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Obwalden

Kernser Gemeinderat will die ARA im Melchtal aufgeben

Ökologisch findet der Gemeinderat die Schliessung der ARA mit einer neuen Abwasserleitung nach St. Niklausen die beste Lösung. Und auch finanziell - trotz drohender Gebührenerhöhung.
Die Abwasserreinigungsanlage im Melchtal. (Bild: Pius Amrein (17. April 2019))

Markus von Rotz

Dass die Gemeinde Kerns die Stilllegung der Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Melchtal plant, gab Gemeindepräsident André Windlin erstmals an der Gemeindeversammlung vergangenen Dezember bekannt. Inzwischen sind weitere Abklärungen gemacht werden, die den Gemeinderat ermuntern, an dieser Absicht festzuhalten. Geht es nach den jetzigen Plänen, würde die neue ARA-Leitung vom Melchtal nach St. Niklausen am 1. Januar 2022 angeschlossen.

An der Gemeindeversammlung vom 7. Mai beantragt der Gemeinderat darum nun einen Planungskredit von 470'000 Franken, um das Projekt noch feiner planen und die letzten offenen Fragen beantwortet zu erhalten. Er sieht in der neuen Lösung einige Vorteile:

Dank dem besseren Wirkungsgrad der ARA Alpnach würden die Grosse Melchaa und die Sarner eine «abwasserfreie Gewässerstrecke». Die geplante neue Anschlussleitung nach St. Niklausen hätte eine Lebensdauer von 50 Jahren, im Melchtal wäre bei einem Weiterbetrieb nach 30 Jahren eine umfassende Gesamtsanierung der 1968 gebauten ARA nötig.Eine Sanierung der ARA Melchtal würde 3,6 Millionen Franken (plus/minus 20 Prozent) kosten, für die Leitung nach St. Niklausen ist mit 4,5 Millionen (gleiche Ungenauigkeit) zu rechnen, zudem würden pro Jahr noch 263'000 Franken Betriebskosten anfallen.

Gebühren könnten auf mehr als das Dreifache steigen

Nicht klar sind derzeit die finanziellen Auswirkungen der neuen Lösung, insbesondere was die Gebühren betrifft. Der Gemeinderat schreibt, die Kubikmetergebühr könnte «im schlechtesten Fall» von 1.10 auf 3.70 Franken steigen. Er geht allerdings davon aus, dass bei einem Ja des Obwaldner Volks am 19. Mai zum Finanzpaket die Kosten insbesondere auch der Abschreibungen sinken werden und dass sich der Entsorgungszweckverband an der neuen Abwasserleitung beteiligen wird. Schliesslich würden die anderen Gemeinden durch den Anschluss des Melchtals profitieren: Ihre Jahresbeiträge würden um 16'800 (Lungern) bis 91'140 Franken (Sarnen) sinken, während die Gemeinde Kerns neu einen Anteil von 21,55 (plus 5,03 Prozent oder 211'260 Franken) pro Jahr an den Betrieb bezahlen müsste. Der Gemeinderat will den Baukredit zusammen mit der Gebührenerhöhung im Frühling 2020 der Gemeindeversammlung vorlegen und hofft bis dann dazu «zusätzliche Entscheidungsgrundlagen» zu haben.

Reserven genügen nicht zur Deckung der Verluste

Hauptgrund, um die ARA Melchtal aufzugeben, sind die nur knapp erfüllten Gewässerschutzvorschriften. Das Sarner Ingenieurbüro BPI eruierte bei seinen Abklärungen die jetzt vorgeschlagene Lösung als Bestvariante, wie der Gemeinderat in der Botschaft zur Gemeindeversammlung schreibt. Eine zugezogene Firma hat zudem den langfristigen Aufwand für Weiterbetrieb der ARA und die neue Anschlussleitung bis ins Jahr 2033 hochgerechnet. Für 2022 rechnet sie mit ARA mit 1,7 Mio. Franken Aufwand und einem Verlust von 699'000 Franken. Bei der Variante ARA Sarneraatal wäre der Verlust 105'000 Franken tiefer. Im Jahr 2033 wäre der Aufwand noch 1,4 Millionen für beide Varianten mit einem Verlust von 0,4 Millionen.

Eines ist für den Gemeinderat klar: Das heutige Vermögen in der Kasse Abwasserentsorgung von 1,3 Mio. Franken reiche «bei weitem nicht aus, um die jährlichen Verluste in Zukunft zu decken». Die Gemeinde sei bei beiden Varianten «wohl oder übel mit einer Erhöhung der Gebühren konfrontiert».

Gemeindeversammlung Kerns, Dienstag, 7. Mai, Singsaal, 20 Uhr.

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