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Nidwalden

Als der Geist in Stans sein Zuhause verlor

Vor zehn Jahren sorgte der Abbruch eines geschichtsträchtigen Hauses in Stans für Schlagzeilen. Der Bewohner litt sehr unter dem Spuk im Haus – und dem Spott aus der eigenen Familie.
Das Spukhaus am Veronika-Gut-Weg in Stans wurde am 23. Februar 2010 abgerissen. (Bild: Corinne Glanzmann)

Matthias Piazza

Am 23. Februar 2010 wird in Stans ein 212-jähriges Kapitel beendet. Das im Jahre 1798 erbaute Spukhaus am Veronika-Gut-Weg gegenüber des Länderparks wird abgerissen. Es liegt auf denjenigem Grundstück, auf welchem der Luzerner Bauherr Hermann Alexander Beyeler nun ein Hochhaus bauen will.

Mitte des 19. Jahrhunderts wohnte in diesem Spukhaus Melchior Joller (1818 bis 1865), der Enkel von Veronika Gut, welche das Haus hatte erbauen lassen. «Wäre der Spuk mir nicht selbst begegnet und wäre ich nicht schonungslos als Beute diesem rasenden Ungetüm vorgeworfen worden, ich hätte der Erzählung anderer selbst nicht geglaubt», schreibt Melchior Joller im Vorwort seines 1863 veröffentlichten Tagebuches über die Spukfälle.

Fürchterliches Poltern und Lärmen

Der wissenschaftlich aufgeschlossene Mann erzählt darin, wie er und seine Familie im Jahr 1862 immer wieder von einem Geist heimgesucht wurden, der an Türen und Wände klopfte, mit dumpfen Tritten durch das Haus schritt, mit voller Wucht einen Apfel und eine Birne durchs Fenster schleuderte. Oder wie er mit einer «eiskalten Totenhand» den Bewohnern über die Wangen strich und ihnen gar selbst als «weissliche, unförmige Gestalt» erschien. Die Familie Joller litt immer mehr unter den Vorfällen mit der «wilden Bestie». Eine amtlich beorderte Polizeiwache, die für drei Tage ins Haus zog, konnte aber nichts herausfinden. Im Tagebuch klagt Joller:

«Ich habe vieles ertragen, das fürchterliche Poltern und Lärmen, die mächtigen Erschütterungen, die geisterhaften Erscheinungen und die Ängste um Leib und Leben unserer Familie... Eines aber konnte ich nicht ertragen: die anonymen Angriffe in den Zeitungen, die feigen Gerüchte, den Hohn und Spott, ausgerechnet aus den Reihen meiner Freunde.»

Damit begründet er auch, weshalb er mit seiner Familie aus Stans zuerst nach Zürich, dann nach Rom zog. Dort diente er im päpstlichen Zuaven-Korps, am 9.November 1865 starb er desillusioniert und verarmt.

Die Parzelle ist bekanntlich noch immer unverbaut. Beyeler verkaufte sie 2015 an die Logis Suisse AG. Die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft aus dem aargauischen Baden plant eine Überbauung mit Wohnungen und gewerblichen Räumen.

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