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Nidwalden

«Ich meinti»: Vom Piepsen im Homeoffice

Karl Tschopp bekundet Mitleid mit all jenen, die im Homeoffice vom ständigen Klingeln ihrer Tools, Programme und Kanäle genervt werden.
Karl Tschopp, Rechtsanwalt aus Stans, äussert sich in der Rubrik «Ich meinti» abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema. (Bild: PD)

Karl Tschopp

Es gehört aktuell fast zum guten Ton, wenn man aus dem Homeoffice berichten kann. Was mal speziell war, wird aufgrund der steigenden Fallzahlen von Corona-Infizierten wahrscheinlich bald zur Normalität gehören. Natürlich geht das nur, wenn man eher einsame Bürojobs hat und keinen Beruf mit unmittelbaren Kundenkontakten. Natürlich geht das aber auch dann nur, wenn die technischen Hilfsmittel dazu vorhanden sind und diese auch mit Sachverstand eingesetzt werden können. Es benötigt eine gewisse Einarbeitungszeit, bis alles verstanden ist, und dann geht es irgendwie los.

Das erste lange Piepsen kommt vom Digitalwecker, der mich wie immer morgens aus den Träumen holt. Irgendwie habe ich den falschen Knopf gedrückt, denn 30 Minuten später piepst er nochmals, aber viel lauter als vorher. Aha, wieder eingeschlafen, denn das Hirn hat registriert, dass heute keine Bürotermine sind und das Aufstehen am Morgen eher locker von sich gehen darf. Den Wecker also schon mal näher kennen gelernt.

Weiter geht's nach dem eher längeren Badezimmerbesuch zum Frühstück. Ich esse nie etwas zum Frühstück und trinke nur ein Glas Orangensaft und einen starken Kaffee. Es ist halt schon fast halb neun und ich bin bereits allein im Haushalt, da ich der Einzige bin, der Homeoffice macht. Ein kleines Hüngerchen plagt mich, fast wie im Hotel um diese Zeit. Auf den Mundschutz kann ich hier verzichten, also doch nicht wie im Hotel, auch das Frühstücks­buffet habe ich nicht gefunden.

Es piepst schon wieder, diesmal aus dem Smartphone neben mir auf dem Tisch. Die Sekretärin meldet sich per E-Mail wegen erster Anrufe und eingegangener Post im Büro. Das Piepsen nimmt seinen Lauf, diesmal sind es Kollegen, die bereits die ersten Bildchen und Filmchen per Whatsapp schicken. Auch ein SMS ist dabei wegen der Zustellung eines Codes, auf den ich überhaupt nicht gewartet habe. Wer schickt denn heute noch SMS? Das Piepsen hört nicht auf, die nächsten E-Mail-Nachrichten sind im Anmarsch.

Ich verziehe mich nach hinten in das Arbeitszimmer, wo der Computer, oder treffender gesagt, das Notebook, steht. Deckel auf und Power on. Selbstverständlich piepst es wieder. Das Passwort ist gefragt, dann noch einloggen und im VPN-Tunnel hin zum Server, der im Büro steht. Faszinierend, zu Hause elektronisch auf alles zugreifen zu können, wie wenn man im Büro wäre. Jetzt piepst es schon wieder; drei kurze laute Töne hintereinander. Kein Blinken oder Fehler im Arbeitszimmer. Jetzt schon wieder … Aha, es ist die Geschirrspülmaschine, die das Programm beendet hat. Meine Nerven.

Ich meinti, Homeoffice ist nur bedingt tauglich. Wenn keine Ablenkung da ist und immer wieder etwas zu tun ist, geht das gut für eine gewisse Zeit. Aber die gewohnte Arbeits­atmosphäre fehlt völlig, auch fehlt der persönliche Gedankenaustausch. Man müsste telefonieren, skypen, whats­appen und mit MSTeams Konferenzen abhalten und vieles mehr. Nein, danke. All denen, die wirklich in der verordneten Quarantäne oder sogar Isolation sind und Homeoffice betreiben müssen, wünsche ich viel Durchhaltewillen und beste Gesundheit … Ohne ständiges Piepsen.

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