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Luzern

Luzerner Obstbaupräsident warnt: «Ohne Pflanzenschutzmittel geht die Apfelernte stark zurück»

Die Obst- und Gemüseproduzenten lehnen die Agrarinitiativen ab. Mit einem Tag der offenen Tür wollen sie auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Markus Thali, der oberste Luzerner Obstbauer, beteiligt sich ebenfalls.
Markus Thali, Präsident des Obstbauvereins Luzern. (Bild: Manuela Jans-Koch (Gelfingen, 2. Oktober 2018))

Reto Bieri

Am Samstag findet landesweit ein Tag der offenen Obst- und Gemüsegärten statt, organisiert vom Schweizer Obstverband und den Schweizer Gemüseproduzenten. Hauptgrund für die Aktion sind die beiden Agrarinitiativen, über welche die Schweiz am 13. Juni abstimmt. Die beiden Verbände lehnen sie ab. In Luzern öffnen vier Betriebe ihre Türen, darunter jener von Markus Thali in Gelfingen. Er ist Präsident der Luzerner Obstbauern und äusserst sich zur Aktion.

Markus Thali, warum laden die Obst- und Gemüsebauern zu Betriebsbesichtigungen ein? Markus Thali: Wir Produzenten möchten der breiten Bevölkerung zeigen, was alles in den Obstanlagen passiert. Viele wissen wohl nicht, was es alles braucht, damit man schöne und gesunde Äpfel ernten kann. Natürlich besteht ein Zusammenhang zu den Agrarinitiativen. Wir wollen uns zeigen und offensiv kommunizieren.Was würde eine Annahme der Agrarinitiativen für den Obstbau im Kanton Luzern bedeuten? Es gäbe extreme Ertragsausfälle, wenn wir den Schädlingsdruck nicht mehr gezielt bekämpfen können. Man müsste also mehr importieren. Auch die Bäume selber würden leiden, weil wir auch sie und nicht nur die Früchte vor Krankheiten und Schädlingen schützen. Zudem nimmt ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln die Lagerfähigkeit der Äpfel ab. Das wiederum bedeutet mehr Food-Waste. Als weitere Folge würde die Pflanzenschutz-Forschung lahmgelegt, das steht so in der Trinkwasserinitiative. Wir fordern aber Innovation statt Verbote. Seit 25 Jahren zum Beispiel setzen wir im Obstbau Verwirrungstechniken ein. Dabei werden die männlichen Schädlinge durch Sexuallockstoffe daran gehindert, ihre Weibchen richtig zu orten und zu begatten. So schlüpfen viel weniger Schadinsekten. Genau solche Innovationen würden künftig verhindert.Ist die Obstbaubranche denn genügend innovativ? Momentan bewegen wir uns in Richtung ökologischer Schädlingsbekämpfung. Ein Beispiel ist die bereits erwähnte Verwirrungstaktik oder auch die Förderung von Nützlingen. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Pflanzenschutzmittel von der Zulassungsliste gestrichen werden. Wichtig zu erwähnen ist: Wir produzieren, was der Markt verlangt. Die Sorte Gala macht rund einen Viertel der in der Schweiz verkauften Äpfel aus. Leider ist sie, wie die meisten anderen gut lagerfähigen Sorten, anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Man forscht an weniger anfälligen Sorten, doch das dauert seine Zeit.Der Pestizideinsatz ist gerade im Obstbau wegen der Abdrift problematisch: Wind und Thermik verfrachten die auf die Bäume versprühten Mittel auf benachbarte Flächen oder noch weiter weg, wo sie eben nicht hingelangen sollten. Dazu muss man klar sagen, dass wir moderne Sprühgeräte haben, die man für die jeweiligen Windverhältnisse einstellen kann. Die Abdrift ist kein grosses Problem mehr. Die Bauern spritzen nur dann, wenn die Bedingungen optimal sind.Der Frühling ist kühl, es gab einige Frosttage. Sind im Obstbau Schäden zu erwarten? Stand jetzt kommen wir mit einem blauen Auge davon. Der Frost zeichnet sich allerdings als dauerhaftes Problem ab, da wegen der Klimaerwärmung die Vegetation jedes Jahr früher beginnt.

Hinweis: Infos zum Tag der offenen Obst- und Gemüsegärten vom 8. Mai unter www.fruechteundgemuese.ch.

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