhr feststand, dass Roland Fischer in den Nationalrat zurückkehren darf. Vor vier Jahren verpasste er seine Wiederwahl, da die Grünliberalen ihren Sitz an die SVP verloren hatten. Nun gab es für die SVP quasi die Retourkutsche: Die Partei stellt mit Franz Grüter und Yvette Estermann nur noch zwei statt drei Nationalräte, Felix Müri kann nicht weiter in Bern politisieren. Die Wiederwahl ebenfalls verpasst hat der FDP-Mann und ehemalige Parteipräsident Peter Schilliger (siehe unten).

Roland Fischer freute sich zwar sichtlich über seine nach 2011 zweite Wahl in den Nationalrat. Gleichzeitig stellte er seine Partei, die er präsidiert, in den Vordergrund:

«Ich fühle mich super. Das ist sehr gut für die Partei.»

Sagts – und macht sich auf ins Restaurant Hofgarten, wo die GLP ihren Triumph auskostete.

Grüter mit grossem Vorsprung, Estermann knapp vor Thalmann

Best gewählter Luzerner Nationalrat ist mit fast 40 500 Stimmen SVP-Mann Franz Grüter aus Eich. «Das freut mich extrem», sagte der IT-Unternehmer. Und er gab sich optimistisch in Bezug auf den zweiten Wahlgang der Ständeratswahlen: «Jetzt werden die Zähler wieder auf Null gestellt. Wir kämpfen selbstverständlich weiter.»

Bis zuletzt zittern musste hingegen Parteikollegin Yvette Estermann. Die Krienserin schaffte die Wiederwahl schliesslich mit 32 217 Stimmen, nur 109 Stimmen vor Vroni Thalmann. Die frühere Kantonsratspräsidentin aus Flühli lag bis kurz vor Schluss immer vor Estermann. Sie sagte, sie habe gewusst, dass es knapp werden würde, und sprach von ihrer «schwierigsten Wiederwahl».

In der CVP erzielte Ida Glanzmann-Hunkeler aus Altishofen das beste Resultat. Sie führt dieses unter anderem darauf zurück, dass sie von den CVP-Politikern bereits am längsten im Nationalrat vertreten sei. «Ich bin über die Parteigrenzen hinweg gut vernetzt, und die Stimmbürger kennen meine Politik.» Sie sei immer klar der Überzeugung gewesen, dass die CVP wieder drei Sitze holt.

Sehr zufrieden zeigt sich auch Leo Müller, der knapp 500 Stimmen weniger holte als Parteikollegin Andrea Gmür. «Wir Gewählten liegen aber alle nahe beieinander.» Damit hat Müller Recht: Zwischen ihm und Ida Glanzmann liegen nur 1640 Stimmen. Der Ruswiler sagte weiter, er habe den Wahlkampf seiner Partei als sehr aktiv erlebt. Wird Andrea Gmür als zweitplatzierte wiedergewählte CVP-Nationalrätin am 17. November in den Ständerat gewählt, kann die Rickenbacher Kantonsrätin Priska Wismer-Felder nachrücken. Sie holte fast 8000 Stimmen weniger als Müller.

Freude bei Prisca Birrer-Heimo, verhaltene Freude bei Albert Vitali

In Festlaune war auch die wiedergewählte SP-Frau Prisca Birrer-Heimo: «Ich freue mich über das sehr gute Resultat», so die Politikerin aus Rothenburg. Sie feierte ihren Wahlsieg bei einem Znacht mit der Familie. Auch mit dem Abschneiden ihrer Partei ist Birrer-Heimo zufrieden. «Wir konnten im Kanton Luzern praktisch stabil bleiben.» Die Partei habe sich allerdings Chancen auf einen zweiten Sitz ausgerechnet. Dass es nicht klappte, sei ein Wermutstropfen. «Wir dachten, dass es mit dem städtischen Resultat eventuell reichen könnte.»

Albert Vitali ist künftig der einzige Luzerner FDP-Nationalrat. «Ich habe ein erfreulich gutes Resultat gemacht. Aber für meine Partei bedeuten die Wahlen einen Sitzverlust und ein deutliches Minus beim Wähleranteil», bilanziert der Bisherige aus Oberkirch. Es sei nicht gelungen, die Wähler genügend zu mobilisieren. Vielleicht sei dies auch der Ausgangslage geschuldet gewesen.

«Es war immer die Rede davon, dass der CVP und der SVP ein Sitzverlust droht. Das hat uns möglicherweise nicht in die Karten gespielt.»

Michael Töngi (Grüne) musste am Sonntag bis ganz zuletzt zittern. Er lieferte sich mit Korintha Bärtsch, im Frühjahr noch Regierungsratskandidatin, bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf-Rennen. «Das ist so bei Wahlen: Manchmal wird es knapp», bilanzierte der Krienser. Die Wiederwahl bereite ihm «total Freude. Ich mache mit voller Energie weiter.» Töngi lag letztlich 393 Stimmen vor Bärtsch.

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