Simon Mathis
Nächstes Jahr wird die Schüür 30 Jahre alt. Das Konzerthaus wurde 1992 in einem Stall auf dem Areal Rösslimatt eingerichtet, um einen Gegenpol zur Hochkultur des KKL zu bilden. Mittlerweile ist die Schüür zu einer wichtigen Adresse für Künstlerinnen und Künstler im Genre Pop und Rock geworden. Gespielt haben hier nationale Namen wie Sophie Hunger, Züri West, Stiller Has, Patent Ochsner oder Black Sea Dahu. Auch internationale Grössen haben es auf die Luzerner Bühne geschafft; so Radiohead, Nazareth oder Nina Hagen.
Umfassend erneuert wurde das Gebäude in den vergangenen drei Jahrzehnten jedoch nie. Dies will die Stadt Luzern als Eignerin des Grundstückes nun ändern. Der Stadtrat beantragt beim Parlament einen Sonderkredit von gut 6 Millionen Franken – 4,1 Millionen für das Bauprojekt, 1,9 Millionen für die Subventionierung.
Die Exekutive will die Schüür erweitern und sanieren, damit sie die nächsten 20 Jahre «effizient und effektiv geführt werden kann», heisst es im Bericht und Antrag (B+A) zuhanden des Grossen Stadtrates. Coronabedingt ist die Schüür zurzeit geschlossen, die Räume werden für Bandproben genutzt. Die Stadt will das Projekt vorziehen, um den Betriebsunterbruch für die Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten zu nutzen. Die Arbeiten sollen bereits im August 2021 beginnen und im Sommer 2022 abgeschlossen sein.
Trotz mehr Veranstaltungen: Gastro-Umsatz geht zurück
Der Stadtrat rechnet vor, dass der Gastronomie-Umsatz der Schüür laufend sinkt. In der Saison 2007/8 habe man mit 190 Veranstaltungen noch einen Barumsatz von 1,35 Millionen Franken erreicht, in der Saison 2017/18 waren es nur noch 1,2 Millionen Franken – dies mit gut 100 Veranstaltungen mehr. Zurückzuführen sei dies auf das veränderte Ausgehverhalten; das junge Publikum gehe vermehrt verpflegt in den Ausgang und konsumiere selbst mitgebrachte Getränke im Freien vor dem Konzerthaus.
Dieser Entwicklung will die Schüür mit mehr Veranstaltungen entgegenwirken, was mehr Personal erfordert. Für die zusätzlichen Mitarbeiter müsse mehr Platz geschaffen werden, führt der Stadtrat aus. Dies ist einer der Gründe, weshalb die Exekutive eine Erweiterung des Konzerthauses plant. Dieser Erweiterungsbau soll sich zweigeschossig an die Nord- und Ostfassade des Konzerthauses anschliessen, heisst es im B+A. Und so soll das Ganze aussehen:
Ein Kernpunkt des Projektes ist, dass die kleine Bühne im Erdgeschoss akustisch und räumlich von der Hauptbühne im oberen Stock abgetrennt wird. So wird es möglich sein, die Besucherströme zu entflechten. Darüber hinaus wir das Projekt folgende Neuerungen mit sich bringen:
- Der Anbau schafft einen neuen, repräsentativen Eingang mit Erschliessungstreppe.
- Die Zahl der Garderobenplätze und sanitären Anlagen für Besucher wird erhöht.
- Die kleine Bühne im Erdgeschoss erhält einen eigenen Backstage-Bereich.
- Im Erd- und Obergeschoss entstehen zusätzliche Lagerflächen.
- Es wird mehr Platz für das Personal geschaffen; zusätzliche Büroräume, ein Aufenthaltsraum mit sanitärer Anlage.
- Ein Sanitätsraum wird geschaffen.
- Die Fluchtwege werden erneuert und verbessert.
- Die Rahmenbedingungen für die Konzertlogistik verbessern sich.
Der Anbau wird in Massivbauweise erstellt, die Fassade durch nicht-tragende und gedämmte Holzelemente abgeschlossen. Das ganze Konzerthaus soll auf Minergie-A aufgerüstet werden. Die Sanierung und der Anbau kosten voraussichtlich 4,1 Millionen Franken.
1,9 Millionen Franken für Subventionen und Gebrauchsleihe
Der Stadtrat will zudem den Gebrauchsleihvertrag und die Subventionsvereinbarung mit dem Verein Konzertzentrum Schüür verlängern. Beide sollen fünf Jahre laufen – von 2022 bis 2026. Für die beiden Vereinbarungen veranschlagt die Stadt insgesamt 1,9 Millionen Franken. Diese Summe kommt wie folgt zustande:
Der Beitrag an Betrieb und Unterhalt erhöht sich um jährlich 15'000 Franken. Grund dafür seien die hohen ökologischen Ziele, die sich der Stadtrat beim Umbauprojekt gesteckt habe. So ist eine Versorgung der Schüür mit See-Energie geplant. Die dadurch verursachten Mehrkosten seien für den Verein nicht vorhersehbar gewesen – er könne diese Energiekosten auch nicht selbst tragen, weshalb die Stadt sie übernehme.
Die Erhöhung des Postens Einnahmeverzicht ist laut Stadt der Umstellung auf HRM2 geschuldet. Neu müsse auch der Verzicht auf Einnahmen als Ausgabe verbucht werden. Da die Stadt dem Verein das Schüür-Grundstück kostenlos zur Verfügung stellt, werde dies als Einnahmeverzicht angegeben. So werden zwar 1,14 Millionen Franken auf dem Papier in den Sonderkredit aufgenommen, aber nicht effektiv an die Stadt ausgezahlt.
+++ Update folgt +++
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