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Luzern

Wegen Fäulnis und Sonnenbrand: Stadt Luzern lässt über 100 Bäume fällen

Sie stellen wegen ihres Alters oder ihrer Krankheiten ein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung dar. In den kommenden Wochen entfernt die Stadt deshalb 108 Bäume – manche von ihnen ersatzlos.
Am Nationalquai in Luzern ersetzt die Stadt neun Kastanienbäume. (Bild: Pius Amrein, 23. April 2015)

Lucien Rahm

Der heisse Sommer ist mittlerweile vorüber, die grosse Hitze hat aber noch immer Konsequenzen: Die Trockenheit der vergangenen Hitzemonate hat auch diversen Bäumen zugesetzt. Einige der Exemplare, die in der Stadt Luzern stehen, müssen daher nun gefällt werden. Weil sie geschwächt sind, stellen sie für Passanten und Verkehrsteilnehmer ein Sicherheitsrisiko dar, wie die Stadt am Freitag mitteilte. Betroffen sind 108 Bäume, von denen der Grossteil bis Weihnachten gefällt werden soll. Rund zwei Drittel davon sollen im März und April ersetzt werden.

Dran glauben muss beispielsweise eine Blutbuche am Anfang der Steinhofstrasse. Sie hat sich dieses Jahr einen Sonnenbrand geholt. Die starke Einstrahlung hat die dünne Rinde des empfindlichen Baumes beschädigt. Nun ist der Saftfluss unterbrochen, der Baum trocknet langsam aus. Das dadurch absterbende Holz könnte auf die Strasse oder den Gehweg fallen. Die Buche wird daher demnächst gefällt, teilt die Stadt mit. Sie soll durch eine Jungbuche ersetzt werden.

Dieses Schicksal steht auch über 100 anderen Bäumen auf öffentlichem Stadtboden bevor. Längst nicht in jedem Fall ist aber der hitzige Sommer schuld. Einige Bäume drohen an Tragkraft zu verlieren – einige aufgrund von Altersschwäche, andere weil sie von Krankheiten gezeichnet sind. «Manche der Bäume sind von Pilzen befallen», sagt Fritz Bächle, Baumsachverständiger der Stadtgärtnerei Luzern.

Ästestutzen bringt längeres Leben

Aber auch Fäulnis kann eine Fällung notwendig machen. Dazu kann es einerseits aus Altersgründen kommen. «Ab einem gewissen Alter sterben die ältesten Wurzeln ab und verfaulen. Von den Wurzeln aus gelangen sie dann ins restliche Holz», erklärt Bächle. Krankheiten könnten aber auch durch menschliches Eingreifen entstehen. «Wenn man im Rahmen von Bauarbeiten Wurzeln schneiden muss, können diese zu Eingangspforten für Pilze werden.» Ebenso bestehe diese Gefahr bei zu grosszügigem Nachschneiden von Ästen.

Die Äste zu stutzen, ermöglicht einigen Bäumen jedoch auch ein vorläufiges Weiterleben. So geht die Stadtgärtnerei zum Beispiel am Schweizerhof- und Nationalquai vor. Von den insgesamt über 300 Bäumen werden dort neun Rosskastanien ersetzt. Diese sind nicht mehr fähig, das Gewicht ihrer Äste zu tragen. «Bei fünfzehn Exemplaren können wir das Problem vorerst aber mit einer Gewichtsreduktion lösen», sagt Bächle.

70 der 108 Bäume, die in den nächsten Wochen fallen, werden durch Jungbäume ersetzt, sagt Bächle. Die jungen Pflanzen würden im Schnitt einen Umfang von rund 20 Zentimetern aufweisen und seien etwa viereinhalb Meter hoch. «Das ist aber je nach Art unterschiedlich.» Bis diese ungefähr das Ausmass der gefällten Bäume erreichen, könne es 5 bis 20 Jahre dauern.

Dass bestimmte Bäume keinen Ersatz erhalten, habe vor allem zwei Gründe. «Manchmal kann es Sinn machen, an einer Stelle nur einen statt zwei Bäume zu ersetzen, sodass der eine mehr Platz bekommt.» Diese Variante ist beispielsweise an der Steinhofstrasse vorgesehen, wo nebst der Buche auch zwei Tulpenbäume gefällt werden. Da der dortige Standort nicht allzu geräumig sei, ersetze man nur einen der beiden Bäume. «Vom Volumen her wird es letztlich aufs Gleiche hinauslaufen.»

An manchen Orten stelle man auch fest, dass die Lebensbedingungen für einen Baum nicht die besten seien. «Wenn dort ein Baum zum dritten Mal eingeht, überlegen wir uns, ob sich das noch lohnt», so Bächle. Schliesslich wolle man mit den öffentlichen Geldern auch haushälterisch umgehen. An solchen Standorten könnten dann stattdessen Sträucher angepflanzt werden.

Reduktion sei kaum spürbar

Grundsätzlich sei die Stadtgärtnerei darum bemüht, den Baumbestand in der Stadt etwa stabil zu halten, sagt Bächle. «Bei Sanierungen schauen wir auch immer, ob sich im Strassenbereich zusätzliche Bäume pflanzen lassen.» Dass der baldige Wegfall von knapp 40 Bäumen sich auf ihre Funktion auswirkt, die sie für die Stadtbevölkerung haben – die optische Aufwertung des Stadtbildes, das Brechen von Wind, das Filtern von Feinstaub –, glaubt Bächle nicht. «Betrachtet man die Zahl im Gesamtverhältnis, denke ich nicht, dass man das spürt.» In der Stadt Luzern gebe es rund 11’000 Bäume auf öffentlichem Grund. «Dazu kommen noch ungefähr 20’000 Bäume auf privaten Grundstücken», schätzt Bächle.

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