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Brienzer Rothorn

Bahn trifft keine Schuld an Lawine

Der Lawinenniedergang am Brienzer Rothorn war laut Staatsanwaltschaft Obwalden nicht vorhersehbar. Es habe sich um eine spezielle Situation gehandelt, für welche wohl der Klimawandel verantwortlich sei.
Die Lawine stürzte auf Gemeindeseite Giswil auf einen Teil der Talabfahrt vom Brienzer Rothorn.  (Leserbild: Corinne Emmenegger (Sörenberg, 30. Dezember 2019))

Christian Glaus

Bedrohliche Situationen haben Skifahrer Ende Dezember in Sörenberg erlebt: Eine Lawine hat sich gelöst und ist bis auf die Piste der Talabfahrt vom Brienzer Rothorn gelangt. Verletzt oder verschüttet wurde glücklicherweise niemand.

Nun ist klar: Obwohl die Lawine am 30. Dezember eine gesicherte Piste erreichte, bleibt das Ereignis ohne strafrechtliche Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Obwalden wird kein Verfahren eröffnen. Dies bestätigt Staatsanwalt Jürg Boller gegenüber unserer Zeitung.

Gemäss Boller zeigt der Rapport der Luzerner Polizei, dass sich die Anrissstelle im Gebiet Stäfeli auf einer Höhe von zirka 1920 Metern über Meer befand, nordseitig des Brienzer-Rothorn-Massivs auf Giswiler Boden. Die 30 Meter breite Lawine legte eine Strecke von ungefähr 500 Metern zurück. Nach 440 Metern erreichte sie die Skipiste und bedeckte diese teilweise bis zu einer Höhe von einem Meter. «Die polizeilichen Ermittlungen haben ergeben, dass es sich um ein Naturereignis ohne Fremdeinwirkung handelt», erklärt Jürg Boller.

«Eine konkrete Fehlbeurteilung der Lage konnte den Bergbahnen Sörenberg nicht nachgewiesen werden.»

Müssen Skifahrer also auch auf gesicherten Pisten mit Lawinen rechnen? Ein gewisses Restrisiko bleibe immer bestehen, wenn man sich in der Natur bewege, sagt Boller und erklärt, dass es sich um eine spezielle Situation handelte: «Eine Gleitschneelawine kennt man in dieser Jahreszeit nicht, sondern eher im Frühling, dann bei steigenden Temperaturen.

Infolge der Klimaerwärmung müsse gemäss Fachleuten künftig aber vermehrt mit solchen Lawinen gerechnet werden. Deren Abgänge könnten jederzeit erfolgen und seien nicht vorhersehbar.» Das Gelände befand sich in einem Schattenhang an der Nordseite des Brienzer Rothorns.

Bergbahnen: Sicherheit hat oberste Priorität

René Koller, Direktor der Bergbahnen Sörenberg, ist erfreut, dass die Staatsanwaltschaft kein Verfahren eröffnet. «Das zeigt, dass wir unsere Arbeit korrekt machen», sagt er auf Anfrage.

«Wir würden nie aus wirtschaftlichen Gründen ein Gebiet öffnen, wenn die Sicherheit nicht gewährleistet ist.»

Auch Koller spricht beim Lawinenniedergang Ende Dezember von einer speziellen Situation. «Die Gleitschneelawine hat sich in einem Gebiet gelöst, wo wir bisher keine Vorkommnisse hatten.» Anders weiter oben am Brienzer Rothorn: Dort würde es regelmässig Lawinen geben, die aber die Skipisten nicht erreichen. «Dort sprengen wir auch regelmässig.»

Laut René Koller nehmen die Bergbahnen das Ereignis ernst und ziehen ihre Schlüsse daraus. «Aufgrund der Klimaerwärmung gibt es Veränderungen, da werden wir genau hinschauen.» Man werde abklären, ob es Massnahmen brauche, um gewisse Stellen zu entschärfen.

«Auch innerhalb der Seilbahnbranche werden die Folgen der Klimaerwärmung zusammen mit dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung diskutiert. Wir werden uns daran sicher beteiligen und abklären, ob es technische Lösungen gibt.»

Szenenwechsel nach Andermatt: Dort hatte sich am 26. Dezember eine Lawine gelöst, welche die neue Verbindungspiste verschüttete. Sechs Personen mussten geborgen werden. Auch in Andermatt war es eine Gleitschneelawine. Ob in diesem Fall die Staatsanwaltschaft ebenfalls zum Schluss kommt, dass eine Gleitschneelawine im Dezember nicht zu erwarten sei, wird sich zeigen. Die Ermittlungen sind noch im Gang.

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